Ein Gastbeitrag von Mia (Name geändert).

Geld verdienen statt zu helfen? Nicht erst seit gestern mehren sich landauf-landab die Stimmen, dass viele Operationen unnötig und nicht wenige Ärzte nur am Geld verdienen interessiert seien.

Was wie eine krude Verschwörungstheorie klingt, scheint sich doch in manchen Regionen Deutschlands als Wahrheit zu entpuppen. Das zumindest legt eine kürzlich in der ARD ausgestrahlte Reportage nahe.

Sie deckt sich zudem mit einer Erfahrung, die ich – im Zusammenhang mit einem gesundheitlichen Problem – machen musste.

Vor circa vier Jahren bekam ich in unregelmäßigen Abständen Hüftschmerzen. Diese ziehen sich seitlich bis zum Becken hoch und sind mitunter so schlimm, dass ich kaum laufen kann.

Meist geht das Ganze so zwei bis drei Tage und danach hören die Schmerzen auf – so als sei nie etwas gewesen!

Irgendwann – lange nachdem diese Schmerzen begannen – konsultierte ich einen Orthopäden. Dieser lies mich röntgen und zeigte mir danach – anhand der Aufnahmen -, dass bei meiner Hüfte die Gelenke, sinngemäß ausgedrückt, nicht „ineinander greifen“ und deshalb eine OP erforderlich sei. Andererseits – so der Orthopäde – „müsse ich in zehn Jahren damit rechnen, dass ich eine künstliche Hüfte brauche“.

Allerdings war wohl keine Eile geboten, denn der Arzt riet mir, die Entscheidung für oder gegen eine Operation im Laufe des Jahres in Ruhe zu fällen.

So verblieben wir und ich wollte mir das Ganze überlegen.

Keine zwei Tage später staunte ich nicht schlecht:

im Briefkasten fand ich von der besagten Klinik, in der ich den erwähnten Arzt konsultiert hatte, ein Schreiben, aus dem ein Operationstermin hervorging – schon drei Wochen später! Weiterhin fanden sich in dem Brief noch die Modalitäten für die Zuzahlungen und wann man das Zimmer am Check-out-Tag zu verlassen hatte (ziemlich früh!).

Ehrlich gesagt hatte ich – als ich das Schreiben in der Hand hielt – sofort die Eingebung, dass der Klinik nur daran gelegen ist, die Betten zu füllen und „Kasse zu machen“! Das war einfach mein allererstes Bauchgefühl und bekanntlich trügt das ja niemals.

Auch vor dem Hintergrund, dass es ja zunächst hieß, ich hätte das ganze Jahr Zeit, mir die Angelegenheit in Ruhe zu überlegen. Ich rief in dem Krankenhaus an und sagte den mir so – ohne Absprache – zugewiesenen OP-Termin kurzerhand ab.

Zwischenzeitlich hielten sich meine Schmerzen in Grenzen und ich war immer am Überlegen, ob ich diese Operation überhaupt wahrnehmen sollte. Irgendwie konnte ich ja mit den Schmerzen, die nur hin und wieder auftraten, leben.

Ich habe meine Entscheidung noch nicht final gefällt, tendiere aber fast dazu, auf den Eingriff zu verzichten. Das liegt auch an einer TV-Reportage, in die ich kürzlich zufällig hinein zappte.

Sie bestätigte meine Befürchtungen, dass ich vielleicht für die Klinik nur als eine Art „Geldbringer“ angesehen werde,  auf das Schärfste. Es ging in der Doku nämlich um Menschen, bei denen man unnötige Eingriffe vorgenommen und dabei nur das Geldverdienen im Blick hatte.

Zudem wurden in der Reportage verschiedene Regionen Deutschlands ausgemacht, in denen solche überflüssigen OP`s überproportional zutage traten. Betroffene, die Ungeheuerliches durchmachten, kamen zu Wort, eine Frau ist sogar – nach einigen Operationen, die wohl nicht hätten sein müssen – behindert.

In der Ausstrahlung wurde auch darüber informiert, was Kliniken an Operationen verdienen und viele Beispiele legten den Verdacht nahe, dass so mancher Patient lediglich als „Geldbringer“ angesehen wird.

In einer Datenerhebung – nach Aussagen des Senders eine Erhebung, die es so zuvor in dem umfangreichen Stil noch nie gab – stellte man zum Beispiel fest, dass nirgends im Land so viele Menschen am Rücken operiert worden sind, als in Osthessen – vor allem Fulda und Umgebung fielen hier auf.

Auch Bayern ist in Sachen vieler Operationen auffällig, wie die Dokumentation zeigte. In dem Bundesland sind nämlich viele Menschen wohnhaft, die eine neue Knie-Prothesen tragen. Laut der Doku eine OP, die im Verdacht steht, dass sie oft unnötig ausgeführt wird, einfach deshalb, weil sie lukrativ ist.  Auch Hüftprothesen werden dort überproportional häufiger eingesetzt als in anderen Bundesländern.

Oder der Landkreis Euskirchen – hier werden Einwohner viermal häufiger an der Hand operiert als im Bundesdurchschnitt.

Beunruhigende Nachrichten auch zum Thema Kaiserschnitt: in Westdeutschland wird er häufiger eingesetzt, als in den neuen Bundesländern. So zum Beispiel im Landkreis Cloppenburg.

In der ARD-Ausstrahlung kam eine Hebamme zu Wort, die seit 20 Jahren in der Region Cloppenburg arbeitet. Sie findet die hohe Kaiserschnittrate erschreckend. Zumal vor dem Hintergrund, dass viele der Frauen, die sie betreut, gar keinen Kaiserschnitt wollten, er wurde ihnen aber nahezu aufgedrängt

Folgendes Statement ist in der besagten Reportage zu hören: „schnell und reibungslos soll Geburt ablaufen, für manche Ärzte hat das mehr Priorität als die Gesundheit von Mutter und Kind. Kaiserschnitte werden oft auch gemacht, um den überfüllten Kreißsaal zu entlasten.“

Bei einer Frau in der Doku wurde bei einem Bandscheiben-Problem sofort eine OP vorgeschlagen und auch durchgeführt, getreu dem Motto:  „das geht ganz schnell, warum lange warten?”  Nach der OP aber bekam die Patientin neue Schmerzen, danach musste die Frau weitere Operationen über sich ergehen lassen und am Ende ging es ihr schlechter als je zuvor.

Nach sieben OP`s ist die Frau heute zu 60 Prozent behindert und verbringt 8 Stunden am Tag im Liegen. Bei diesem Fall wurde wohl auch die Krankenkasse stutzig und schickte einen Gutachter. Dessen Urteil ist verheerend und besagt, dass der entsprechende Arzt „nur wie ein Wilder operiert hat und die OP gar nicht nötig war.“

Unnötige Operationen sind also kein Einzelfall und fallen in verschiedenen Regionen des Landes vermehrt auf. So zumindest stellt es die Reportage glaubwürdig dar.

Die Recherchen der Macher dieser Dokumentation sind erschreckend, so dass ich – für meine Person – auf eine Operation verzichte. Natürlich kann ich anhand des OP-Termins – wie er mir so rasch und ohne Absprache ins Haus flatterte – nicht behaupten, dass die Sache unseriös ist, aber mir kommt sie zumindest so vor.

Wenn also auch Sie vielleicht einen anstehenden Eingriff vor sich haben, aber noch hadern, empfehle ich die aufschlussreiche Reportage („Operieren und kassieren“), von der hier im Artikel die Rede ist!

Solange sie in der Mediathek abrufbar ist, finden Sie sie unter diesem Link:    http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Operieren-und-kassieren-Ein-Klinik-Dat/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=43636430

Und dann: urteilen und entscheiden Sie selbst!

Bildnachweis / Symbolbild: pexels.com

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