(…)Und vielleicht, wenn auf der Welt der Hass und die Gier so groß werden, dass nichts, aber auch nichts mehr sie retten kann, dann vielleicht gibt es dort auch ein Buch, das heißt: „Der Untergang der Erde.““ Balladen, ausdrucksstarke Lieder mit Botschaften zwischen den Zeilen, rockige Songs, die die Massen begeistern – das Liedgut aus DDR-Zeiten musste und muss sich auf internationalem Parkett nicht verstecken. Allerdings war Ostrock – oder überhaupt Rock und Pop aus einheimischen Landen – zu tiefsten DDR-Zeiten sowas von uncool, dass man sich – vor allem in Diskotheken – mehr der Westmusik zuwandte. Die war damals teilweise auch tanzbarer.

Aber sei`s drum – die Musik hat sich gehalten und wird bis heute gespielt. Ostrock hat sich sogar als eine Art Marke etabliert – Veranstaltungen, Konzerte und CD`s: sie werden noch immer in diesem Zusammenhang organisiert bzw. auf den Markt gebracht.

Zudem sind Rock-Dinos wie die Puhdys noch immer aktiv und Ausnahmekünstler wie Ute Freudenberg haben nach der Wende erst richtig losgelegt und ein gesamtdeutsches Publikum erobert.

Aber im Hinblick auf den Ostrock fällt noch etwas auf: viele der Lieder, vor allem international bekannte Kult-Nummern, waren doch tatsächlich ihrer Zeit voraus! Oder – anders gesagt: sie sind auf das heutige, aktuelle Zeitgeschehen eins zu eins übertragbar. Das wird einem bewusst, wenn man die Songs mal intensiv anhört und sich ganz konzentriert den Texten widmet.

Ja, man könnte meinen, die Ost-Stars – von den Puhdys über Karat bis hin zu Petra Zieger und Ute Freudenberg – besingen die Lage in Chemnitz, Kandel oder Freiburg.

So spielt in dem Lied „Das Buch“ von den Puhdys der Hass eine gewichtige Rolle – ein Gefühl, das sich aktuell mancherorts Bahn bricht. Man muss sich nur die Aufnahmen mit den Gegendemonstranten anschauen, die sich den Menschen, die nach einer furchtbaren Gruppenvergewaltigung in Freiburg gegen die importierte Gewalt auf die Straßen gingen, entgegenstellten. Hassverzerrte Gesichter – Fratzen gleich -, verbaler Hass und leider auch Hass, der in blanke Gewalt umschlug – das alles boten die besagten Gegendemonstranten.

Hört man sich in diesem Zusammenhang den Puhdys-Song an, könnte man meinen, die Altrocker besingen genau diesen Hass, der sich von Freiburg bis Rostock durch das Land fräst und allermeist die Menschen trifft, die sich für eine Wiederherstellung der altbekannten Ordnung und Sicherheit in Deutschland einsetzen – zumeist sind das regierungskritische Personen.

Hier ein Textausschnitt aus dem Lied „Das Buch“ von den Puhdys:  

(…)Und vielleicht, wenn auf der Welt der Hass und die Gier so groß werden, dass nichts, aber auch nichts mehr sie retten kann, dann vielleicht gibt es dort auch ein Buch, das heißt: „Der Untergang der Erde.““

In nichts nach steht diesen klugen Worten der Text des Hammer-Songs „Der blaue Planet“ von KARAT. Die Musiker der Band erkannten bereits in tiefsten Zonenzeiten:

„Uns hilft kein Gott, diese Welt zu erhalten“.

Natürlich steht es jedem Menschen frei, zu glauben, an was er will, aber dieses Trara um die Kirchen, um Gott – und seit neuesten ja um eine weitere Religion – die ist vielen Ossis fremd. Bis heute. Und ja – es stimmt doch: uns hilft tatsächlich kein Gott, das alles hier – auf unserer Erde – zu erhalten. Da müssen wir schon selbst ran.

Vom Gott leiten wir gleich mal zu „Himmel“ über – das passt ja irgendwo.

Und kommen zu dem Gänsehaut-Lied von Petra Zieger, das da heißt: „Der Himmel schweigt“ und das – unserer Meinung nach – vielen Menschen in Deutschland wahrscheinlich gar nicht bekannt ist. Dabei ist das so ein starkes Lied, mit einem Text, der es in sich hat und dessen Botschaft an die Message von KARAT erinnert – Zitat:

„Wie oft stand schon der Mensch am Abgrund seiner Welt und sah in seinem Leben keinen Sinn. Und hat in seiner Not die Götter angefleht und wußte vor Verzweiflung nicht wohin. Der Himmel schwieg – kein Wunder ihm geschah, es hätte schon ein Zeichen ihm genügt.“

Tja – das Zeichen, es blieb aus und bleibt aus, es sei denn, man geht die Sache esoterisch an…!

Und zu guter Letzt eine Ballade, die zwar kein Kult-Song ist (deshalb zählt sie hier in der Aufzählung nicht zu den drei erwähnten in der Überschrift, sondern wird sozusagen als Bonus erwähnt), aber mit der wohl mächtigsten Aussage aufwartet und zwar:

„Wann fangen wir denn an, die Menschen zu seh\’n, mit Herz und mit Verstand? Wann fangen wir denn an, wann endlich versteh\’n wir. Wir sind ein Volk – ein Land!“

Gesungen wird diese Botschaft von der wunderbaren Ute Freudenberg und zwar in dem Lied „Wo sind die Träume?“.

Tja – wo sind sie hin? Gute Frage.

Wenn man sich derzeit das politische Geschehen, vor allem auf Deutschlands Straßen, anschaut, kommt man aktuell eigentlich nur zu dem einen Schluss, und zwar: ZERBROCHEN.

Aber, da die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt stirbt, wünscht man sich, dass irgendwann – bitte in naher Zukunft! – dann doch die Einsicht reift, die die „Jugendliebe“-Sängerin besingt:

„Wir sind ein Volk – ein Land“.

Bildnachweis: Jazz Archiv

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