Musiker mit Gitarre Gitarrist Hardy Krischkowsky lebt am Meer seine musikalische Leidenschaft aus – und möchte nie wieder zurück in einen gehetzten Alltag 

Promis, Partys und Moneten – alles das, was die meisten so gemeinhin mit der Welt der Prominenten, der roten Teppiche und der Showbranche verbinden, hatte Hardy Krischkowsky vor Jahren täglich. Und én masse!

Als Promoter für TV, Radio und der Medienindustrie (Kelly Family, Lucilectric und diverse andere), hatte Hardy – der schon zu DDR-Zeiten Berufsmusiker und Teil des DDR-bekannten „DUO Report“ war – nicht nur private Einblicke in die Künstler- und Showszene, er logierte auch stets in 4- oder 5-Sterne-Hotels und besuchte VIP-Partys am laufenden Band. Solche Events – für die viele Leute tatsächlich sonst was geben würden, um einmal den roten Teppich abzuschreiten und mitfeiern zu dürfen – sind das eine, der aufreibende Lebensstil das andere. Denn auch wenn es wie ein Klischee klingt:

Sex, Drugs & Rock`n Roll spielen nun mal mit rein, wenn man sich in dieser Szene bewegt. Alkohol und Rauchen sind da meist noch das kleinere Übel…! Dass der Körper bei einem solchen Lebensstil nur begrenzte Zeit mitspielt, ist klar. Auch Hardy, dem dieser Job durchaus eine ganze Weile Spaß und auch ein gutes Einkommen brachte, war das bewusst.

Leben von jetzt auf gleich geändert – Ciao Hamsterrad!

Nun ist es aber bei den wenigsten Leuten so, dass sie – auch wenn die Erkenntnis, dass Raubbau am eigenen Körper betrieben wird, da ist – ihr Leben von jetzt auf gleich ändern. Das bedarf oft eines langen Prozesses.

An dessen Ende viele Menschen leider gar nicht kommen. Weil der Köper vorher die Notbremse zieht. So auch bei Hardy, der sich eines Morgens „zusammengeklappt“ in der Hoteldusche eines Luxus-Hotels wiederfand.

Das Schockerlebnis endete – im Vergleich zu anderen Fällen – glimpflich. Es hätte aber auch anders ausgehen können. Letztlich führte der „Dusch-Kollaps“ Hardy in das Leben, das er eigentlich führen wollte und heute führt. Zwar hat es enorme private Einschnitte gegeben – seine Ehe scheiterte – aber der Vollblut-Gitarrist lebt jetzt ruhiger und zudem an seinem ganz persönlichen Wohlfühl-Ort: auf Usedom!

Hier ist er nicht nur angekommen, sondern hat sich auch eine beachtliche Fangemeinde auf der „Insel“ aufgebaut. Regelmäßige Buchungen für Events und Feierlichkeiten beweisen die Beliebtheit des Musikers auf dem beschaulichen Eiland hoch im Norden.

Außerdem ist durch das nun ruhigere Leben an der Küste genügend Zeit vorhanden, um sich individuellen musikalischen Projekten zu widmen.

Das Projekt Tribute to David Gilmour, Voice & Guitar of Pink Floyd

ist eines davon. Ihm widmet sich der Vollblutmusiker mit seiner Band, bestehend aus drei weiteren Berliner Musikern, seit 2009 intensiv.

Kreative Arbeit gut nachgefragt

Die kreative Arbeit hat sich über die Jahre ausgezahlt, Auftritte der Band, beispielsweise in Berlin oder Potsdam, sind gefragt und gut gebucht. Im Zusammenhang mit diesen Gigs ist Gitarrist Krischkowsky regelmäßig in der Hauptstadt, frönt aber danach gern wieder seinem ruhigen Insel-Leben an der Ostsee.

In Berlin hat er selbstredend immer noch den berühmten „Koffer“, aber die oft gehetzt wirkende Lebensart der Leute in der Hauptstadt, befremdet Krischkowsky heute. Natürlich ist auch er nicht jünger geworden, aber das allein ist es nicht, weswegen er keinesfalls mit seinem früheren Leben tauschen möchte.

Wir haben uns mit ihm unterhalten.

FP: Hardy, erzähle uns von Deinem Leben als Musiker in der DDR!

HK: Das Leben als Musiker in der DDR war mit Sicherheit – im Gegensatz zu heute – einfacher. Heutzutage ist der organisatorische Aufwand, eine Veranstaltung zu organisieren, mindestens dreimal höher. Es wird meist auch nicht auf die künstlerische Qualität geachtet, sondern auf den Preis. Zumindest, wenn man kein sehr bekannter Künstler ist. Da stellt sich einem schon manchmal die Frage, ob es überhaupt noch lohnt, diesen Aufwand zu betreiben und sich ständig mit Leuten zu unterhalten, von denen viele einfach nur unfähig sind.

FP: Wie kamst Du mit dem totalitärem System in der DDR klar, wie war da überhaupt so die Stimmung unter den Musikern, gerade in den späten 80igern?

HK: Wenn man überlegt, wie Musiker in der DDR in den 60iger und 70iger Jahren schikaniert wurden, von politisch gefärbten „Kulturkadern“, waren die 80iger Jahre in der DDR schon etwas freier. Freier in Sachen „Text“ und auch der kreativen Arbeit. Die Musikergeneration der 80iger Jahre kam überhaupt nicht damit klar, ihre Musik nur in den sozialistischen Ländern verbreiten zu können, die wollten natürlich raus in die Welt.

Nach der Wende sank Interesse an Ostmusik

FP: was brachte in diesem Zusammenhang die Wende 1989?

HK: Mit dem Zusammenbruch der DDR verschwand zunächst das Interesse an der „Ost-Rockmusik“. Was aber auch völlig normal war, da eine gigantische Welle neuer und unzähliger Musikstile auf die Leute einströmte.

Was mich aber umso mehr freut ist, dass die Leute irgendwann die DDR-Musik wieder neu entdeckt haben. Auch die Musik jenseits von Puhdys, KARAT & Co. erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance.

FP: Wie muss man sich Dein damaliges Leben vorstellen – als Promoter?

HK: Direkt nach der Wende waren zunächst berufliche Neu-Orientierungen, die das Ernähren meiner Familie sicher stellten, wichtig. Deshalb machte ich einen BWL-Abschluss, mit der Perspektive, firmentechnisch irgendwann wieder mein eigenes Ding machen zu können. Die Kontakte aus “DDR-Berufsmusiker”-Zeiten führten mich dann zu einem Job in der Musik-Industrie. Meine Aufgabe bestand darin, mehrere Produkte von deutschen, österreichischen und Schweizer Musikverlagen in die damals entstehende TV- und Rundfunklandschaft der neuen Länder zu integrieren.

Das Räderwerk dieser Musikindustrie bestand aus Millionen kleiner Zahnräder, die alle ineinandergreifen mussten. Man konnte in dieser Zeit wahnsinnig viel Geld verdienen, wenn man geschickt darin war, mittelmäßige Musikproduktionen in den Hitparaden so weit oben wie möglich zu platzieren. Die hohe Kunst dieses Jobs war es überdies, all` die Künstler dann auch noch in Hörfunk und TV zur besten Sendezeit zu platzieren.

Ständiges “präsent sein” stresste

Man selbst war allerdings immer unter Druck. Allein das ständige “präsent sein” auf den wichtigen Musikmessen, das Unterbringen der Künstler in Sendungen wie der ZDF-Hitparade und so weiter, war ein ständiges Hetzen. Zudem hatte das alles mit wirklich guter Musik kaum mehr was zu tun, eine Produktion klang wie die andere, es ging nur noch ums Geld.

Auch gab es nur wenige Künstler, die ich auch privat mochte. Wie zum Beispiel die Kelly Family. Die sich ihrer Passion wirklich ernsthaft widmeten. Kennengelernt habe ich sie bei einem stinklangweiligen Meeting in Köln, auf dem Schiff der Kellys. Ich selbst war schon im Prozess meiner ganz persönlichen, meiner eigenen, Revolution, die sich auch in meiner Optik widerspiegelte. An diesem Tag kam schon mal das Flugzeug zu spät an. Mir fehlte die Zeit, mich in einen Anzug zu werfen und so tauchte ich in Jeans, unrasiert und lässig mit Zopf, auf diesem Meeting auf. Richtig wahrgenommen wurde ich denn auch von diesen Leuten erst mal nicht.

Bis es dann um Zahlen ging. Hier kam ich ins Spiel, denn meine musikalischen Einsätze der Kelly-Familie waren dreimal höher, als von manch anderem anwesenden „Manager“ und Porschefahrer.

Ich hatte mich an besagtem Tag von der langweiligen Zusammenkunft entfernt und stimmte oben auf dem Schiff die Gitarre von Paddy. Irgendwann stand die gesamte Kelly-Family um mich herum, wir quatschen über Musik, sangen gemeinsam, spielten Gitarre. Später dann fragten sie mich plötzlich, warum ich eigentlich Promoter bin und nicht meine eigene Musik mache?

Zusammenbruch in der Dusche änderte alles

Und ich erklärte Ihnen, dass ich eine Familie zu ernähren hatte.

FP: Wann erkanntest Du, dass dieses „Hamsterrad-Leben“ nichts für Dich ist?

HK: Der Wendepunkt kam mit meinem Zusammenbruch in der Dusche. Vorausgegangen war eine megastressige Zeit auf der POPKOMM – permanente Termine und Meetings wechselten sich ab. Schlussendlich fanden mich Kollegen im Hotel, nachdem ich zu einem Termin nicht erschienen bin und zusammengebrochen war.

FP: Erzähl` doch mal, wie es war, als Dein Körper sich irgendwann gegen dieses stressige Leben wehrte

HK: Als ich in der Notaufnahme erwachte, war da als erstes eine bildhübsche Ärztin, die mich mit „Hallo Hardy“ begrüßte. Sie kannte mich aus DDR-Zeiten, von DUO REPORT und machte mir unmissverständlich klar, dass der nächste Zusammenbruch drei Etagen tiefer enden würde. Darauf hatte ich keine Lust.

FP: Deine Leidenschaft für die (eigene) Musik blieb immer ein Thema. Wie kamst Du zurück ins Leben und wie hast Du den stressigen Job als Promoter im Showbusiness hinter Dir gelassen?

HK: Ich habe dieses stressige Leben komplett hinter mir gelassen. Zu diesem Zeitpunkt kam eine große, alte Liebe in mein Leben zurück, was sich schnell auch mit gemeinsamen, musikalischen Projekten verband.

Cut mit altem Leben war vollzogen

Diese ermöglichten mir, mich wieder voll auf meine Liebe zur Musik einzulassen.

Privat kam es dann zur Scheidung und der Cut mit meinem alten Leben war endgültig vollzogen. Durch die neue Beziehung entstand auch der Kontakt zur Insel Usedom. Ich erkannte schnell, dass die Insel mir das bot, wonach ich all die Jahre suchte.

FP: Was hat sich seitdem geändert in Deinem Leben, hast Du Dich verändert?

Einstellung zum Leben änderte sich

HK: Alles! Meine Einstellung zur Musik, meine Einstellung zum Leben, meine Einstellung zum Geld, meine Einstellung zu Menschen – einfach alles.

Ich fühle mich unsagbar reich, denn: ich stehe auf, wenn ich wach werde, ich esse, wenn ich Hunger habe, ich rede mit Menschen, die ich mag, ich mache nur Musik, wo ich es auch will! Ich gehe schlafen, wenn ich müde bin.

Das Ergebnis dieser Lebensart, man kann es auch „mentale Reise“ nennen, ist unter anderem meine CD „ACOUSTICA“. Zudem ist eine neue CD mit “Chill-Out”-Musik in Verbindung mit Konzertgitarre geplant. Derzeit ist außerdem die Aktivierung von DUO REPORT im Gespräch.

FP: Danke für´s Gespräch, Hardy!

http://www.hardykrischkowsky.de/

https://www.facebook.com/hardy.krischkowsky?fref=photo

Bildnachweis: Copyright: Hardy Krischkowsky 

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