Herrliches Wetter, viel Zeit und halbwegs freie Straßen: Mehr braucht es nicht, um zwischen Bingen und Koblenz Rheinromantik und Mittelalter-Flair zu genießen. Das taten wir am vergangenen Pfingstwochenende und tankten mal wieder Kultur und Geschichtliches jenseits der sächsischen Heimat.
Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich ab der Stadt Bingen beschauliche Orte und Kleinstädte gegenüber des Rheins aneinander. Hier der bekannte Fluss, da alte Fachwerk-Fassaden mit üppiger Blumenpracht – ein Augengenuss allererster Güte!
Auch Burgen-Fans kommen um Bacharach auf ihre Kosten
Zudem kommen in dieser Region Burgen-Fans voll auf ihre Kosten – gefühlt alle 300 Meter erhebt sich ein imposantes Burganwesen aus alten Zeiten über die Rheinlandschaft. Wer schon mal ein paar Monate voraus und an die Weihnachtszeit denkt, sollte die Burg Rheinstein im Hinterkopf haben. Die wirbt nämlich – auch jetzt schon – für die Tage im Advent, wenn sich das steinerne Gemäuer in eine Weihnachtslandschaft verwandet.
Zwischen Bingen und Loreley laden, wie schon erwähnt, eigentlich alle Örtchen zum Verweilen ein, das eine vielleicht mehr (St. Goar), das andere – wie Boppard zum Beispiel – eher weniger. Wir haben uns für ein ausgiebiges Verweilen das Städtchen Bacharach ausgewählt. Ein Fachwerktraum und Postkartenidyll, in dem die Gastronomie langsam wieder zum Leben erwacht. Langsam deshalb, weil die meisten Restaurants und Cafés bei unserem Zwischenstopp coronabedingt erst am Nachmittag öffneten, was aber dem Aufenthalt in der kleinen Stadt am Rhein keinen Abbruch tat. In einigen Locations konnte man durchaus schon einen bei den Rheinland-Pfälzern und seinen Gästen so beliebten Weinschoppen (Schöppken) genießen.
Dass das Drumherum nicht aus dem sonst üblichen Trubel bestand, ist freilich ebenso Corona geschuldet. Dennoch war es sehr angenehm, mit nur wenigen weiteren Touristen das historische Städtchen zu erkunden.
Fachwerk, wohin man blickt, ist in Bacharach angesagt – eine wirkliche Augenweide! So zum Beispiel der Altkölnische Saal (Bild oben). Ein geschichtsträchtiges Gebäude, von dem es auf bacharach.de unter anderem heißt:
“(…)Ursprünglich war der Kurkölnische Saalhof im Besitz des Kölner Erzstiftes. Hier hatte die Gerichtsbarkeit ihren Sitz. Er war früher wohl das bedeutendste weltliche Bauwerk der Stadt.1810 riss die französische Verwaltung den Saalhof ab. Nach Ansicht von Experten stammten die Baubestandteile des Kurkölnischen Saalhofes aus der frühen fränkischen Zeit.(…)”
Ein weiteres markantes Gebäude in der historischen Altstadt von Bacharach ist das Alte Haus.
Das Alte Haus wurde bereits 1586 errichtet
Es wurde 1586 errichtet und laut dem Webauftritt des Rheinstädtchens hat es unter anderem folgende Bedeutung:
“Das “Alte Haus” von Bacharach ist ein einzigartiges, stadtbildprägendes Denkmal. Während die Mehrzahl der alten Bürgerbauten durch eine Reihe schwerer Stadtbrände um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vernichtet wurden, bewahrte das “Alte Haus” in fast allen Teilen den reichen Charakter rheinischen Fachwerks.(…) Das Kleinod inmitten des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist ein Bauwerk von überregionaler Bedeutung”
Auch vor diesem wunderschönen Kleinod war corona-bedingt nichts los, so dass man das Schmuckstück in Ruhe bewundern und fotografieren konnte. Weiter ging es dann zur alten Stadtmauer (Bild unten), die begehbar und einen Abstecher definitiv wert ist!
Unbedingt einen Spaziergang auf der Stadtmauer einplanen!
Auf regionalgeschichte.net findet sich dazu unter anderem folgendes:
“(…)Trotz der Zerstörung der vier stärksten Türme durch die Franzosen 1689 und des Abbruchs von Zehnt- und Münztor um 1830 ist sie die am besten erhaltene Stadtbefestigung am Mittelrhein(…)”
In Bacharach ist Geschichte in jedem Winkel und in jeder Ecke zu spüren, das Flair alter Zeiten umweht einen sofort, wenn man das Städtchen nur betritt. Dazu gegenüber der Rhein, der in der Frühsommer-Sonne glitzert: das sind Ausflugsfreuden pur!
Ein Tag oder ein Nachmittag reicht hier natürlich lange nicht, um alles aufzunehmen. Zumal mit den eingangs erwähnten Burgen weitere spannende Ziele locken. Ein Pflichtbesuch für historisch Interessierte ist auch die weltberühmte Loreley, die man schon bald, nachdem man Bacharach hinter sich gelassen hat, erreicht.
Der Sage nach saß in alten Zeiten ein junges, schönes Mädchen auf dem Felsen und sang. Betört davon geriet so manches Schiff auf dem Rhein in Schwierigkeiten oder ging gar unter. Der markante Fels war zudem schon im Mittelalter bekannt, da er als Wege-Orientierung diente.
Wer kann, sollte dem sagenumwobenen Ort, dessen Kenntnis auch ein Stück deutsche Allgemeinbildung ist, auf jeden Fall einen Besuch abstatten.
Überhaupt ist diese Region Geschichte pur und es wert, ausgiebig erkundet zu werden. Im Idealfall macht man gleich Urlaub in Rheinland-Pfalz und schlägt somit auch den noch laufenden Corona-Reisebeschränkungen in so manches Ausland ein stilvolles Schnippchen!
Die Heimat (neu) entdecken – nichts wie los!