Haus in Kreuzofen/KrzyzeEin Gastbeitrag von Manuela.  Seit fast vier Jahren wohne ich in einem kleinen, renovierungsbedürftigem Haus am Rande der Stadt, im Grünen.

Ein eigenes Heim war in meinem Lebensplan niemals vorgesehen, ich kam zu dem Domizil eher durch Zufall. Durch eine Erbschaft. Als man mir seinerzeit die Mitteilung über das Erbe übersandte, fuhr ich mit einem Freund raus, um mir das Häuschen anzusehen.

Mein Begleiter war bautechnisch versiert und sollte mir eine Einschätzung geben, was den Zustand des Hauses anbetrifft. Denn obwohl ich nun Erbin bin, bin ich noch lange keine gut betuchte Person – im Gegenteil:

Erst mal wohnen, Sanierung noch nicht drin

Als Kreative (ich arbeite in der Graphik-Branche) habe ich finanziell ständige Auf`s und Ab`s. Mal eben 50 000 Euro für eine Sanierung auszugeben war definitiv nicht drin. Mein Kumpel schätzte den Zustand des Hauses insgesamt als “gut” ein, merkte aber an, dass „doch recht viel zu machen sei“. Und „ich es mir überlegen solle“. Mit dem Haus.

Das tat ich. Und nahm das Erbe und damit das Haus an.

Bislang hatte ich in einem kleinen Apartment nahe der Innenstadt gewohnt, zu einer ziemlich überteuerten Miete, wie ich fand. In den Großstädten des Landes ist das ja leider fast schon der Normalfall.

Das eigene Haus – ein merkwürdiges Gefühl

Und nun zog ich in (m)ein eigenes Haus. Ein merkwürdiges Gefühl war das. Aber gleichzeitig auch ein schönes, denn im Gegensatz zu anderen Hausbesitzern war ich nicht mit einem fetten Kredit für die Hütte belastet. Sie gehörte mir.

Ich ließ das Nötigste herrichten – Böden auswechseln und frische Farbe an die Wand – und zog ein.

Neben meiner beruflichen Tätigkeit widmete ich mich fortan fast ausschließlich den Themen “Hausrenovierung”, “Garten” und “Inneneinrichtung”. Die Zeit dazu habe ich, denn außer zwei Katzen lebt niemand bei mir, ich bin Single.

Das Internet mit seinen Millionen von Bilddatenbanken ist meine wichtigste Inspirationsquelle, beim Einkaufen wandert zudem fast immer eine Wohn- oder Gartenzeitschrift in meinen Einkaufskorb.

Bloß kein Druck!

Denn – im Gegensatz zu vielen anderen Leuten – habe ich für mein kleines Anwesen nicht wirklich einen Plan. Ich lasse mich treiben, sauge die eine oder andere Anregung begierig auf, prüfe, inwieweit das für meine Umgebung machbar wäre und plane. Im Kopf.

Ohne mir Druck zu machen.

Trotz dem rings um mich rum fast alles ein einziges Provisorium ist, genieße ich dieses neue Lebens- und Wohngefühl in dem Haus sehr. Mein Garten ist alles andere als „getrimmt“, aber in ihm die umliegende Natur, das satte Grün, zu genießen, hier an schönen Tagen auch zu arbeiten – unbezahlbar!

Apropos „bezahlen“. Ich versuche pro Jahr einen Raum bzw. ein Projekt in meinem Haus zu renovieren, zu realisieren. Anders geht es finanziell nicht.

Ich finde, dass das gut so ist. Weil man sich so – meiner Meinung nach – erst richtig auf die Umgebung einlassen und die eigenen vier Wände auf sich wirken lassen kann.

Zeit für Ideenfindung

Hätte ich jetzt zehntausende Euro zur Verfügung und könnte die Bude binnen drei Monate tipp-topp herrichten – ich weiß nicht, ob es dann das Zuhause wäre, in dem ich mich wohlfühle.

Denn alles langsam angehen zu lassen, die Zeit, die mit Ideenfindung verrinnen kann, bringt Raum für kreative Gedanken, lässt Ideen reifen, die sich verfestigen oder eben wieder verworfen werden.

Mein Arbeitszimmer zum Beispiel war vom Ambiente her ein „70iger-Jahre-Scheusal“, die Tapeten und hässlichen Deckenplatten eine Zumutung. Trotzdem beließ ich es zunächst für fast zwei Jahre so (auch weil das Budget fehlte) und arbeitete in dieser schrägen Umgebung.

Je mehr Zeit ich in dem Raum verbrachte, desto mehr konnte ich ihn auf mich wirken lassen und meine Vision, wie dieser Raum einmal aussehen sollte, verfestigte sich.

Irgendwann wurde daraus eine klare Vorstellung, auch unter den Einflüssen von Pinterest & Co., wo man ja stundenlang in herrlichen Wohnbeispielen versinken und sich Anregungen holen kann. Im Zusammenspiel mit meinen Anforderungen an das Zimmer, kristallierte sich glasklar und detailliert meine Planung für den Raum heraus.

Ich ließ das eins zu eins umsetzen und arbeite heute in einem (für mich) traumhaft schönem Raum. Zudem ist es ein superschönes Gefühl, sich genau das Ambiente zu schaffen, was man sich wünscht, was einem gefällt.

Auch im Garten.

Manches geht auch wie von selbst

Bislang ist da wenig gemacht oder gar gestutzt und gepflanzt. Lediglich zwei schöne Rosen stehen stolz in einem kleinen Beet, den Samen hatte ich mal beim Discounter mitgenommen und war eher skeptisch, dass die was werden. Ich bin kein „grüner-Daumen“-Typ…!

Und wie so oft, wenn man etwas nicht übers Knie bricht oder ein Ergebnis krampfhaft herbeisehnt, bahnten sich die zwei Blumen-Schönheiten wie von selbst den Weg ans Licht.

Mein Rasen hingegen ist eine Katastrophe. Abgewetzt, plattgetreten, lediglich an einigen, wenigen, Stellen satt und grün.

Macht aber nichts, es stört mich nicht. Denn je mehr Jahre (Sommer) ich in meinem Garten verbringe, desto klarer formiert sich ein Bild von der Gestalt, die er einmal annehmen soll. Einen kleinen Teich indes habe ich mir schon zugelegt, versierte Freunde versahen das Schmuckstück mit professioneller Pumpentechnik und ich umpflanzte ihn nach meinem Gusto mit allerlei Grün. Sozusagen als Auftakt für den Garten meiner Zukunft!

Weil ich das Teich-Ambiente als extrem beruhigend empfinde, soll irgendwann eine kleine Relax-Insel nahe am Wasser folgen. Konkrete Planungen dafür hatte ich nicht. Wieder mal war es der Faktor „Zeit“, der neue Ideen heranreifen ließ. Irgendwann ergatterte ich zwei noch schöne Liegestühle, die Freunde ausrangieren wollten und als man sie mir brachte, stellte ich sie erst mal an den Teich.

Die Details sind schon im Kopf

Dieses zufällig dekorierte Ensemble ergab allerdings ein so harmonisches Bild, dass ich eines Tages – die Stühle standen ewig dort positioniert – wusste, wie ich meine Ruhe-Oase am Teich gestalten würde. Mit einem schön gefliesten Untergrund und italienischen Topfplanzen drum herum wird hier eine kleine Ruheinsel entstehen – jedes Detail habe ich schon im Kopf!

Und deshalb habe ich die langen Phasen der vielen Provisorien um mich herum total lieben gelernt!

Ich bin davon überzeugt, dass das Ergebnis um vieles kreativer und ideenreicher ist, wenn man einen neuen Wohnbereich erst mal eine Weile auf sich wirken lassen kann.

Sicher: ein großzügiges Budget für Innen- und Außenbereich eines Hauses zu haben, ist auch schön. Aber vielleicht vergibt man sich ja was, wenn man in kürzester Zeit alles durch professionelle Firmen herrichten lässt? Meist bleibt für die ganz kreative Schiene wenig Raum, genügend Beispiele findet man in diversen (Reihen)Haus-Siedlungen, wo ein Garten dem anderen gleicht.

Ohne dass ich natürlich derlei Siedlungen schlecht machen möchte – bitte nicht mißverstehen! Ich jedenfalls genieße das Unperfekte und Provisorische um mich herum! Vor allem jetzt im Sommer, den ich die meiste Zeit über in meinem (noch nicht wirklich hergerichtetem) Garten verbringe, ist es mir völlig egal, dass manche meiner Räume mir das Gefühl geben, eine Zeitreise in die 70iger angetreten zu haben.

Inspiration über Zeitschriften und das Netz

Irgendwann wird auch dieses Flair dem Ambiente meiner Kreativität weichen müssen, das steht fest. Wann das sein wird – egal! Bis dahin werde ich noch durch viele Wohnblogs im Web stöbern, mich mit Wohn- und Gartenzeitschriften eindecken und mir ganze Nächte bei Pinterest um die Ohren schlagen.

Im Kopf sieht mein Haus sowieso schon ganz anders aus und ob ich nun heute oder morgen zur Tat schreiten kann, ist egal. Zumal allein mein Geldbeutel eine ganz reale „Bremse“ ist.

Macht aber alles nichts, denn – mal ganz ehrlich! – Hauptsache, die Hütte ist bezahlt!

Bildnachweis (Symbolfoto), Fotolia https://de.fotolia.com/id/91729102

Datei: #91729102 | Urheber: madiedu

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