Ein Gastbeitrag von Ulrike

Stalking – seit einiger Zeit steht diese Form der Belästigung unter Strafe.

Das Verfolgen und Behelligen anderer Leute hatte so immens zugenommen, dass der Gesetzgeber sich – zu Recht – veranlasst sah, hier etwas zu tun.

Es gibt mit Sicherheit eine Menge Frauen, die mit diesem fiesen Phänomen Erfahrung haben – angezeigt wird freilich längst nicht alles auf diesem Terrain.

Die interessante Frage aber, die sich mir stellt, ist: wo fängt Stalking eigentlich an?

Trägt man schon erste Stalking-Züge in sich, wenn man (FRAU) dem männlichen Objekt der Begierde nachschnüffelt? In extremen Situationen wie Liebeskummer?

Oder ist es kein Stalking, wenn der Betreffende es nicht bemerkt? Wahrscheinlich nicht, aber vor dem Hintergrund, dass Stalking in den letzten Jahren doch sehr in den öffentlichen Blickpunkt geraten ist, habe ich selbst mal meine emotionalen Reaktionen auf den Prüfstand gestellt.

Es geht freilich um Emotionen in einer Ausnahmesituation – hier: Liebeskummer.

Denn ich habe in so einer Ausnahmesituation Handlungszüge an mir festgestellt, die – im Rückblick, nach Überwindung des Herzschmerzes – doch schon Grundzüge von Stalking tragen, wie ich finde.

Ich wurde seinerzeit von einem Mann verlassen, der damals der „Mann meiner Träume“ war. Die Trennung traf mich hart und unvorhersehbar, weshalb der darauffolgende Liebeskummer DER Horror schlechthin war.

Aber statt loszulassen, habe ich alles mir Mögliche getan, um mitzubekommen, was mein Verflossener so treibt. Da er in der Nachbarstadt wohnte, blieb mir als bequemstes und schnellstes Mittel damals nur das Internet. Facebook war dazumal – es ist nun schon einige Jahre her – noch nicht so verbreitet. Deshalb blieb mir eigentlich nur die Singlebörse, in der ich den besagten Mann damals kennen gelernt hatte.

Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber damals blinkte ein Online-Button, wenn der Betreffende gerade online war.

Und das war ER leider sehr oft. Loggte ich mich ein und sah diesen Button, hockte auch ich stundenlang am Netz, nur um mich selbst zu zerfleischen. Denn: ich konnte ja nicht sehen, was er da trieb und auch nicht mit wem (übrigens: aufgrund dieser und ähnlicher Situationen ist ja das Fremdgeher- und Lügner-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de entstanden).

Im Nachhinein betrachtet, hatte dieses Verhalten auch schon was von Stalking, denn ich war wie besessen davon, im Bilde zu sein, wann er online ist und wann nicht. Absolut irre – mit der Einsicht von heute.

Leider muss ich gestehen, dass ich noch einen Schritt weiterging. Das ergab sich eher zufällig.

Ich hatte – aufgrund einer längeren Reparatur an meinem Wagen – für einige Zeit (noch während des Liebeskummers) einen Mietwagen zur Verfügung. In diesem Auto – an der Ampel stehend – sah ich ihn eines Tages auf der Gegenfahrbahn fahren kommen. Mit seinem Auto, in dem ich so oft auf dem Beifahrersitz saß.

Ich wartete auf die Grünphase und wendete mit meinem Auto sofort bei der erstbesten Gelegenheit. Ich war hoch alarmiert, obgleich es mich ja nichts mehr anging. Denn: ich hatte gesehen (er fuhr ein Cabrio), dass er edel angezogen war und schlussfolgerte, dass er garantiert zu einem Date fuhr.

Also lenkte ich mein Fahrzeug zunächst zu den Locations, von denen ich annahm, dass er sie als Treffpunkt für ein Date ausgewählt haben könnte.

Ich wurde allerdings nicht fündig – nirgends eine Spur von ihm.

Allerdings brachte mich dieses Manöver damals auf die Idee, die Zeit mit dem Mietwagen (so konnte er mich ja nicht gleich erkennen!) zu nutzen, um auch an anderen Abenden „um die Häuser“ zu fahren. Denn mein Bauchgefühl sagte mir (auch aufgrund der Tatsache, dass er viel in der Singlebörse online war), dass er am daten ist.

Ich hatte das dringende Bedürfnis, zu schauen, mit was für einem Typ Frau er sich wohl verabreden würde – absolut krass, im Nachhinein gesehen. Und – Sie ahnen es vielleicht: ich hatte natürlich nie Glück und sah ihn. Meine Fahrten blieben ergebnislos.

Aber die Tatsache, wie extrem ich reagiert habe – die blieb.

Bis heute muss ich an mein Verhalten von damals denken, wenn ich etwas über Stalking lese. War ich nicht mit diesem verrückten Verhalten (okay, ein bisschen entschuldigt mit Liebeskummer) selbst eine Stalkerin?

Nun – wie erwähnt – vielleicht nicht ganz, denn Stalking geht ja immer damit einher, dass es die gestalkte Person bemerkt, wenn man (FRAU) sie verfolgt. Meine Aktivitäten waren ja heimlich.

Aber dennoch: sie waren fragwürdig, gar keine Frage!

Wenn man das aber im Nachhinein ein wenig für sich reflektiert und sich vor Augen hält, wie gaga sowas ist, könnte das der erste Schritt zur Besserung sein. Im Falle eines nächsten Males. Immerhin weiß man ja als intelligente Frau, dass das alles zu nichts führt und ein solches Verhalten kindisch ist.

Fraglich allerdings, ob man sich daran erinnert, falls er doch wieder mit voller Wucht zuschlagen sollte – der Liebeskummer. Denn bekanntlich ist es ja ausschließlich der akute Herz-Schmerz, der Betroffene zu solchen absurden Aktionen verführt.

Insofern hoffe ich inständig, dass ich diesem Kummer nicht mehr erleben muss – immerhin bin ich schon seit geraumer Zeit mit meinem wirklichen Traummann zusammen!

Bildnachweis (Symbolbild): pexels.com

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