“Loslassen” – dieses kleine Wörtchen ist ein millionenfacher Ratschlag, den Psychologen ihren Klienten wohl tagtäglich, überall auf dieser Welt, geben.

Sowohl Hobbypsychologen, als auch echte Experten, aber auch die gefühlten Millionen “Coaches”, die seit Jahren aus dem Boden spriessen, haben es mit dem “Loslassen”.

Dass dieser Ratschlag inzwischen inflationär gegeben wird, dürfte klar sein. Und nicht nur das: er scheint auch in Situationen gegeben zu werden, in denen eigentlich das Gegenteil von “Loslassen” angesagt wäre.

Das zeigt ein entsetzlicher Fall, auf den ich gleich komme.

“Loslassen” ist zum geflügelten Wort bei (Küchen)Psychologen geworden

Aber kurz vorher noch  mal was zum “Loslassen”. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dieser Tipp von Psychologen wohl am allermeisten bei Problemen in Sachen Trennung, Liebe, Dating und Kennenlernen angewandt wird. Und zwar dann, wenn einer der Beteiligten mit der Situation nicht klar kommt.

Ich selbst war nämlich mal in so einer Situation (extremer Liebeskummer, mit dem ich nicht klar kam….) und konsultierte eine Psychologin. Diese betreute mich dann einige Monate lang und bei diesen Sessions war “Loslassen” natürlich ein geflügeltes Wort. Und in solchen Fällen stimmt und hilft das ja auch (wenn man es denn kann, denn ganz vielen Menschen gelingt es in bestimmten Situationen kaum oder gar nicht loslassen).

Dass dieser Ratschlag aber auch ganz furchtbar nach hinten losgehen kann, beweist der eingangs erwähnte, entsetzliche Fall, auf den ich nun zu sprechen (zu schreiben…) komme.

Loslassen kann auch nach hinten losgehen

Veröffentlicht hatte die Geschichte der STERN, in seiner Ausgabe vom 27. Dezember 2018.

Es geht in dem Beitrag um eine Frau, die ihren Enkel großzieht, der 17 Monate alt war, als seine Mama, die Tochter der Frau, ermordet wurde.

Diese Tochter wurde von ihrem Partner, dem Vater des Enkels, in der Nacht zum 27. Oktober 2016 erstochen. Dem Verbrechen vorausgegangen war eine schwierige Paarbeziehung der Tochter zu  ihrem Partner, über die die Frau, (Alexandra Haselberger, die Mutter der Erstochenen) im STERN spricht.

Als Mama hatte sie diese Beziehung lange schon argwöhnisch betrachtet und sich – klar!- Sorgen um ihre Tochter gemacht. Ihren Aussagen nach war der Partner ihrer Tochter kriminell und wohl ab und an auch gewalttätig. Und genervt von seinem Kind.

Mutter wollte ihr Kind unterstützen, doch Psychologin riet das Gegenteil

Allerdings hatte sie – wie wohl viele andere Mütter auch – das Problem, dass ihre Tochter wünschte, dass sie sich in die schwierige Beziehung zum Kindsvater – ihrem späteren Mörder – nicht einmischen sollte.

Weil sie ihre Tochter (20) aber unterstützten wollte, suchte Alexandra Haselberger bei einer Psychologin Rat.

Zitat:

“Die Psychologin sagte zu mir, dass ich loslassen müsste. Das war drei Monate vor dem 27. Oktober.”

Dann, im Oktober, der Mord. Die Tochter von Frau Haselberger wird von ihrem eigenen Partner, dem Vater ihres Kindes, erstochen – im Zimmer, in dem auch der eineinhalbjährige Sohn des Paares schlief.

Ich werde Ihnen den Beitrag unten verlinken, denn ich möchte hier nicht die ganze tragische Geschichte abbilden, sondern mich auf einen Aspekt konzentrieren.

Und zwar den Ratschlag der Psychologin an die Mutter der ermordeten jungen Frau: “Loslassen”.

Hätte es auch anders ausgehen können?

Was wäre gewesen, hätte die Psychologin die Frau in ihrem Ansinnen, die Tochter zu unterstützen, bestärkt? Und mit ihr gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie sie ihre Tochter und das kleine Enkelkind aus diesem Umfeld herausbekommt?

Natürlich ist diese Frage auch ein wenig wie Kaffesatz lesen, klar. Denn niemand weiß, ob der Mord hätte verhindert werden können – auch klar.

Was mich hier so stört, ist dieser reflexartige Ratschlag, dieses “Loslasssen”, als ginge es um einen Liebeskummer, der irgendwann wieder abebbt. Ich möchte natürlich dem Berufsstand der Psychologen keineswegs unterstellen, dass unprofessionell gearbeitet wird, aber erhebliche Zweifel an vielen Psychologen habe ich schon länger.

Psychologen heute oftmals mit Ratschlägen wider dem gesunden Menschenverstand!

Man kann das aktuell auch ganz gut bei politischen Debatten / zeitgeschichtlichen Diskussionen verfolgen. Psychologen, die hierzu Statements oder umfassende Beiträge / Interviews in den Medien abgeben, fallen fast alle durch eine recht krude Meinung bzw. Weltanschauung auf. Mir jedenfalls.

Sei es in Sachen Kindererziehung, Parteien oder auch zwischenmenschlicher Beziehungen – so gut wie überall mischen Psychologen mit, deren Meinung oder Einstellung oft weit weg ist vom gesunden Menschenverstand. Und von Empathie auch.

Denn: ist es nicht so, dass jeder auch in seiner beruflichen Situation auch “nur” ein Mensch ist? Natürlich kann und darf man als Experte keineswegs leichtfertig private Einstellungen und Verhaltensweisen in seine professionellen Ratschläge einfließen lassen, aber warum werde ich das Gefühl nicht los, dass hier auch wieder so eine Psychologin am Start war, die per se alles ablehnt? Weiße Männer zum Beispiel, Familiengründung, Traditionen und womöglich auch den Begriff “Heimat”? Und Sachsen ja sowieso?

Nun – das mag irritierend klingen, aber da ich tagtäglich im Internet unterwegs bin und mich viel in Gruppen tummle, in denen auch Psychologinnen und Coaches unterwegs sind und bei deren Lebenseinstellungen mir regelmäßig übel wird, habe ich ein sehr konkretes Bild solcher Personen vor Augen.

Hinzu kommt das unsägliche Geschreibsel vieler Psychologen in den Medien. Für normale Leute zumeist nicht ernst zu nehmen.

Statt “Loslassen” wäre Gegenteil vielleicht hilfreicher gewesen

Mal ganz ehrlich: bei einer Familiensituation, wie der oben geschilderten, in die auch noch ein kleines Kind involviert ist – warum hat die Psychologin ihre Klientin hier mit dem “Loslassen”-Tipp “abgefertigt”? Würde hier nicht jeder – ganz gleich, ob Psychologe oder Nicht-Psychologe – schauen, dass man das Gegenteil von “Loslassen” angeht?

Ich verstehe es nicht….! Aber vielleicht denken Sie ja ganz anders darüber? Hier der Artikel, so dass Sie sich Ihr eigenes Bild machen können.

Bildnachweis: pixabay.com

 

 

 

 

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