Den Menschen hierzulande wird ja immer eine gewisse „Muffeligkeit“ unterstellt – ähnlich wie beispielsweise Engländern im Urlaub auf Mallorca permanent hoher Alkoholgenuss nachgesagt wird.

Wie oft höre ich Leute sagen: „Die Menschen in der Stadt laufen alle mit einer schlechtgelaunten Miene herum“!

Dass aber die angebliche Unfreundlichkeit der Deutschen  wohl eher ins Reich der Mythen gehört, konnte ich letzte Woche am eigenen Leib erfahren.

Mir widerfuhr nämlich – binnen nicht mal zwei Stunden! – sogar eine doppelte Dosis Freundlichkeit. Es begann damit, dass ich zum Supermarkt fuhr und mich kurz nach dem Aussteigen über meinen Freund ärgerte. Der hat nämlich die Angewohnheit, den kleinen Chip für den Einkaufswagen, den ich stets akribisch in der Ablage unter dem Armaturenbrett deponiere, in seine Jacke zu stecken, wenn wir vom Einkaufen kommen. So manches Mal stehe ich dann ohne Chip für den Einkaufswagen da. Ein oder zwei Euro oder ein Fünfzig-Cent-Stück finden sich, wenn ich sie brauche, selten in meiner Geldbörse.

So war es auch dieses Mal. Ich fluchte also leise vor mich hin und nahm Kurs auf die Kassiererin, vor deren Kassenzone sich eine riesige Schlange gebildet hatte – Vorweihnachtseinkäufe eben.

Die Frau an der Kasse erblickte mich allerdings gleich und ich hielt ihr meine paar Geldstücke hin und bat sie, mir für diese ein Fünfzig-Cent-Stück zu geben.

„Wenn ich die Kasse offen habe“ erwiderte sie und eine Frau, die gerade ihre Waren in den Einkaufswagen packte, hielt mir in diesem Augenblick einen Euro hin. Ich zeigte ihr meine Geldstücke, die nur einen Fünfziger hergaben, bedankte mich jedoch höflich. Mittlerweile rückte auch der nächste Kunde nach und die Kassenschublade öffnete sich, die Kassiererin wechselte mir.

Das war die erste Höflichkeit, die mir widerfuhr und die zweite folgte nur kurze Zeit später – lustigerweise wieder in der Kassenzone. Und das kam so: in dem Supermarkt war ein abschließbarer Medikamentenschrank im Angebot, genauso ein Teil, wie ich es lange schon suchte – sogar noch zu einem Hammerpreis. Ich griff zu und bugsierte das relativ sperrige Ding in meinen Einkaufswagen. Soweit – so gut. Da ich noch eine Menge mehr einkaufte, stellte ich an der Kasse fest, dass ich meine Einkäufe UND den Medizinschrank niemals in einem Ritt gen Auto bugsiert bekomme. Ich sagte der Kassiererin, während ich bezahlte, dass ich wohl zwei Mal gehen und den Medizinschrank zunächst an der Kasse lassen muss.

„Warten Sie, ich trage Ihnen den Schrank“ ertönte es da hinter mir und ein Mann, der nur zwei Artikel gekauft und somit eine Hand frei hatte, lächelte mich an.

Ich wartete also, bis er bezahlt hatte, dann griff er sich beherzt meinen Schrank und trug ihn mir zum nahegelegenen Auto. Ich bedankte mich höflich und war begeistert, von der Freundlichkeit, die mir an diesem Tag in nur kurzer Zeit widerfuhr.

Von wegen also „muffelige Mitbürger“!

Allerdings – ohne mich selbst loben zu wollen -: ich bin auch hilfsbereit und habe schon auf manche Situation, in der Hilfe geboten war, reagiert. Sei es, dass ich einer Mutter mit Kinderwagen die Tür zu einem Laden aufgehalten oder die Oma an der Kasse mit ihren drei Artikeln vorgelassen habe. Solche oder ähnliche Alltagssituationen kennt wohl ein jeder und – mal ehrlich! – wer hilft da nicht?!

Eben!

Bildnachweis: pexels.com

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