Wer sich als Frau hierzulande selbständig macht, um zum Beispiel einen Onlineshop zu gründen, hat es in vielerlei Hinsicht deutlich schwerer als die Herren. Obwohl es grundsätzlich keinen Unterschied macht, ob nun ein Mann oder eine Frau die Geschicke des Shops lenkt, sehen sich Frauen leider immer noch Vorurteilen und Hindernissen ausgesetzt. Das deutsche Geschäftsklima ist für Frauen im internationalen Vergleich bestenfalls mittelmäßig.

Gender Bias und Geschäftsklima

Noch immer dominieren Männer weltweit die Geschäftswelt – mit extremem Vorsprung. In der Geschlechterforschung wird der geringe Anteil der Frauen oft mit dem sogenannten Gender Bias erklärt. Gemeint ist damit die grundsätzlich geringere Akzeptanz von weiblichen Unternehmern in der Gesellschaft. Entweder wird die Frau in die Mutterrolle gedrängt oder sieht sich selbst eher dort und ordnet den unternehmerischen Drang unter. Das politische und soziale Klima spielt wiederum eine Rolle, wenn es um Möglichkeiten, aber auch Akzeptanz und Chancengleichheit geht. In einer Studie zum Geschäftsklima für weibliche Unternehmer von MasterCard landet Deutschland nur auf Rang 23, noch hinter Vietnam, Botswana und den Philippinen. Für Frauen bedeutet der Gender Bias auch, sich darauf vorzubereiten, dass es eben nicht dasselbe ist, ob man als Frau oder als Mann einen Onlineshop gründet.

Kapital als Frau bekommen

Das in Deutschland gültige Gleichstellungsgesetz verbietet es in jeglicher Hinsicht, jemanden aufgrund seines Geschlechts in irgendeiner Form zu benachteiligen. Doch in der Realität sieht es oft anders aus, wenn es auch selten offen kommuniziert wird. So bekommen Frauen nachweislich weit seltener einen Förderkredit für ihren Shop als Männer. Als Grund geben die Banken gern die geringeren Eigenmittel an. Doch tatsächlich wird vielen Frauen ihre Bescheidenheit zum Verhängnis. Banken vergeben eher großzügige Kredite an investitionsintensive Gründer als an „typische“ Frauen-Start-Ups, die oft mit wenig Startkapital auskommen. Ähnliches hat auch Susanne Piontek-Aryaie erlebt, Gründerin des erfolgreichen Onlineshops smokestars.de. Sie habe sich lieber entschieden, die Firma allein mit Erspartem hochzuziehen, ohne sich bei Banken zu verschulden.

Frau als Verhandlungspartner

Ein weiteres grundsätzliches Problem dürfte wohl jede Frau schon einmal in ihrem Geschäftsleben erlebt haben. Als Frau wird man von vielen Geschäftspartnern, Kunden und Dienstleistern anders und oft nicht auf Augenhöhe wahrgenommen. Hier zeigt sich der Gender Bias im Alltag sehr deutlich, selbst wenn Männer dies in der jeweiligen Situation gar nicht aus böser Absicht tun. Andere hingegen sehen Frauen per se als schlechtere Geschäftsleute an und versuchen, für sich günstigere Konditionen herauszuhandeln. Mit Kritik, Abweisung oder gar Übervorteilung kommen die meisten von ihnen aus archaischen Dominanzgefühlen gar nicht klar. Als Frau sollte man in solchen Situationen souverän und professionell bleiben. Eine Belehrung oder Beanstandung der männlichen Verhaltensweisen – so angebracht sie auch sein mag – dürfte im jeweiligen geschäftlichen Kontext kaum gewinnbringend sein.

Frau und Mutter

Das wohl größte und wichtigste Problem von gründungswilligen Frauen ist nach wie vor die Vereinbarung von Familie und Geschäft. Wer als Mutter kleiner Kinder seine familiären Pflichten wahrnimmt, schränkt sich grundsätzlich schon ein – von Schwangerschaft, Stillzeit und Krankheitsfällen ganz zu schweigen. Gleiches gilt zwar auch für fürsorgliche Papas, doch rein statistisch ist auch bei Gründerinnen die Familie meist Frauensache. Auch Susanne Piontek-Aryaie bestätigt: „Als Mutter von zwei kleinen Kindern saß ich oft bis tief in die Nacht am PC und habe an der Seite gefeilt.“ Das zehrt an den Kräften und lässt nicht wenige Gründerinnen früh aufgeben. Die Prophezeiung, dass Frauen es im Business eh kaum schaffen, erfüllt sich dann von selbst und gibt den Vorurteilen neue Nahrung. Jeder Frau, die sich selbständig machen will, gilt daher der Rat, sich bestmöglich mit dem Partner abzustimmen und realistisch einzuschätzen, was möglich ist.

Bildnachweis: pixabay.com

 

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