adventskalender_bildEin Gastbeitrag von Leonie. Wie jedes Jahr ist die Weihnachtszeit schneller da, als man sich besinnen kann. Eben noch im Liegestuhl gelegen und ehe man es sich versieht ist Dezember. Für Kinder die Zeit der Adventskalender.

Auch meine Tochter ist schon einige Tage auf ihren Adventskalender gespannt. Sie ist Vorschulkind – sechs Jahre alt. Bislang hatten wir –seit sie zwei Jahre alt war – alljährlich einen nostalgischen Adventskalender, in Form eines Zuges, aufgestellt – gefüllt mit Kleinigkeiten.

Einen “richtigen” Adventskalender bitte

Meine Tochter aber wollte dieses Jahr einen „richtigen” Adventskalender – wie sie es nannte. „Bitte nicht mehr den Zug – Mama!“. Bei ihren Freundinnen hatte sie dieser Tage schon verschiedene Adventskalender gesehen und wollte auch „so einen“.

Ich hatte zwar noch die heimliche Hoffnung, dass ich mein Kind doch noch für den hölzernen Zug begeistern kann, aber ich kannte natürlich meinen Nachwuchs – keine Chance!

Also gab ich mich geschlagen und brach – ob der geschilderten Situation – erst im letzten Moment auf, um noch rechtzeitig zum 1. Dezember einen Adventskalender zu besorgen.

Ich steuerte ein großes Einkaufszentrum an und fragte mich in einem Kaufhaus zu den Adventskalendern durch. Als ich dem Fingerzeig einer Verkäuferin folgte und den betreffenden Gang, zu dem sie mich schickte, gefunden hatte, dachte ich, dass mich bald der Schlag trifft!

Einer monströser als der andere…

Auf einer riesigen Präsentationsfläche waren Adventskalender über Adventskalender aufgetürmt, einer schriller und monströser als der andere. Fast alle Kalender waren Süßigkeitenkalender. Gut – okay, was zum Naschen als Adventskalender, das schwebte mir schon vor, aber das, was sich mir da präsentierte, konnte ich kaum fassen!

Da das Kind unser erstes Kind ist und ich mich seit meiner (DDR)Kindheit nie wieder um Adventskalender (bis auf den besagten Holz-Zug, den ich günstig bei ebay ersteigert hatte) gekümmert habe, war ich vollkommenen ahnungslos, wie es heutzutage in der Welt der Adventskalender zugeht.

Wie gesagt: es erschlug mich!

In meiner Vorstellung schwebte mir ein ganz normaler, gefüllter Schokoladen-Weihnachtskalender vor – so in dem Stil eines Mixes von nostalgischer Weihnacht und Pitti-Platsch-Märchenwald. So etwas aber war nirgends zu entdecken. Statt dessen glotzten mich allerhässlichste Star-Wars-Figuren an und spindeldürre Barbies in schrillpinken Klamotten. Alles in Form dieser Adventskalender – versteht sich!

Fast konnte man meinen, es handelt sich um Spiele, so prall und groß, wie die Adventskalender aufgemacht waren.

Weihnachtskalender-Welt hat sich geändert

Neben Barbie- und den abstoßenden Star-Wars-Motiven fanden sich noch Smarties- und M&M`s-Weihnachtskalender auf dem Tisch. Daneben stapelten sich die Dinger mit Anna & Elsa-Motiven (der letzte Schrei bei Kindern, ich weiß – verstehen tu` ich`s nicht!), andere künstliche Figuren gesellten sich als weitere Adventskalender-Ausgaben hinzu.

Ich war fassungslos! Wie hatte sich doch die Weihnachtskalender-Welt geändert! Als Kind kenne ich noch die „ganz normalen“ Papier-Kalender, wo jeden Tag ein anderes weihnachtliches Motiv zum Vorschein kam – ohne Brimborium! War doch auch in Ordnung! Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind ganz fasziniert davon war und mich jeden Tag auf das Motiv am nächsten Tag freute.

Später – auch daran erinnere ich mich – kamen dann Weihnachtskalender, gefüllt mit Schokolade, auf. Das war irgendwann – ich glaube, ab Mitte der 80iger – der letzte Schrei.

Adventskalender mit Schokolade gefüllt, waren der letzte Schrei

Aber damals dominierten eben klassische Weihnachtsmotive – einen Merchandising-Hype gab es in der DDR sowieso nicht, man konnte froh sein, über „Beziehungen“ so ein schönes schokoladiges Teil ergattert zu haben!

Manche Jahre bekamen wir sie von unserer West-Verwandtschaft geschickt, aber auch da sind mir nur Kalender mit den üblichen Weihnachtsmotiven und in ganz normaler Ausführung in Erinnerung. Solche monströsen Teile, wie sie nun hier zum Verkauf standen, waren das seinerzeit nicht.

Meine Tochter hatte einen speziellen Wunsch in Sachen Adventskalender geäußert – mit „Filipferdchen“-Motiv sollte er sein. Eine Nachfrage bei der Verkäuferin ergab Kopfschütteln. „Nein – nur die Ausführungen, wie sie da liegen!“.

Preise der Adventskalender machen fassungslos

Hm. Was nun? Ich wollte weder den Barbie-Hype mitmachen, noch den Anna & Elsa-Zirkus (in meinen Augen sind die Figuren hässlich) befeuern. Andererseits sagte ich mir, dass jede Ära ihre Favoriten hat und begab mich auf die Suche nach was ähnlichem wie „Filipferdchen“.

Als ich mir die Preise der Kalender – der monströsen Kalender!  – anschaute, traf mich übrigens bald der zweite Schlag!

19,90 € kosteten beispielsweise die Weihnachtskalender mit der amerikanischen Kitschpuppe. Das waren – manchmal rechne ich noch in D-Mark um – fast 40,00 Mark!

Wer um Himmelswillen gibt so viel Geld für einen schnöden Adventskalender aus? Was soll das?

Ich beobachtete die Leute um mich herum. Ein Mann in meinem Alter drehte mehrere Kalender hin und her und telefonierte dabei. Ob er mit seiner Frau wohl das Motiv – oder gar den Preis – abklärt? Ob mein Mann wusste, was in der Welt der Weihnachtskalender abgeht? Ich nahm mir vor, ihn zu fragen, wie er das in Erinnerung hat (mein Mann stammt aus Westdeutschland).

Wieder andere griffen ungerührt zu, so als sei es selbstverständlich, einen so profanen Vorweihnachtsartikel für so viel Geld zu kaufen.

Ich war noch immer ratlos und schlenderte ein paar Meter weiter, zu einem riesigen Areal, auf dem es unzählige Weihnachts- und Dekoartikel zu kaufen gab. Was für ein Kommerz-Gedöns! Wie die Leute ihre Wagen voll luden, sich für überflüssigen Tand interessierten, der bereits im Januar schon wieder Schnee von gestern ist!

Unglaublich!

Früher haben Papier-Weihnachtskalender gereicht

Ich schaute mich um und gelangte an ein Regal mit etwas preiswerteren und auch ansprechenderen Adventskalendern. Wobei: preiswert….na ja….Ab 4,00 € ging es los, acht Mark umgerechnet. Hat man dafür „früher“ – also zu DM-Zeiten – einen Adventskalender gekauft? Ich weiß es nicht.

Vielleicht bin ich auch nur so irritiert, weil ich vor meinem geistigen Auge noch die DDR-Preise präsent habe – sie standen seinerzeit bei den Papierkalendern hinten drauf, teurer als ca. 1,20 Mark war so ein Artikel meist nicht.

Nun möchte ich freilich die DDR nicht wiederhaben, aber in Anbetracht dieses völligen Überflusses, allein schon an Adventskalendern, bestätigt sich einmal mehr mein inneres Gefühl, dass es dieser Kommerz-Dschungel, in dem wir jetzt leben, wohl auch nicht sein kann!

Früher und heute – beides nicht das Gelbe vom Ei.

Letztlich kaufe ich ein „Mia&me“-Kalender – ich weiß, dass meine Tochter diese Figuren sehr mag. Ich wieder eher nicht – aber gut.

Im Endeffekt lasse ich 4,99 € an der Kasse und ziehe – mit dem Adventskalender in der Hand – rasch von dannen.

Bildnachweis: pexels.com

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