Sleepy young women with pillow and sleeping eye mask still on.Immer wenn man denkt, es geht nicht dümmer, mit dem was die „etablierten“ Frauenmedien so fabrizieren, dann wird FRAU eines Besseren belehrt!

So auch dieser Tage wieder.

Beim Surfen durch die bunte Welt der sozialen Netzwerke fiel mir diese Überschrift der Frauenzeitschrift „myself“ auf:  „Keine Lust auf Sex? Hier entlang! – Ein exklusives Retreat in England – eine Schule der Sinnlichkeit. myself-Autorin Simone Buchholz hat’s ausprobiert“.

„Schule der Sinnlichkeit“? Aha.

Ich weiß nicht warum, irgendwie blieb ich hängen, obgleich ich die “myself” selbst – in gedruckter Form – schon lange nicht mehr lese. Neben den immer wieder sich wiederholenden Tipps zu Kosmetik, Liebe & Co. haben mir derlei Hefte einfach zu viele Werbe-Seiten, die schlichtweg nerven.

Aber hier – in diesen Artikel klickte ich mich rein.

Und wurde – Sie ahnen es vielleicht schon – mal wieder mit einem Beitrag konfrontiert, der die derzeitige Entrücktheit der meisten Medien von ihrer Leserschaft mehr als anschaulich dokumentiert.

Denn die Suche nach neuer Sinnlichkeit – so wie das “myself”-Team das offenbar sieht – ist teuer. Zudem werden der Leserin keine Tipps geliefert, die sie auch vor ihrer Haustür umsetzen kann, nein: eine “myself”-Autorin – Simone Buchholz – reiste dafür eigens nach Südengland.

Man ahnt schon bei der Einleitung, dass hier der Leserin mal wieder die noble Welt aus ELLE, VOGUE und KaDeWe vorgeführt werden soll und so kommt es auch.

Das 4-tägige Programm (hier „Retreat“ genannt), das „Frauen wieder mit ihrer Weiblichkeit in Kontakt“ bringen soll, kostet um 3.500,00 Euro, eine Woche schlägt mit 6000,00 Euro zu Buche.

Wer dieses Geld auszugeben vermag, der scheint wohl auch einen eigenen Ausdrucksstil zu haben, was sich zeigt, wenn man im Text fortfährt.

Das Haus, in dem dieses sündhaft teure Programm stattfindet, wird als „classy“ beschrieben, ein Begriff, den wohl die Frau „von nebenan“ eher weniger verwenden dürfte. Ähnlich gestelzt lesen sich weitere Begriffe, die wahrscheinlich bei dem „Lust-auf-Sex“-Rückführungsprogramm Standard sind.

„Sexiness“ steht da, „Emotional Freedom Therapy“ und „Energy Work“. Massagetechniken werden beschrieben und auch die – nicht neue- Erkenntnis, wie gut es sich nach einer ausgiebigen Massage schläft.

Zudem ist der Autorin der Garten der Location, in dem das „Treatment“ stattfindet, eine Erwähnung wert. Hier – so der Tenor –spürt sie ihre Sinne wieder….!

Die Luxustherapeutinnen holen irgendwie ihre verkapselte Weiblichkeit wieder hervor, alles an diesem Ort, in dem man sich für tausende Euro einbuchen kann und der als „Villa in Dorset“ beschrieben wird. Nach drei Tagen in diesem Ambiente – so suggeriert es die Autorin – ist sie tiefenentspannt und voller Leichtigkeit.

Was genau nun dazu führte, bleibt meines Erachten im Dunkeln, aber fakt ist:  alles, was dort aufgeführt ist, kann man auch in der Heimat machen, es findet sich kein Argument, was den irren und abgehobenen Preis für dieses „Treatment“ rechtfertigt.

Es scheint, als hätte hier eine Autorin einen kleinen Luxusurlaub (auf Kosten von „myself“?) gemacht und weil es so schön passt, präsentiert man es eben den Leserinnen.

Dabei merken sowohl die Verfasserin als auch die „myself“-Redaktion offenbar nicht, wie sehr sie mit solchen Artikeln an der Leserin vorbei schreiben.

Frauen, die diese Zeitschrift (noch!) lesen, dürften zur Mittelschicht gehören, in der Liga der Superreichen spielen sie nicht. Und es dürften sich wohl landesweit die wenigsten Frauen leisten können, verlorene Lust auf Sex oder/und ihre Weiblichkeit für mehrere tausend Euro wieder zu erlangen.

Davon einmal abgesehen, stellt sich die Frage, für wen so ein Schwachsinn eigentlich angeboten wird, wenn nicht für abgehobene Superreiche? Die mit dem Geld nicht mehr wohin wissen und wahrscheinlich nicht mehr unterscheiden können zwischen „Nützlichem“ und „Unnützlichem“!

Mein Fazit: der Artikel ist Verdummung pur. Wer als Frau wieder in Stimmung kommen oder die eigene Weiblichkeit neu spüren will, hat vor der Haustür tausendfach geeignetere – und zudem viel preiswertere – Möglichkeiten, hierfür etwas zu tun, sich was zu gönnen.

Massage, Yoga, Atem-Übungen und schöne Gärten gibt es wohl in jedem Bundesland – nicht wenige mit angeschlossenen Wellnesstempeln.

Außerdem soll es bei manchen Frauen oder/und Paaren schon reichen, wenn man sich allein oder zu zweit schöne Auszeiten nimmt und so wieder an das eigene ICH und auch ans Liebesleben herankommt.

Oder ist das vielleicht ja nur ein Gerücht?

Wer weiß!?

Auf jeden Fall lässt die Autorin dieses Gaga-Artikels die Leserschaft (wenn die es überhaupt bis zum Ende des überflüssigen Beitrages ausgehalten hat…) wissen, dass bei ihr „die Funken zurück“ sind!

Na super!

Andere kaufen sich von der Summe ein Auto oder machen davon zwei- oder dreimal im Jahr Familienurlaub.

Aber: jede, wie sie möchte!

Hier der Artikel, für den Fall, dass Sie sich diesen unausgegorenen Schwachsinn mal antun wollen:  http://www.myself.de/tipps-ratgeber/liebe-sex/selbstfindung-keine-lust-auf-sex-hier-entlang

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/80847182

Datei: #80847182 | Urheber: Sara Berdon

 

 

 

 

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