American staffordshire terrier puppy sitting in front of a tabletFacebook soll out sein. Hört man immer wieder in letzter Zeit. Nicht so für unsere Gastautorin Anna. Sie bekennt sich als eine rege Facebook-Nutzerin und erklärt in ihrem Beitrag auch warum:

Facebook – vor gar nicht langer Zeit rang mir die Erwähnung des Portals nur ein müdes Lächeln ab und mir war lange schleierhaft, was die Leute nur in Scharen dorthin zog.

Irgendwann aber zog es mich selbst dorthin. Den Ausschlag gaben tagesaktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Themen, zu denen ich mich gern umfassender informieren wollte. Facebook war zu diesem Zeitpunkt schon zu einer Art unabhängigem Nachrichtenportal aufgestiegen.

Und weil ich eine ausgewogene Betrachtungsweise politischer Ereignisse in den Printmedien immer mehr vermisste und es spannend fand, dass in den sozialen Netzwerken sogenannte „Bürgerreporter“ – lange vor Erscheinen in anderen Medien – authentische Berichterstattung lieferten, stieg ich ein ins pralle virtuelle Leben.

Ich legte mir einen Account an und war ab da Mitglied der Facebook-Online-Community, der digitalen Runde.

Zunächst bestand die Freundesrunde dort nur aus wenigen Personen – die allermeisten davon kannte ich auch im echten Leben.

Schnell kristallisierte sich heraus, dass ein Großteil der Themen sich um politische Ereignisse und deutsche Innenpolitik drehte – sehr spannend, wie ich fand.

Mit der Zeit kamen mehr und mehr Online-Freunde hinzu, man kam in Kontakt durch Kommentare, die man hinterließ oder selbst bei sich verzeichnete. Auch durch schon bestehende Freunde kamen weitere Facebook-Kontakte hinzu. Mein Leben im Facebook-Kosmos nahm ziemlich rasch Fahrt auf!

Nun könnte man natürlich – zu Recht! – darüber irritiert sein, dass ich doch einige Abende in der Woche bei Facebook verbringe (manche sagen auch – nicht ganz zu Unrecht – “abhängen” dazu) und dann davon auch noch schwärme und so mancher sich vielleicht fragt, ob ich Zeit im Überfluss habe oder meine (Frei-)Zeit nicht anders verbringen könnte?

Natürlich kann ich das und das tue ich auch.

Allerdings gibt es in meinem Haushalt eine pflegebedürftige Person, die mich – vor allem abends – die meiste Zeit ans Haus fesselt. Meinen Job übe ich deshalb im Home-Office aus und bin so auch tagsüber dann und wann mal online.

Ich gebe es ehrlich zu: die virtuelle Runde da draußen (oder eigentlich könnte man auch sagen: „da drinnen“ – in meinem Rechner…) ist mir nach und nach fast schon ans Herz gewachsen – das abendliche „online gehen“ hat was Vertrautes. Ich weiß, wer mich erwartet, ahne, mit wem ich ganz bestimmt kommunizieren werde und freue mich einfach auf die nette, digitale Truppe, die sich fast schon zu einer Art „Stammtisch“-Runde gemausert hat.

Obwohl: „Stammtisch“ – das suggeriert ja eher einen rustikalen Holztisch in einer verrauchten Kneipe – ganz so trifft es das irgendwie auch wieder nicht!

Vielleicht wäre eher der Begriff „Wohnzimmer“ treffender – ein digitales freilich…! Entspannt und die Tagesereignisse Revue passierend, befinden wir uns alle in einer gemütlichen Runde und tauschen uns aus.

Dass es sich in dieser Runde derzeit fast nur um das katastrophale Versagen unserer Regierung dreht, ist nicht schlimm, denn dieses Thema beherrscht ja auch offline den Alltag, egal, mit wem man spricht.

Es tut zudem auch gut, dass diesbezüglich so viele Menschen einer Meinung sind und meine Ansichten – im Wortsinn sogar! – teilen.

Außerdem werden geäußerte Meinungen in dem sozialen Netzwerk um individuelle Sichtweisen ergänzt – phänomenal, wie ich finde!

Ich kann`s wirklich nicht anders sagen, obgleich ich niemals gedacht hätte, dass Facebook eine so kommunikative Plattform für mich werden würde!

Und auch wenn ich – wie erwähnt – die allermeisten Freunde in der digitalen Runde (mittlerweile sind es über 200), noch nie offline getroffen habe, so ergibt sich durchaus ein Bezug zu ihnen. Man kennt sich – irgendwie. Und es erstaunt, was für interessante Menschen sich da allabendlich virtuell auf Facebook zusammenfinden und gemeinsam über die aktuellen Geschehnisse diskutieren.

Da ist zum Beispiel Volker, der oft aus einem sehr geschmackvollen Umfeld heraus postet, manchmal erinnert das an „Schöner Wohnen“ – das gefällt mir (um direkt im Facebook-Stil zu sprechen…!). Torstens feinsinnige Postings verrieten mir schnell, dass sich hier jemand professionell auszudrücken weiß und Margitta ist immer für einen Spaß zu haben. Ihre Kommentare versieht sie oft mit ausgefallenen Figuren, was mich zum Lachen bringt.

Dann ist da noch Helmut, der sich ebenso der schreibenden Zunft widmet und mit dem ich auch schon das eine oder andere Telefonat führte. Erst kürzlich kam Markus zu meinem Internet-Freundeskreis hinzu – gleich mit einer Portion Spaß, denn zu diesem Zeitpunkt kursierte gerade ein Video durch das Netzwerk, das einen schimpfenden Bayern zeigte, der total schlecht (für „Nicht-Bayern“) zu verstehen war und Markus übersetzte….! Schon alles sehr schräg!

Erwähnenswert ist auch Max, der oft harsch – aber überaus treffend – eindeutige Kommentare zur derzeit absurden politischen Situation absetzt und meist ins Schwarze trifft. Auch Harvey beweist ziemlich guten Humor, schon sein Titelbild, das einen Komödianten zeigt, zeugt von einer sympathischen Frohnatur!

Und mit Sandro wiederum führte ich schon so manches philosophische Telefonat bis tief in die Nacht hinein. Bei vielen bleibt es nicht bei Gesprächen am Hörer, die interessante Kommunikation verlagert sich auch an reale Orte. Nur zu gern denke ich an die sommerlichen, stundenlangen Gespräche mit Erhard zurück, die wir meist in einer städtischen Grünanlage, auf einer Bank, führten.

Sandra wiederum postet nicht allzuviel, aber häufig schöne und nostalgische Bilder – fast ist sie schon eine Seelenverwandte geworden, was auch die vielen “Mädels-Telefonate” beweisen, die wir bisher führten.

Kennen gelernt haben wir uns – wie in dem Netzwerk üblich – durch eine andere Freundin. Eine Verabredung im “Offline-Leben” ist mittlerweile fest ins Auge gefasst!

Wir alle „treffen“ uns also fast allabendlich zum digitalen Miteinander. Neben der aktuellen Tagespolitik erfährt man auch viel persönliches von den anderen Usern, selbst leckere Rezepte werden hin und wieder weiter gegeben.

Durch die vielen unterschiedlichen Leute hat das „präsent sein“ bei Facebook manchmal was von einer gemütlichen Couch-Runde oder/und einer großen Familienfeier. Alle mischen irgendwie mit. Die verschiedensten Charaktere sind an Bord. Faszinierend dabei ist – und dafür liebe ich das heutige Zeitalter! -, dass ich die meisten Leute wohl nie kennengelernt hätte, wenn es Facebook nicht gäbe!

Bei allem Meckern und Stöhnen muss schon gesagt werden, dass es einfach genial ist, mal eben so vom heimischen Computer aus – per Mausklick – Leute kennen zu lernen, die Hunderte Kilometer weit weg leben.

Zumal – auch das ist der Riesenvorteil eines solchen Netzwerkes –man ja meist nur in seiner eigenen kleinen Welt zugange ist und in „Vor-Online“-Zeiten auch das eine oder andere Mal daran zweifelte, ob die eigenen Gedanken “richtig” sind, man sich fragte, ob andere auch so denken, wie man selbst. Ob man korrekt liegt mit seiner Einschätzung, seiner Weltsicht. Die freilich stets so individuell ist, wie auch die verschiedenen Menschen.

Und nun hat man mit Hilfe eines solchen Netzwerkes, binnen Sekunden, so vielerlei Feedback von anderen Leuten, die nicht selten genau SO denken wie man selbst.

Mittlerweile ist es sogar schon so, dass ich mir Dinge, die im Fernsehen laufen, gar nicht mehr anschaue – abgesehen vom unsäglich tendenziösen Programm sind doch die Facebook-Kommentare zu TV-Ausstrahlungen so viel spannender! Das verfolge ich überaus gern – und mische auch ebenso gern mit, ich geb`s zu…!

So was ging ja vor Jahren nur, wenn reale Personen offline vor dem Fernseher versammelt waren und jeder in Echtzeit seine Meinung zum Programm kund tat. Dass man dies jetzt auch mit so unzähligen Leuten mehr – im wahrsten Sinne des Wortes – teilen kann, ist klasse!

Auch wenn – wie ich dieser Tage irgendwo las – Facebook angeblich auf dem absteigenden Ast ist: solange die digitale Freundestruppe sich bei Facebook hält, werde ich ebenso dort sein.

Zumal der “absteigende Ast” auch eher zielgruppentechnisch gemeint war. Es hieß, dass vor allem die jüngeren Leute zu hipperen Portalen abwandern würden.

Nun ja, was soll`s, ich bin Ü-40. Und dieses „Schicksal“ teile ich mit den meisten in der digitalen Freundesrunde. Und dass sich bei Facebook zumeist andere Gleichaltrige tummeln, ist ja nun wahrlich kein Grund, sich verrückt zu machen!

Im Gegenteil: gefällt mir!

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/95084911, Datei: #95084911 | Urheber: Rita Kochmarjova

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