Britta Reinhard - Illustratorin
Britta Reinhard – Illustratorin

Illustratorin – dieses Berufsbild ist nicht unbedingt alltäglich. Umso spannender, wenn man mal hautnah Einblicke in dieses Berufsbild bekommt. Denn Illustrationen begegnen uns ja nahezu täglich. Im Web, in Zeitschriften und ganz besonders – wenn man Mama oder Papa ist – und Kinderbücher, aus denen man den Kindern vorliest, zum Alltag gehören. Für uns lag es deshalb nahe, mal eine Illustratorin näher zu befragen. Wir entschieden uns für Britta Reinhard. Nicht zuletzt, weil Sie auch das Buch „Winterküsse“ von Astrid Korten illustriert hat. Die Bestseller-Autorin Korten, die vornehmlich für ihre Gänsehaut-Thriller bekannt ist, haben wir erst kürzlich hier vorgestellt.

Kinderbücher illustrieren – kein alltäglicher Beruf!

Nun aber zu Britta Reinhard, deren Leidenschaft das Illustrieren von Kinderbüchern ist und die wir zu ihrem Berufsbild befragt haben.

FP: Illustrierst Du vorrangig Kinderbücher oder auch ganz andere Genres? 

BR: Mein Herz schlägt für Kinderbuchillustrationen – also ja, ich illustriere hauptsächlich Kinderbücher. Ich mag es, neue Welten zu erschaffen und den Kindern auf fantasievolle Art Thematiken näher zu bringen – sich selbst noch einmal in das Kind sein hineinzuversetzen und in fremde Welten/ Abenteuer einzutauchen. Die Welt etwas magischer umzugestalten. Aber ich bin auch jemand, der die Abwechslung liebt. Durch die Abwechslung kann ich mich von eventuell festgefahrenen Herangehensweisen lösen und Themen, Techniken und Formen neu entdecken. So illustriere ich auch gerne Fotos.

Deshalb habe ich das Projekt Illugraphy ins Leben gerufen. Illugraphy stellt eine Zusammenarbeit mit Fotografen dar: sie fotografieren und ich lege eine Illustration darüber – die Symbiose von Fotografie und Illustration. Ich erstelle auch gerne Porträtzeichnungen, bewege mich im grafischen Bereich, wie Logo- und Flyerdesign und setze auch Wandmalereien um. Aber natürlich bin ich auch für die Gestaltung aller anderen Buchgenres offen.

FP: Hast Du Deine Leidenschaft schon im Kindesalter an Dir entdeckt? 

BR: Ich habe schon immer gerne gemalt und gezeichnet. In dieser Hinsicht ist es, glaube ich, schon eine Klischeeerzählung, denn mein Lieblingsfach in der Schule war ebenfalls der Kunstunterricht. Ich hatte Kunst auch als ein Abiturfach gewählt. Mir ist auch schon früh aufgefallen, wie ich nicht arbeiten kann. Dies hat auch heute noch sehr viel Einfluss auf meine Arbeitsweise. So musste ich immer ein Bild am gleichen Tag fertig bekommen. Am nächsten Tag gefiel es mir ansonsten nicht mehr und ich schmiss das Blatt Papier in den Mülleimer. Heute, mit der Einsicht, dass eine Illustration nicht immer an einem Tag entsteht, setze ich mir Etappen.

“Habe gelernt, meine Unzufriedenheit zu nutzen”

Habe ich z.B. angefangen, eine Illustration zu colorieren, so würde ich den Arbeitstag nicht beenden, bevor nicht alles coloriert ist (exklusiv Schatten/Licht – das ist eine eigene Etappe). Außerdem habe ich gelernt, meine Unzufriedenheit zu nutzen, um das Bild zu optimieren und nicht dem Mülleimer zu schenken.britta2

FP: Was gab den Ausschlag, diese Berufung professionell anzugehen? 

BR: Ich wollte früher schon immer einen Beruf erlernen, der etwas mit Design zu tun hat – nicht Kunst im traditionellen Sinn. Ich war allerdings auch immer rational eingestellt. So entschied ich mich z.B. gegen den Studiengang Innenarchitektur, da er in meinen Augen sehr überlaufen war. Dieser Studiengang beeinflusste auch meine Entscheidung an die niederländische Kunstakademie AKV|St. Joost zu gehen, um Ruimtelijk Ontwerp (Raumgestaltung) zu studieren.

Im Orientierungsjahr wurde mir aber bewusst, dass Raumgestaltung nicht das Richtige für mich ist, sondern Illustration. Es wurde demnach weniger rational. Denn Illustration bedeutet Freiberuflichkeit, weltweite Konkurrenz, Unsicherheit und Durchhaltevermögen – eine Herzensangelegenheit.

FP: Auch wenn man das, was man macht, wirklich sehr liebt – gibt es Situationen, die Dich nerven in Deinem Business?

BR: Ich glaube, dass das größte Problem eines Illustrators, vor allem als Einsteiger, ist, dass man erst die Menschen finden muss, die deine Arbeiten wertschätzen, vor allem in finanzieller Hinsicht. Genauso wie Fotografie, ist Illustration als Berufsbezeichnung nicht geschützt. Dass heißt, jeder darf sich Fotograf und Illustrator nennen. Viele beachten auch nicht, dass Illustration nicht nur kreative, sondern auch harte Arbeit ist (eine Kinderbuchillustration kann z.B. sechs Stunden dauern, manchmal sogar länger).

Kundenwünsche steigen

Dass heißt auch: durch zu gering angesetzte Angebote (auch durch Nichtwissen) sinken die Preise in den Keller – wohingegen die Wünsche des Kunden steigen. Doch genau wie z.B. ein Bäcker oder Friseur, muss der Illustrator angemessene Preise verlangen, um leben zu können. Ich denke, dass ist das größte Problem.

FP: Wie kommst Du an Aufträge, wie muss man sich das vorstellen? 

BR: Ich bekomme Aufträge auf unterschiedlichen Wegen. Zum einen bewerbe ich mich ganz klassisch auf Ausschreibungen auf Internetplattformen wie dasauge, twago, direkt auf Internetseiten der entsprechenden Personen oder Firmen oder mit Initiativbewerbungen bei Verlagen. Zum anderen habe ich jetzt eine Kooperation mit der Firma Noema Design geschlossen, so dass Projekte von der Firma an mich weitergegeben werden. Des Weiteren freut es mich sehr, dass mich Auftraggeber inzwischen von selbst über das Internet als auch Mundpropaganda finden. Ich denke für die Auftragsakquise ist Eigeninitiative das größte Stichwort.

FP: Gibt es spezielle Vorlieben, die Du hast – im Hinblick auf die Geschichten, zu denen Du Illustrationen liefern sollst? 

BR: Eigentlich nicht. Natürlich gibt es immer Themen, in die man sich gut oder weniger gut hineinversetzen kann. In der Regel ist es aber so, dass durch Absprachen mit dem Auftraggeber ein gutes Ergebnis erzielt wird.

FP: Was würdest Du illustrieren, wenn Du völlig freie Hand hättest?

BR: Ganz ehrlich? Genau das gleiche wie jetzt auch. Ich denke – nein, ich weiß! – dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich würde sie immer wieder fällen.

Arbeitstag beginnt mit Mail-Check

FP: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Dir aus?

BR: Mein Arbeitstag beginnt um 8.30 Uhr. Als erstes checke ich meine E-Mails. Die E-Mails, die einer langen Antwort bedürfen, werden etwas später beantwortet. Alle anderen werden in der Regel sofort nach Eingang beantwortet. Danach aktualisiere ich meinen Blog, schreibe Beiträge in Facebook & Co. und durchsuche das Web für ca. 1 bis 2 Stunden nach neuen Aufträgen.

Die Aufträge, die interessant für mich sind, werden als Lesezeichen gespeichert. Ist die Auftragssuche beendet, beginne ich mit der Bearbeitung des aktuellen Auftrags. Zwischendurch klingelt natürlich auch das Telefon. Mein illustrativer Arbeitsalltag endet meistens zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr. Danach widme ich mich meinen Lesezeichen und schreibe in Ruhe meine Bewerbungen.

FP: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Astrid Korten?

BR: Astrid Korten habe ich auf der Buchmesse Unknown 2014 in Essen kennengelernt – sie war die Schirmherrin und ich hatte einen eigenen Stand. Astrid Korten stellte sich mir vor, sodass wir anschließend in ein nettes Gespräch kamen, woraus sich der jetzige Weg ebnete. Zuletzt habe ich für Astrid Korten das Buchcover für ihr Buch „Winterküsse“ erstellt. Die Zusammenarbeit macht mir sehr viel Spaß – wir sind uns sehr sympathisch und ergänzen uns gut.

FP: Eine persönliche Frage: hast Du selbst Kinder bzw. einen Kinderwunsch?

BR: Nein, ich habe noch keine Kinder. Die Betonung liegt auf noch. Ich bin 25, habe vor einem Jahr mein Studium abgeschlossen, mein langjähriger Freund absolviert gerade seinen Master.  Aber gerade dadurch, dass ich meinen Beruf perfekt mit dem Familienleben verbinden kann, möchte ich später meine Pinsel im eigenen Kinderzimmer einsetzen – ganz bestimmt 🙂 ”

Bildnachweis / Copyright: Britta Reinhard

www.illutie.com

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