Ein Gastbeitrag zum Schönheitswahn von Vivian.

Wir versuchen vieles, um schöner zu sein. Weil schöner für uns bedeutet, dass das Äußere möglichst wenige Makel hat. Schießen wir Fotos, ziehen wir einen Filter darüber, um uns und den Anderen da draußen besser zu gefallen. Aber im wahren Leben ist nun einmal kein Filter da. Die Haare liegen nicht immer perfekt, die Haut ist nicht immer rein und die Wimpern nicht immer voll, schwarz und lang.

Die Wahrheit ist, dass die Wahrheit anders aussieht. Und dass jeder diese Wahrheit kennt, wenn er morgens aufwacht und seine Haare durcheinander sind. Wenn seine Augen untermalt sind von Ringen, die die Müdigkeit andeuten.

Denn, was wir tun, ist leben. Nicht in einem einzigen Moment, in dem wir den Filter darüber ziehen, ein Lächeln aufsetzen und die Frisur richten können. Wir bewegen uns, wir lachen und davon werden unsere Wangen rot. Wir weinen- unsere Augen röten sich zusätzlich zu den Wangen und sehen auch noch unterlaufen aus. Wir bekommen nach und nach immer mehr Falten und auch Pickel verschonen niemanden gänzlich. Anstatt zu zeigen, dass es uns allen so geht, spielen wir uns gegenseitig vor, es wäre anders. Ich spiele mit, wünschend, ich täte es nicht.

Doch sehe ich mich um, sehe ich so viele Menschen, die keinen Filter brauchen, um mich von ihrer Schönheit zu überzeugen. Was sie für mich am Schönsten macht? Das Gefühl, dass sie mir geben, wenn ich mit Ihnen zusammen bin. Wie sie mir helfen, die Welt aus anderen Augen zu sehen. Oder auch endlich mal aus meinen Eigenen.

Wir schauen und urteilen schließlich genug, wie unser Leben und wir von Außen wirken. Aber diese schönen Menschen erinnern mich, wie schön man sich auch von innen fühlen kann… und wieviel das doch wert ist.

So und nun mal an alle da draußen, die sich so oft ihrem eigenen, kritischen Blick unterziehen, gerade eine Diät oder exzessiven Sport machen:

Ich weiß, dass ihr das nicht braucht, um euren Wert zu steigern. Ich weiß, dass es sich so anfühlt als bräuchtet ihr genau das. Als wäre es das Heilmittel gegen das schwache Selbstwertgefühl.

Doch was wirklich helfen würde, wäre ein Spiegel, der euch zeigt, wie ihr wirklich seid. Wie Menschen euch sehen, ohne Bearbeitungsprogramm oder vorteilhaftes Licht. Dieses Spiegelbild würde euch helfen, euch endlich schöner zu sehen als ihr es tut. Warum eigentlich ihr? Wir…

Viele von uns sind so gut darin Schönheit zu sehen in den kleinen Dingen, doch wenn es zu uns kommt, versuchen wir es gar nicht erst. Dort forschen wir nach den vermeintlichen Fehlern, die wir mit dem Stempel “Hässlich” vermerken und den wir uns dann gleich im Gesamten verpassen.

Bei anderen mag das süß wirken: „Tolle Ausstrahlung mit Kennzeichen, die einem im Kopf bleiben.“ Doch die haben du und ich  in den Augen der Anderen auch. Vielleicht sieht uns nicht jeder so, aber entgegen unseres Gefühls, muss das auch gar nicht so sein. Es wird Menschen geben, die uns schön finden und wir sollten endlich dazugehören dürfen/wollen/können.

Dann bleibt mehr Energie dafür, sich um die schönen Gefühle zu kümmern, die zu oft schlecht beeinflusst werden durch unsere äußerliche Unzufriedenheit.

Lieber Schönheitswahn, ich akzeptiere dich als Gegner und steige mit dir in den Ring!

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Bildnachweis: pexels.com

 

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