Renate Folkers, eine Autorin, die nicht gerne mit sich spielen lässt.Wir haben uns dennoch prächtig unterhalten.

Die Autorin stammt aus Nordfriesland, lebt heute in Minden/NRW und ist verheiratet. Ihre ersten Worte haben aber weniger einen nordfriesischen, sondern einen internationalen Charakter: “Da, da und Mama”.

In ihrer Jugend durchlebte sie einige Schicksalsschläge. Als sie neun Jahre alt war, starb ihre fünfjährige Schwester.

Ihre Eltern verunglückten mit dem Auto, als sie zweiundzwanzig war und sie wurde die ‚Ersatzmutter‘ ihres damals zwölfjährigen Bruders. Heimat ist für die Autorin der verlässlichste Partner, etwas, das seinen Charme behält, auch wenn man nicht mehr dort wohnt. IMG_0615

Die Autorin ist Mitglied im Syndikat und der Mörderischen Schwestern. Die Südddeutsche Zeitung veröffentlich demnächst einen literarischen Text der Autorin zum Thema ‘Überleben’. 2016 erscheint ihr neuer Roman.

AK: Das Geheimnis einer langjährigen Ehe?

„Müsstest mal diejenigen fragen, die es hingekriegt haben. Eigentlich interessiert es mich nicht.“

AK: Verstehst Du das Phänomen „Mann“?

„Muss ich nicht verstehen, bin tolerant.

AK: Was ist wirklich wichtig für das eigene Leben?

„Ich selbst zu sein, meine Seele nicht zu verhökern.“

AK: Wenn Du die Wahl hättest: Lagerfeuergespräch mit Cindy von Marzahn oder Astrid Korten(ja, ich weiß, das ist gemein)? Warum?

Finde euch beide ziemlich schrill im positiven Sinn. Würde mich auf jeden Fall lieber mit Dir am Lagerfeuer sehen. Ich entscheide mich intuitiv für Dich, weil die Sympathie eine große Rolle spielt. (O danke – und dito 😉 )

AK: Keine Angst vor der Konkurrenz?

„Ich sehe andere Autoren nicht als Konkurrenten. Das wäre fürchterlich. Alle Schreiberlinge haben das Ziel gute Literatur zu veröffentlichen. Konkurrenzdenken lenkt ab, raubt Energie, lässt Neid aufkommen, ganz gruselig. Das sind schlechte Voraussetzungen um seine Sache gut zu machen. Also nein.“

AK: Wirst Du manchmal missverstanden?

„Ja.“

AK: Drei Begriffe, die Dich beschreiben?

„Ehrlich, authentisch, emphatisch.

AK: Was sollte auf deinem Grabstein stehen?

„Es wird keinen Grabstein geben.“

AK: Was treibt dich auf die Palme?

„Mit langen Reden nichts sagen.“

AK: Deine Werke?

„Kinder erzogen zu haben, aus Lebensereignissen Kraft geschöpft zu haben, „Der Tote hinter dem Knick“ – Krimi, sechsundachtzig Schubladengeschichten, quer Beet durch das Leben.“

AKF_9438_1-e1437233026328-660x400„Der Tote hinter dem Knick“

Wer ist der Tote, der in Schobüll hinter dem Knick* gefunden wird? Nichts lässt zunächst auf die Identität des Mannes schließen. Einzige Spur ist die Visitenkarte einer kleinen Pension, die die Leiche bei sich trägt. Unerwartet schnell findet Nane Lüders, Hauptermittler der Kripo Husum, heraus, dass es sich um den Hamburger Arzt Leander Hagedorn handelt. Doch als auch noch dessen tatverdächtige Ehefrau am nächsten Tag tot in ihrer Villa in Blankenese aufgefunden wird, gestaltet sich der Fall immer undurchsichtiger: Viele hatten ein begründetes Interesse, den Arzt loswerden zu wollen. In einem Sumpf menschlicher Abgründe waten die Ermittler aus Husum, Flensburg und Hamburg, denn Hagedorn stand nicht nur auf der Gehaltsliste der Pharmaindustrie. * mit Bäumen oder Sträuchern bepflanzter Erdwall, Lebensraum für Pflanzen- und Tierwelt sowie Begrenzung landwirtschaftlich genutzter Flächen.

AK: Dein aktuelles Buch?

„Ist noch ohne Titel, wird ein Sylt-Krimi mit Schwerpunktthemen Stalking, Borderline und Missbrauch (nicht am Kind).“ Die „Knickleiche“, aktueller Krimi, handelt von einem Hamburger Arzt, der sehr vielseitig unterwegs war: Frauen, Alkohol, Gekungel in der Transplantationsmedizin, mit der Pharmaindustrie gut Freund, gefälschte Gutachten und und und. Viele hätten ein berechtigtes Interesse ihn loswerden zu wollen. Eines Tages findet man ihn in Nordfriesland tot hinter einem Knick . . .

AK: Wie geht Du mit einer 1*-Sterne-Kritik um?

„Weiß nicht. Vermutlich würde ich mich für den einen Stern bedanken und über den Rest gründlich nachdenken. Die Geschmäcker sind unterschiedlich.“

AK: Vermitteln Deine Romane Einblick in Deine Arbeit oder sind sie ein Spiel mit der Wirklichkeit?

„Sie spiegeln aktuelle Themen und stülpen ihnen den Mantel des Grauens oder krimineller Machenschaften über.

AK: Was macht Lust auf das große Abenteuer des Lebens?

„Das Leben ist für mich kein Abenteuer. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen, sie sind spannend, aber keine Abenteuer.“

AK: Schon mal selbst eine kleine Sünde begangen? Ich höre?

„Klar, aber ich fürchte, du wirst nichts hören.“ (Schade 😉 )

AK: Hast Du Kinder? Wenn ja, Was sagen sie zur Mama als Autorin?

„Sind hängen sich da nicht groß rein. Haben selber kleine Kinder, haben Berufe und sind ganz anders eingespannt. Aber toll finden sie es schon, dass die Mama schreibt.“

AK: Lesen sie deine Bücher?

„Ich glaube nicht.“

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Büro im Sommer

   AK: Warum schreibst Du (Thriller, Romane, Kurzgeschichten)?

„Papier ist geduldig, wie man so sagt. Ich schreibe, was ich sonst in der Öffentlichkeit nicht unbedingt sagen würde. Ich kann meinen Protagonisten Dinge in den Mund legen, kann mich an ihnen ausprobieren. Schreiben als Mülleimer der Seele, kann sehr befreiend sein. Kreativität kann sprudeln und so weiter . . . ”

AK: Wird ein Ausländer einen andern Ausländer jemals wirklich verstehen, wenn die Seelen ihrer Kulturen sich gravierend unterscheiden?

„Was für eine Frage? Alle sind Menschen!“

AK: Was glaubst Du, welche Formen der Orientierung brauchen wir heute?

„Politische Themen kann man mit mir nicht diskutieren. Für mich gilt: Jeden Tag muss ich den Schlüssel zu mir selber finden, mich an meiner Befindlichkeit orientieren.“

AK: Welche Illusion lässt Du Dir nicht nehmen?

„weiß nicht.“

AK: Definition von Leidenschaft?

„Etwas, das man mit allen Emotionen – positiv oder negativ – verfolgt, betreibt, erlebt. Sozusagen mit Haut und Haaren bei einer Sache zu sein.“

AK: Ist Dein Leben eher ein Roman- oder ein Sachbuch?

„Auf keinen Fall ein Roman.“

AK: Wie dürfen wir uns Deinen Schreibtisch vorstellen?

„Auf jeden Fall zu klein.“

AK: Wo auf Deinem Schreibtisch liegen die Büroklammern?

„Welche Büroklammern?“   😉

AK: Beste Schreibzeit: Highnoon oder Mitternacht?

„Early in the morning.“

IMG_0117AK: Dein Mittel gegen Müdigkeit?

„Frische Luft.“

AK: Entwickelt sich das Autorendasein zum Showgeschäft oder war das schon immer so? Wie geht man damit um?

„Ich bin da ziemlich schlicht gestrickt. Für mich ist die Frage: will ich das, kann ich das, gibt es Stress? Ich liebe Auftritte, Lesungen und, dass Menschen Interesse an meiner Person und dem, was ich mache, haben.“

AK: Was glaubst Du, wie sieht es denn nun wirklich in den Köpfen der Verlagsspitzen aus?

„Na ja, die wollen überleben. Mit minimalstem Einsatz den möglichst größten Erfolg erzielen.“

AK: Heute werden Lesungen inszeniert. Würdest Du auf einer Lesung im Kampfanzug oder Dienstkleidung erscheinen?

„Klar, ich würde verkleidet erscheinen. Wie, das muss ich von Fall zu Fall entscheiden, ob oder ob so nicht. Aber ich würde mich nicht zum Affen machen.“

AK: Verliert der Schriftsteller nicht seine Balance zwischen den zahlreichen Verlagsanforderungen und der Wahrung einer stabilen Autorenidentität, wenn er/sie den Clown mimt?

„Das kann ich pauschal nicht beantworten, ist auch noch nicht vorgekommen. Aber, um jeden Preis geht gar nicht.“

AK: Peinlich oder Erfahrungen sammeln?

„Ich muss schon hinter einer Sache stehen. Aber ablehnen von vornherein, nee.“

AK: Gott oder Teufel?

„Ja, sehr – Gott.“

AK: Schicksal oder Bestimmung?

„Wie wär’s mit Berufung?“

AK: Die beste Entscheidung Deines Lebens?

„Kinder haben zu wollen.“

AK: Darf ich weiter meine überreizten und durchgedrehten Fragen stellen und Dir mit meinem Übermut anzustecken versuchen.

„Du darfst versuchen ‚mich‘ anzustecken, ja.“

AK: Wann wurdest Du das letzte Mal hinterhältig reingelegt?

„Kann mich nicht erinnern.“

AK: Wann angenehm überrascht?

„gestern.“

AK: Stimmst Du zu, dass Männer insgesamt – seitdem der Durchschnittsmann in Europa vor dem Zubettgehen eine Gesichtscreme aufträgt – heute wesentlich besser aussehen als noch vor zehn Jahren?

„Nein.“

AK: Was hältst Du von der Entwicklung des Buchmarktes?

„Ich kaufe vor Ort, finde ich klasse.“

AK: Magst Du E-Books? Warum?

„Nee. Ich brauch das Buch, das Blättern, den Geruch.“

AK: Wie riechen Bücher?

„Sehr besonders, ganz apart, alte anders als neue.

AK: Welches Buch ist schon mal gegen die Wand geflogen?

„Keins.“

AK: Dein Hobby?

„Kochen für Gäste und Shoppen.“

IMG_0760AK: Musik beim Schreiben?

„No.“

AK: Essen oder Trinken zur Lektüre?

„Trinken ja, essen nein.“

AK: Prosecco oder Selters?

„Rotwein.“

AK: Currywurst, Austern oder Sushi?

„Austern und Sushi esse ich nicht.“

AK: Gibt es einen Klassiker, der Dich völlig kalt gelassen hat?

„Kann mich nicht erinnern.“

AK: Lieblingsname aus einem Deiner Romane?

„Leander.“

AK: Deine Lieblingsautoren?

„Mal der, mal die. Zurzeit z.B. Ferdinand von Schirach, Leo Martin.

AK: Gibt es ein gutes Lesen im schlechten Leben?

„Komische Frage.“

AK: Führt gutes Lesen automatisch zu einem besseren Leben?

„Lesen führt zu einem besseren Leben. Gutes Lesen oder schlechtes Lesen sagt mir so nichts.“

AK: Jetzt aber! Ist Facebook eher männlich oder weiblich?

„Sächlich würde mir gefallen.“

AK: Twitter?

„keine Antwort.“

AK: Google?

„wie FB.“

AK: Braucht man diese Portale tatsächlich? Warum?

„Unbedingt. Facebook ist meine Website. Gezielt eingesetzt ist Fb zu ertragen. Niemand beantwortet so schnell Fragen wie Google & co, absolut unverzichtbar.

AK: Alternative zum Kriminalroman: Liebesgeflüster oder Kinderbuch?

„Kinderbuch auf jeden Fall.“

AK: Wann gibt es etwas Neues aus Deiner Feder?

„Ich denke im Frühjahr 2016.“

AK: Magst Du Abschiede?

„Kommt drauf an. Ein Abschied plötzlich und für immer ist grausam, ein Abschied für zwei oder drei Wochen gelingt mir ganz gut.“

IMG_0032AK: Worüber könntest Du locker eine Nacht mit mir und einer Flasche Rotwein am Kamin sitzend, diskutieren? Wie wär’s mit einem Beispiel?

1. Wie spannend mein Leben verlaufen ist.

2. Wie hilfreich das Schreiben in manchen Lebenssituationen gewesen ist und immer noch sein kann.

3. Dass ich in der Schule und im Beruf schreiben immer gehasst habe

4. Dass es keinen Text unter meinen Schubladengeschichten gab, der sich für einen Krimi geeignet hätte, bis auf einen . . .

5. wie geht es weiter?

AK: Welche Vorsätze hast Du für 2015?

„Ich halte nichts von Vorsätzen für das neue Jahr. Wenn ich etwas ändern will, versuche ich es unabhängig von einem Datum. Auf jeden Fall hänge ich meine Vorsätze nicht an die große Glocke.

AK: Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?

„Danke, dass es euch gibt.“

Veröffentlichungen der Autorin:

Gedicht in plattdeutscher Sprache zur Verabschiedung eines Freundes der von Hannover aus mit seiner Cessna zur Weltumfliegung startete, veröffentlicht auf der Webseite globeflight-rally.com,  Weihnachtsgedicht  veröffentlicht im Internet Literatur-Portal, 1001 Buch, Der literarische Adventskalender, 6. Dezember 2010,  zwei Gedichte veröffentlicht in Anthologien „Ausgewählte Werke“ der Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte (2010 und 2011),  zwei Kinder-Geschichten in plattdeutscher Sprache, aufgenommen in das Archiv der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek,  Ein Textbeitrag („In memoriam – Mutter“)   zum Thema Rituale zur Trauerbewältigung veröffentlicht von der Hospizbewegung Lebenshaus Münster in deren Zeitschrift Forum, Ausgabe März 2010 * Viele weitere kurze Texte wurden veröffentlicht in Monatsheften, zum Beispiel im „Weserjournal“ * Schmetterlingsreigen – Gedicht anlässlich des Gedenkgottesdienstes für früh- und totgeborene Kinder als Kartendruck * Ein Textbeitrag zum Thema Schuld veröffentlicht von der Hospizbewegung Lebenshaus Münster in deren Zeitschrift Forum, Ausgabe März 2013 *

Seit März im Handel erhältlich: mein erster Kriminalroman mit dem Titel „Der Tote hinter dem Knick“ bei CW Niemeyer Buchverlage Hameln. Ein Nordseekrimi, der in Nordfriesland, ihrer Heimat, spielt.

Das Interview führte Astrid Korten

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