Als weiblicher Single auf Partnersuche zu sein, offline und online nach dem Mann fürs Leben suchen – darüber könnte FRAU so manches Buch schreiben.
Zu aufregend, emotional – und häufig leider auch traurig – ist die Suche nach dem EINEN.
Die sich aber – das ist kein Geheimnis – gerade für Frauen, die attraktiv, selbstbewusst und mit einem guten Job im Leben stehen, extrem schwer gestaltet. Nicht selten hören diese Frauen aus ihrem Umfeld den Satz “…aber gerade Du müsstest doch zehn Männer an einem Finger haben!”.
Leute, die fest in einer Partnerschaft verwurzelt sind oder/und die Generation unserer Eltern können sich oft nicht hineinfühlen, wie es ist, in diesen Zeiten als Frau Single zu sein. Dass gerade das große “Angebot” in den Dating-Portalen das Kennenlernen heutzutage oft soo schwer macht, ist für viele Außenstehende nicht nachvollziehbar.
Aber natürlich besteht das (weibliche) Singleleben nicht nur aus krampfhafter “Mann-Suche”, wie manche vielleicht meinen. Viel mehr ist das eine aufregende Lebensphase, die auch ohne Mann lebens- und vor allem liebenswert ist. Dass man hier einmal mehr augenzwinkernd agieren und emotionale Pleiten gekonnt meistern sollte, darüber bloggt Julia Beyer. Ihr Online-Magazin www.singleindergrossstadt.de hat mittlerweile eine große Fangemeinde, nicht zuletzt, weil die engagierte Online-Bloggerin die Figur “Anna-Lena” (klar, eine Singlefrau…) geschaffen hat, an deren Erlebnissen sie ihre große Community teilhaben lässt.
Zudem ist Julia Beyer mit den Jahren zur Expertin in weiblichen “Single-Fragen” avanciert, was uns veranlasste, die sympathische Hamburgerin mal zu interviewen:
FP: Julia, Du bist die Erfinderin von Anna-Lena, einer Single-Frau in der Hansemetropole Hamburg. Ihr hast Du diverse Abenteuer rund um das Thema „Mann, Singlefrauen-Leben und Dating“ auf den Leib geschrieben. Was brachte Dich dazu?
JB: Meine Leidenschaft ist das Schreiben, schon als Kind verfasste ich Geschichten, damals ging es um Prinzessinnen, Feen, Prinzen und Piraten, ok, heute irgendwie auch, nur dass auf eine Prinzessin mehrere Prinzen treffen und umgekehrt. Anders als im Märchen musste auch ich selber erfahren, dass die Liebe nicht immer mit einem “und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich noch heute”, endet. Als mein damaliger Freund vor einigen Jahren Schluß machte, fing ich wieder das Schreiben an, eigentlich zur Therapie, das hatte ich irgendwo gelesen. Es half mir, die Gefühle, Gedanken und Erinnerungen in Worte auf Papier zu bringen. Danach war ich vier Jahre Single und sammelte einige Erfahrungen und irgendwie schaffe ich es stets, mich in Situationen zu manövrieren, worauf meine Freunde immer wieder meinen, darüber könnte ich ein Buch verfassen. Gesagt getan und Anna-Lena war geboren.
FP: Nach und nach hast Du rund um diese Geschichten ein Blog im Internet etabliert (www.singleindergrossstadt.de), der sich generell um Themen wie „Kennenlernen, verlieben, Herzschmerz, Dating online und offline“ dreht – woraus schöpfst Du in Deinem Themenpool?
JB: Aus meinem Leben und dem Leben der anderen. In meinem Leben habe ich einiges erlebt, der Schmerz ist der Vater und die Liebe die Mutter der Weisheit. Verhaltensweisen, die meinen Glauben an das Gute, immer wieder auf die Probe gestellt haben und mich an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht haben, woraus ich jedes Mal klüger und stärker als zuvor herausgekommen bin. Zum Leben gehören schwere Entscheidungen, eiskalte Worte, Enttäuschungen, Trauer, Abschiede, Verzweiflung, aber zum Glück auch wunderbare Menschen, wie meine Familie aber auch meine Freunde, die glücklicherweise mehr Singles als verheiratet sind und mich ständig mit neuen Geschichten, direkt von der Singlefront, versorgen.
FP: Wie kann man Deiner Meinung nach heutzutage das Leben von Singlefrauen beschreiben?
Kunterbunt, eine Mischung aus mal samstags vorm Fernseher Wäsche zusammenlegen, oder mit den Freundinnen durch die Nacht ziehen. Casting, nee, Dates mit Kaffee und Kuchen, Wein zum Dinner und Cocktails am Abend. Mit Chips, Schokolade und DVD’s in den eigenen vier Wänden, Kino zu zweit und Spieleabend zu viert. Kennenlernen offline und / oder online, das Leben genießen, sich darüber beschweren und lachen. Den eigenen Nachwuchs großziehen und den Alltag organisieren.
FP: Vieles im Bereich der Liebe spielt sich heute online ab, welche Erfahrungen macht hier die taffe Single-Großstädterin der Gegenwart?
Zur Zeit keine, ich ziehe es vor, jemanden im realen Leben zu treffen. Ich lebe mein Leben, unternehme etwas mit Freunden, besuche Konzerte, Theater und Veranstaltungen, hin und wieder lernt man jemanden kennen, ohne Zwang und dem Erwartungsdruck. Aus meinen früheren Erfahrungen kann ich sagen, große Nachfrage, großes Angebot, Dates die mehr einem Casting ähneln und Postfächer die überquellen, eindeutige bis zweideutige Angebote und oft ungefragt im Besitz einer weiteren Handynummer. Aber auch Begegnungen mit interessanten, lustigen und lieben Menschen, jedes Treffen war ein netter Nachmittag oder Abend, zweimal war ich verliebt und einmal war es Liebe.
FP: Wann entstehen Deine Texte, wie motivierst und inspirierst Du Dich?
Stets und ständig, denn meine Inspirationen lauern quasi an jeder Ecke, ein Lied, das Wetter, Erinnerungen, Gedanken, Sprüche, Bilder, bei der Recherche und neue Erfahrungen, treiben mich an. Die Texte entstehen tagsüber, manchmal auch bis in die Nacht, wobei ich schon versuche, abends den Laptop beiseite zu legen. Motivieren muss ich mich eher selten, ich trinke einen Latte Macchiato, höre Musik und dann geht’s los. Wenn der Kopf vor Buchstaben fast platzt, oder ich Schwierigkeiten habe die Idee umzusetzen, dann gehe ich duschen oder spazieren, das macht den Kopf frei.
FP: Ist das Blog-Magazin Deine hauptberufliche Tätigkeit? Aus welchem beruflichen Bereich kommst Du?
Ja, wobei ich auch dabei bin, dieses Jahr endlich mein Buch zu Ende zu schreiben. Es ist die Geschichte von Anna-Lena, wie sie Single wurde und wie alles begann. Nebenbei schreibe ich auch Texte auf Anfrage, studiert habe ich Grafikdesign, welches meinem Blog auch zugute kommt.
FP: Was rätst Du Singlefrauen, die attraktiv sind, im Leben stehen – aber doch immer wieder Flops mit Männern erleben?
Personen, die mich nicht kennen, sind der Meinung, man sollte sein Beuteschema ändern. Schockierend aber wahr ist, wenn ich wirklich nach meinem Beuteschema gegangen wäre, wäre ich verheiratet und hätte den Stress vorher nicht gehabt 😉 Gerade am Anfang neigt man dazu, sich zu verstellen, einige sind wahre Meister darin, jemanden zu spielen, um einem anderen zu gefallen, um dem eigentlichen Beuteschema zu entsprechen. Starke, taffe Frauen sind eine Herausforderung, eine wertvolle Bestätigung, allerdings im laufe der Zeit (Kennenlernphase, erstes Jahr der Beziehung) bröckelt die Maske, die Frau beschwert sich, wo ist der wundervolle Mann, den ich damals getroffen habe und der Mann fühlt sich selbst nicht anerkannt, warum kann sie mich nicht so lieben, wie ich bin – ein Teufelskreis! Deswegen schaue ich mittlerweile hinter die Fassade, versuche, mich nicht von den Gefühlen blenden zu lassen. Tja und manchmal bedarf es einer Veränderung, denn wenn man etwas verändert, ändert sich oft alles.
FP: Dein Tipp zur Partnersuche im Internet?
Ist man durch die enorme Auswahl an Möglichkeiten, vielleicht mehr darauf fokussiert zu suchen, anstatt zu finden? Immerhin bieten einem die Dating-Portale “Kennenlernen” wie am Fließband. Die Suche nicht nur online fokussieren, die Augen im Jetzt und Hier offen lassen, unvoreingenommen, erwartungsfrei bei einem Date erscheinen und jemanden ohne den Gedanken „My next Boyfriend“ kennenzulernen.
FP: Was ist demnächst angesagt auf Deinem Blog?
Mir schwirren schon wieder so viele Ideen im Kopf herum, neu auf meinem Blog ist “Single unterwegs”, hier schreibe ich über Veranstaltungen, Clubs, Bars, Aktivitäten, Geheimtipps und vieles mehr. Julia die Single-Reporterin, wo es sich gut flirten, essen, kennenlernen und Spaß haben lässt, damit ich weg vom Laptop komme und das Leben genieße, wie ich es ja immer suggeriere.
Bildnachweis: Julia Beyer, Singleindergrosstadt.de