Kurz vor der Fertigstellung des Interviews mit Ursula Schmid-Spreer, erreichte mich die Nachricht, dass der Ehemann der Autorin am vergangenen Wochenende völlig unerwartet verstorben ist. Die Redaktion hat dennoch entschieden, das Interview mit der Autorin zu veröffentlichen, aus Achtung und Respekt vor Frau Schmid-Spreer, die über ihren Ehemann im Interview sagt: “Das Prachtexemplar gebe ich so schnell nicht mehr her” – Worte einer großen Liebe. Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, unser letzter Begleiter, aber er ist nicht der Grenzstein der Liebe, dem selbst der Tod machtlos gegenübersteht. Denn er hat keine Macht über die Erinnerung. Ein tröstlicher Gedanke in einer schweren Zeit.
Frauenpanorama und ich möchten der Autorin Ursula Schmid-Spreer unser tiefstes Mitgefühl aussprechen.
Ursula Schmid-Spreer: Lehrerin im Gesundheitsbereich. Mitarbeiterin The Tempest”, Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Syndikat. Herausgeberin von mittlerweile 17 Anthologien, selbst bei etwa 35 Anthologien veröffentlicht. Ihr dritter Roman “Bekenntnis mit Folgen” erscheint Ende des Jahres in der edition oberkassel, Verlag Detlef Knut, Düsseldorf.
Sie ist Organisatorin des Nürnberger Autorentreffens und von Seminaren.
AK: Der Klassiker zum Aufwärmen und eine erste wohlwollende Geste. Wie geht‘s Dir gerade?
Ich fühle mich gut. Meistens, da ich zum Glück ein positiver Mensch bin. Heute fühle ich mich besonders wohl, weil ich eine Ladies Crime Night organisiert habe. Der Kartenvorverkauf läuft und viele Buchhändler wollen mich unterstützen. Es ist alles gut gelaufen.
AK: Geboren und aufgewachsen in?
… Deutschland, aufgewachsen in Österreich (Baden bei Wien).
AK: Gab‘s in Deiner Jugend unerfreuliche Überraschungen?
Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Ich habe ohne große Zwischenfälle die Pubertät und die Schul- und Studienzeit überstanden.
AK: Ist Heimat ein großes Versprechen?
Da ich Doppelstaatler bin, fühle ich mich in verschiedenen Welten beheimatet. Meine Heimat ist da, wo meine Freunde sind. Und die leben in verschiedenen Ländern. Von Spanien über Irland bis Südafrika, bin ich immer wieder mal unterwegs.
AK: Wohnhaft in?
Jetzt in Nürnberg. Wo es mich noch hintreibt – wer weiß. Meine Tochter lebt in Irland. Und diese Liebe für das Land ist auch für mich entstanden.
AK: Familienstand?
Verheiratet – und das sehr gerne!
AK: Dauerzustand verliebt?
Sicher! Das Prachtexemplar gebe ich so schnell nicht mehr her.
AK: Das Geheimnis einer langjährigen Ehe?
Nicht immer aufeinander sitzen, eigene Interessen pflegen… Wie sagte meine Mutter immer so schön: Der Mann ist der Kopf einer Beziehung, die Frau ist der Hals und dreht.
AK: Was ist wirklich wichtig für das eigene Leben?
Sich selbst nie zu verlieren, den eigenen Weg gehen ohne dabei andere zu verletzen oder einfach niederzumähen. Ich möchte nicht auf dem Totenbett sagen müssen, dass ich ein langweiliges Leben geführt habe. Das mag sicher auch für den einen oder anderen interessant sein, ein Leben ohne Höhen und Tiefen gelebt zu haben – für mich nicht. Ich schaue gerne über meinen Tellerrand hinaus und die Scheuklappen habe ich schon lange abgelegt…
AK: Bildung ist gut, Werte sind besser. Wenn Du die Wahl hättest: Lagerfeuergespräch mit Cindy von Marzahn oder Astrid Korten (ja, ich weiß, das ist gemein)?
Diese Frage zu beantworten fällt mir wirklich leicht, da ich kein großer Fan von Cindy von Marzahn bin. Ich mag diese so genannten Comedians nicht, die Witze auf Kosten anderer machen. Man muss ihr wohl zugutehalten, dass sie sich selbst auch auf die Schippe nimmt. Also, liebe Astrid, wärst du in dem Fall mein Favorit.
Ich bin mir sicher: Ich kann keine Werte haben, wenn ich keine Bildung besitze. Da ich ja sehr lange im Schuldienst war und viele Schüler durch meine „Hände“ gegangen sind, war ich oft entsetzt, wie gleichgültig viele waren. Nicht alle, zum Glück, doch viel zu viele. Etwas lernen (Bildung) war zu anstrengend und Werte, da war der Gruppenzwang einfach zu groß.
AK: Keine Angst vor der Konkurrenz?
Warum? Jeder ist anders und jeder hat seinen „Fanclub“ Die erste Liebesgeschichte „Romeo und Julia“ ist auch schon tausendmal erzählt worden – immer anders.
AK: Wirst Du manchmal missverstanden?
Nein, da ich genau definiere, was Sache ist. Um den heißen Brei herum reden bringt gar nichts. Schließlich kann der andere nicht erraten, was ich wirklich will, wenn ich mich missverständlich ausdrücke.
AK: Drei Begriffe, die Dich beschreiben?
Eigenlob stinkt ein bisschen, oder? Nun ja, ich bin auf eine gewisse Art ehrgeizig, ehrlich, bei mir kann jeder so sein, wie er will – solange er/sie nicht in meine Intimsphäre einbricht und ich bin friedlich, mag keine Gewalt und Ungerechtigkeiten gefallen mir gar nicht.
AK: Was sollte auf deinem Grabstein stehen?
Sie ist niemandem auf die Füße getreten und sie hat ihr Leben gelebt
AK: Was treibt dich auf die Palme?
Dummheit, Intoleranz und nichts dazu lernen wollen
AK: Deine Werke?
Hauptsächlich Krimis vom Roman bis zu Kurzgeschichten, auch einige historische Kurzgeschichten. Der erste Teil einer historischen Trilogie ist fertig.
Die Kriminalromane „Die Nürnbergerin“ und „Der Tote vom Silbersee“ wurden bereits veröffentlicht,
„Silbersee” hat die Autorin mit ihrer Schweizer Freundin Christine Schneider gemeinsam geschrieben, die die entsprechenden Szenen für Hundekämpfe recherchiert hat. In dem Roman geht es um “illegale Hundekämpfe”.
Inhalt: Die Schweizerin Lena Wälchli nimmt an einer Fortbildung in Nürnberg teil. Immer dabei ist ihr Terrier Trixi. Bei einem Spaziergang um den Dutzendteich lernt sie den drogensüchtigen Punk Andy und seinen Kampfhund Lord kennen. Ein fürchterlicher Verdacht: illegale Hundekämpfe.
Eines Nachts findet Trixi im Silbersee eine Leiche. Lena glaubt nicht an Selbstmord und beginnt zu ermitteln. Sehr zum Leidwesen der Kommissarin Nürnberger, der sie laufend in die Quere kommt.
AK: Dein aktuelles Buch?
Der Roman „Bekenntnis mit Folgen“ ist soeben erschienen. In diesem Krimi geht es um Gewalt, die an Männern ausgeübt wird. Wie immer im Leben ist es oft nicht so, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Inhalt:
„Der Tote heißt Meier, großes M und kleine Eier.“ Das sagte Polizeioberkommissar Hofmockel, als er seiner Chefin Bericht erstattete. Meier war Lehrer, erklärte seine blauen Flecke mit Sport, den er betrieb. Ausgerechnet sein Lieblingsschüler, den er in Mathematik förderte, findet heraus, was wirklich dahinter steckte. Und nicht nur das, er findet weit mehr. Der Junge ist nierenkrank und kommt auf eine Idee, die ihm eigentlich helfen sollte … es ist nichts so, wie es scheint.
AK: Wie geht Du mit einer 1*-Sterne-Kritik um?
Kommt darauf an, wie sie formuliert ist. Ich habe einmal bei Amazon eine 1*-Sterne-Kritik entfernen lassen, bzw. der Verlag hat das getan. Es ging bei dieser Kritik nicht um das Werk, sondern um meine Person. Ich vermutete einen Racheakt, bzw. einfach Neid, denn es wurde mit kaum einem Wort auf die Geschichte eingegangen. Als Autor muss man auch mit 1*-Sterne-Kritiken umgehen können, auch wenn es weh tut. Denn – es spiegelt die Meinung eines einzigen Lesers wider. Und die Geschmäcker sind verschieden.
AK: Vermitteln Deine Romane Einblick in Deine Arbeit oder sind sie ein Spiel mit der Wirklichkeit?
Jeder Roman hat wohl etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Ich bin mir sicher, dass viele Autoren, auch ich, Alltagssituationen im Roman verarbeiten. Dort kann ich mich ausleben und schildern, wie ich handeln würde. Das ist ja das Schöne am Schreibprozess, dass ich es in der Hand habe, wie meine Figuren agieren bzw. reagieren.
AK: Was macht Lust auf das große Abenteuer des Lebens?
Das Leben ist ein großes Abenteuer und endet meist tödlich – aber Spaß beiseite: Es liegt an mir, ob mein Leben eintönig und daher langweilig verläuft oder ob ich es aufpeppe. Hat wohl auch etwas mit Mut zu tun. Wenn ich nur zuhause bin, mich nicht nach draußen bewege, werde ich auch nichts erleben.
Gerade bei Lesungen – wenn das Publikum mitspielt – ist es interessant zu hören, wie man selbst als Autor gesehen wird. Was Leute in die Geschichten hineininterpretieren. Als Jugendliche bin ich mal, ohne eine Wort spanisch/mexikanisch zu sprechen, ganz alleine nach Mexiko gereist. Das war total spannend und aufregend und sicher auch das eine oder andere Mal gefährlich. Auch meine damals 17-jährige Tochter hat das gemacht – Malta – ich habe eine erwachsene Frau zurückbekommen.
AK: Schon mal selbst eine kleine Sünde begangen? Ich höre?
Hm, begehen wir nicht jeden Tag kleine Sünden? Und wenn es die berühmte Tafel Schokolade ist, die wir eigentlich nicht essen wollten? Ich treibe Sport … Ritter Sport!
AK: Hast Du Kinder? Wenn ja, Was sagen sie zur Mama als Autorin?
Eine Tochter, die es spannend findet, dass ich meine „böse“ Ader auf dem Papier austobe. Wir haben sogar mal zusammen ein Kinderbuch geschrieben. „Florian Floh und seine Freunde“. Ein Floh, der so gerne ein Zuhause hätte und es nach vielen Abenteuern im Flohzirkus findet.
AK: Lesen sie deine Bücher?
Ja, sie liest und ist mein bester Kritiker.
AK: Warum schreibst Du (Thriller, Romane, Kurzgeschichten)?
Weil ich einfach muss! Schreiben, seine Gedanken auf Papier niederschreiben, Geschichten erfinden, ist doch einfach herrlich. Der Krimi folgt bestimmten Regeln – und das gefällt mir. Obwohl, ich kann ja nicht immer morden, deshalb versuche ich mich jetzt mal an einer Liebesromanze. Auch da gibt es genug Anregungen aus dem näheren Umfeld. Am Schönsten finde ich es, wenn sich ältere Menschen noch auf das Abenteuer Liebe einlassen. Kurzgeschichten schreiben finde ich spannend. Eine bestimmte Zeichenzahl ist vorgegeben und ich muss mein Anliegen auf den Punkt bringen.
AK: Was glaubst Du, welche Formen der Orientierung brauchen wir heute?
Werte! Aber woran sollen sich junge Menschen orientieren, wenn selbst Politiker keine Werte mehr haben und nur auf ihren Vorteil bedacht sind? Und viele Eltern einfach überfordert sind, sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen? Es ist halt so einfach, ein Kind vor die Glotze zu setzen und es einfach machen zu lassen. Hier ein Beispiel aus der Schule: es kostet Kraft, 30 pubertierende „Weiber“ in Schach zu halten und sie zu führen. Nach einem Schultag war ich meist fix und fertig. Eine Kollegin sagte immer: „Fürs Ärgern werde ich nicht bezahlt“ und sie hat die Schülerinnen einfach machen lassen. Das kann’s doch nicht sein, oder?
AK: Definition von Leidenschaft?
Was ist Leidenschaft? Etwas mit Liebe machen, dann geht es auch leicht von der Hand. Sich für Dinge begeistern und dazu stehen.
AK: Ganovin oder Edelfrau?
Von jedem etwas. Warum? Weil kein Mensch vollkommen ist. (Ich arbeite daran!)
AK: Ist Dein Leben eher ein Roman- oder ein Sachbuch?
Natürlich ein Roman, da ich doch eher emotional bin.
AK: Wie dürfen wir uns Deinen Schreibtisch vorstellen?
Geordnetes Chaos. Mein Schreibtisch lebt! Kicher!
AK: Wo auf Deinem Schreibtisch liegen die Büroklammern?
Auf der linken Seite in einer Magnetdose, sie dienen auch gleichzeitig als Bleistifthalter. (ich bin Linkshänder!)
AK: Beste Schreibzeit: Highnoon oder Mitternacht?
Vormittags noch in Räuberzivil mit einem großen Humpen Kaffee und manchmal Mitternacht, wenn es still wird im Haus und die anderen Geräusche (Straße, Kirche, wir wohnen gleich gegenüber) verstummt sind.
AK: Dein Mittel gegen Müdigkeit?
Kaffee, Kaffee…
AK: Entwickelt sich das Autorendasein zum Showgeschäft oder war das schon immer so? Wie geht man damit um?
Der Autor, der im stillen Kämmerlein schreibt, gehört wohl der Vergangenheit an. Heutzutage muss man wohl auch ein Entertainer (bei Lesungen) sein und den Zuhörern eine Art von „Event“ bieten. Und noch eine Erfahrung habe ich gemacht: Je lustiger die Stelle ist, die man vorliest, umso mehr Bücher werden verkauft.
AK: Was glaubst Du, wie sieht es denn nun wirklich in den Köpfen der Verlagsspitzen aus?
Kommerz! Lieber eine Lizenz aus dem Ausland gekauft, als einen Neu-Autoren aufzubauen. Ist sicher legitim, denn Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, die Geld verdienen müssen/wollen… Ich würde mir wünschen, dass seitens der Verlage ein kleiner Hinweis kommt, warum das Manuskript abgelehnt wurde. Ist mir schon klar, dass das nicht machbar ist. Viele Autoren wollen sich dann auf Diskussionen einlassen und dazu hat kein Verlag mehr die Zeit dazu.
AK: Heute werden Lesungen inszeniert. Würdest Du auf einer Lesung im Kampfanzug oder Dienstkleidung erscheinen?
Ich veranstalte historische Lesungen in Nürnberg z. B. Im Lochgefängnis oder den Felsengängen. Und da ziehe ich ein spezielles, mittelalterliches Kleid an. Und wenn ich reinkomme lege ich eine Korsage an, da ich immer wieder Lesungen im Puff habe.
Das Buch heißt „Schmetterlinge streicheln zärtlich“. Es ist erotisch, nicht pornografisch. Und es erzählt unter anderem von der Liebe im Alter.
AK: Verliert der Schriftsteller nicht seine Balance zwischen den zahlreichen Verlagsanforderungen und der Wahrung einer stabilen Autorenidentität, wenn er/sie den Clown mimt?
Da heißt es wohl, ein gewisses Mittelmaß zu finden. Den Clown würde ich niemals mimen. Ich würde auch nicht ins Dschungelcamp gehen und undefinierbares Zeug essen, nur um mich ins Gespräch zu bringen. Es kommt auch darauf an, WAS ich schreibe. Ich mache auch Lesungen im Hospiz (Buch: Gestorben ist nicht tot), da trete ich schon verhalten auf.
AK. Schreiben auf Mallorca?
Mitten auf der Insel Mallorca liegt ein kleines (Schreib)Idyll. Einige Tage schreiben, lesen, relaxen und sich verwöhnen lassen. Wo das Auge hinschaut: blühende Sträucher, Palmen, Kakteen, Feigen- und Mandelbäume und irgendwo dazwischen ein Teich. Hier liegt ein über 500 Jahre alter Gutshof – eine Oase der Ruhe und ein „Ort der Schönen Künste“ – das Landhotel Finca Son Bauló. Harte Arbeit mit dem Resultat, dass am Ende alle Teilnehmer überrascht sind, was sie aufs Papier oder in den Laptop brachten und wie viel anders es aussah, als zu Beginn vorgelegt. Und dass es einfach besser war.
AK: Peinlich oder Erfahrungen sammeln?
Der Lächerlichkeit würde ich mich niemals aussetzen. Und nichts ist peinlicher als ein Witz, der nicht als solcher erkannt wird oder der einen Gast bloßstellt.
AK: Was darf ein Autor unbedingt nicht können?
Empfindlich sein? Ich weiß nicht – ein dickes Fell zulegen. Geduld zeigen. Habe die Frage nicht so ganz verstanden.
AK: Gott oder Teufel?
Von jedem etwas.
AK: Schicksal oder Bestimmung?
Das Schreiben ist wohl meine Bestimmung. Mit der deutschen Sprache richtig umgehen, hat mich schon als kleines Kind gereizt. Angestachelt sicher auch, weil ich als 10-jährige mal einen Vorlese-Wettbewerb gewonnen habe. Meine ersten Schreibversuche waren Tagebucheintragungen und Briefe schreiben – in aller Welt Brieffreunde zu haben.
AK: Die beste Entscheidung Deines Lebens?
Ein Kind zu bekommen, eine Familie zu haben und meine Fantasie und Kreativität auf Papier zu bannen.
AK: Darf ich weiter meine überreizten und durchgedrehten Fragen stellen und Dir mit meinem Übermut anzustecken versuchen.
Aber sicher doch! Wenn dich mein Übermut, meine Antworten nicht zum Durchdrehen bringen!
AK: Wann wurdest Du das letzte Mal hinterhältig reingelegt?
Weihnachten 2014, als man mir bei einer Veranstaltung den „Saft“ abdrehte, als das Essen serviert wurde.
AK: Wann angenehm überrascht?
Eigentlich jeden Tag. Heute zum Beispiel habe ich eine alte Rechnung gefunden, die ich schon lange gesucht hatte, die Plakate für die Ladies Crime Night habe ich in Nürnberg verteilt und vor ein paar Tagen ist ein von mir organisiertes Seminar sehr gut gelaufen.
AK: Was hältst Du von der Entwicklung des Buchmarktes?
Macht mir manchmal Angst. Es gibt so viele Bücher, wer soll die alle lesen? Leider machen auch so viele Autoren ihre Bücher selbst, weil sie bei Verlagen nicht unterkommen. Und sich dann nichts sagen lassen, wenn es nicht so gut ist. Wie immer Geschmackssache – aber! Und da lege ich großen Wert darauf: An der Rechtschreibung und Grammatik kann man arbeiten. Über Stil kann man streiten.
AK: Magst Du E-Books?
Nur, wenn ich in Urlaub fahre. Dann wird der Koffer nicht so schwer. Ansonsten liebe ich es, ein Buch in der Hand zu halten, die Seiten umzublättern, ein Eselsohr reinzuknicken, vor und zurück zu blättern.
AK: Welche Bücher befinden sich gerade auf Deinem Nachttisch?
Viel, viel Sub (Stapel ungelesener Bücher) und quer durch den Garten. Von Donna Leon bis Zafon ist im Moment alles vertreten. Val McDermid, eine schottische Schriftstellerin (sie hat den Profiler Toni Hill entwickelt) lese ich sehr gerne. Und natürlich schaue ich auch immer wieder mal in die Bücher meiner fränkischen Kollegen.
AK: Wie riechen Bücher?
Nach Abenteuer, nach weiter Welt und nach Kaffee.
AK: Welches Buch ist schon mal gegen die Wand geflogen?
So was mache ich doch nicht! Jedes Buch verdient Respekt. Schließlich steckt ein Haufen Herzblut und Arbeit des jeweiligen Autors drin. Über Geschmack kann man sich ja bekanntlich streiten. Ich nehme mir aber auch die Freiheit, wenn mir ein Buch nicht gefällt, es nach 100 quälenden Seiten zu „entsorgen“ bzw. es auf die Seite zu legen.
AK: Dein Hobby?
Neben dem Schreiben kreativ sein, in dem ich versuche aus Wolle etwas zu machen, aus alten Strümpfen Teppiche zu knüpfen und natürlich tanzen (linedance) zu Country- und Westernmusik.
AK: Musik beim Schreiben?
Manchmal, je nachdem, ob ich gerade am show down schreibe.
AK: Prosecco oder Selters?
Wenn ich durstig bin, dann Selters zum Genießen schon mal Prickelbrause oder mit dir am Kamin Rotwein schlürfen.
AK: Gibt es einen Klassiker, der Dich völlig kalt gelassen hat?
Das war wohl von Umberto Eco mit dem Baudolino. War nicht mein Ding.
AK: Lieblingsname aus einem Deiner Romane?
Belu abgekürzt. Richtig heißt sie Bertaluise. Eine tolle Frau, die genau das tut, was sie gerade tun will und die aus allen möglichen Situationen gut rauskommt.
AK: Deine Lieblingsautoren?
Val McDermid lese ich gerne. Einen absoluten Favoriten habe ich gar nicht.
AK: Gibt es ein gutes Lesen im schlechten Leben?
Für viele Menschen bestimmt. Die träumen sich in eine andere Welt, erleben Abenteuer, die sie sonst nie erlebt hätten, lieben und weinen – der Autor hat da schon eine große Verantwortung, all diese Träume und Wünsche zu erfüllen.
AK: Führt gutes Lesen automatisch zu einem besseren Leben?
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser an eine Szene, die er in einem Buch gelesen hat, wenn er etwas ähnliches erleben muss(te)?
AK: Braucht man Twitter, Facebook oder Google tatsächlich?
Google erleichtert das Leben und die Recherche ungemein. Neulich hat der liebste Ehemann gegoogelt, wie man eine Ananas richtig aufschneidet! Auf Facebook erfahre ich viele Dinge, die sonst an mir vorbeigegangen wären. Es will alles gepflegt sein. Ich möchte mich nicht verzetteln
AK: Alternative zum Kriminalroman: Liebesgeflüster oder Kinderbuch?
Eindeutig Liebesgeflüster. Ist gar nicht so einfach eine Liebesromanze zu schildern ohne ins Kitschige abzudriften.
Um Kindergeschichten schreiben zu können, muss man sich in die Seele kleiner Kinder hineindenken können. Ihre Sprache sprechen. Klapnpt bei mir nicht, bin zu sehr in den Abgründen von Mördern verhaftet.
AK: Wann gibt es etwas Neues aus Deiner Feder?
Weihnachten 15 kommt ein neuer Krimi raus und im September kommen Krimigeschichten mit passenden hessischen Gerichten. „Grüne Soße mit Schuss“. Das gibt es auch als fränkische S(ch)auerbraten.
AK: Magst Du Abschiede?
Wer mag das schon. Es ist immer ein kleiner Tod, den man da stirbt, weil man oft nicht weiß, ob man den anderen jemals wiedersehen wird.
AK: Worüber könntest Du locker eine Nacht mit mir und einer Flasche Rotwein am Kamin sitzend, diskutieren? Wie wär’s mit einem Beispiel?
Aber so was von! Eingekuschelt in eine Decke (ich habe immer kalte Füße), würden wir uns über Gott und die Welt unterhalten, vom Hundertsten zum Tausendsten kommen und wahrscheinlich einen ganz gemeingefährlichen Plot entwickeln.
AK: Welche Vorsätze hast Du für 2016?
Keine! Ich halte sie eh nicht ein. Kommt dauernd was dazwischen.
AK: Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
Bei den Lesern würde ich mich herzlich bedanken, dass sie zu meinen Lesungen kommen um mich kennenzulernen, mir ihre Zeit schenken. Schließlich muss man gegen ein Fernsehprogramm anstinken. Den Autoren würde ich gerne mal sagen, dass sie auch zur „Konkurrenz“ gehen sollten. Das zeigt in meinen Augen Respekt. Es erschreckt mich immer, dass Autoren Einladungen verschicken und unbedingt wollen, dass man kommt. Sie selber aber gehen zu keiner einzigen Lesung eines Autorenkollegen.
Vielen Dank, Ursula.
Das Interview führte Astrid Korten