“Sommer in der Stadt” – wohl nie zuvor war der Kult-Song von Wolfgang Petry so populär wie in diesem Preisschock-Jahr 2022. Seit Wochen geht es Schlag auf Schlag, kennen die Kosten nur noch eine Richtung: Nach oben. Dabei ist es ganz gleich, ob es die Preise für Hackfleisch betrifft, für Butter oder Strom. Oder eben Urlaub. Dieser hat sich aktuell so verteuert, dass er für viele Familien schlichtweg nicht mehr drin ist.
Dass die Preise sehr hoch sind, stellten viele Leute schon in und nach der Corona-Zeit fest (obgleich von “nach” noch nicht wirklich gesprochen werden kann…). Vor allem der Urlaub in Deutschland ist für nicht wenige Bürger unerreichbar geworden. So werden in Quartieren an der Ostsee dieser Tage bis zu sagenhafte 12.785 € für 14 Tage im Juli auf dem Darß fällig. Siehe booking.com-Screenshot – aufgenommen am 4. Juli 2022.
Teuerung ist aktuell immens – nicht nur an der Ostsee
Bei den Ferienwohnungen sieht es nur leicht besser aus. Diese sind – wenn überhaupt verfügbar – in Mecklenburg-Vorpommern ebenso unfassbar teuer geworden, so dass für die Otto-Normalo-Familie ein Urlaub in diesen Gefilden schlichtweg nicht drin ist.
Das Motto lautet deshalb bei vielen Müttern und Vätern: Urlaub auf Balkonien! Doch auch den hat bekanntlich nicht jeder, so dass man sich was einfallen lassen muss, um den Nachwuchs in den Ferien bei Laune zu halte.
Die BZ Berlin hat am 4. Juli 2022 auf ihrem Online-Portal Eltern, die nicht in Urlaub fahren (können) vorgestellt – mit samt ihren Plänen für die Ferien.
Zitat:
“(…)Sparen: 2000 Euro statt 300 pro Woche: Die Ferienwohnung, in die Jenny (26) und Nico (28) noch vor drei Jahren mit ihren Töchtern Mia (6) und Sophia (3) gefahren sind, ist so teuer geworden, dass sie sich den Urlaub nicht mehr leisten können und wollen. „Deshalb bleiben wir diese Ferien zu Hause, fahren nur drei Tage mit dem Wohnmobil weg“, sagt Zahnarzthelferin Jenny. Das leihen sie sich von Nicos Chef, „sonst wäre selbst das in diesem Sommer unbezahlbar gewesen.“(…)”
Und weiter heißt es über eine andere Familie:
“(…)Lieber kleine Ausflüge: In den letzten Jahren ging’s in die Türkei und ins Tropical Island, dieses Jahr bleibt die Familie von Selina (9) und Papa Robin (33) in Köpenick. „Corona hat einfach viel aufgezehrt“, sagt der Kaufmann, „meine Frau und ich waren auf Kurzarbeit, sie eine Zeit sogar ohne Job“. Statt in den Urlaub zu fliegen, will die Familie diesen Sommer deshalb kleine Ausflüge ins Umland machen.(…)”
Corona, Corona und nochmals Corona: Die Krise – und mit ihr die umstrittenen Maßnahmen von Lauterbach & Co. – hat bei so vielen Leuten mitten ins Kontor geschlagen.
Nach Viruskrise kam Inflation
Eine Phase zum Erholen und des “Sich wieder Einpegelns” war den Deutschen bekanntlich nicht vergönnt, denn an die Viruskrise schloss sich nahtlos die Inflation an.
Und das ist noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange! Die Lage wird sich weiter zuspitzen, wenn im Jahr 2023 die Leute erst einmal ihre Nachzahlungen für Strom- und Heizkosten bekommen oder/und entsprechende Erhöhungen.
Es wird nicht wenige Deutsche geben, für die dann nicht mal mehr der Ausflug in den Abenteuerpark im Umland mit den Kindern machbar ist. Aktuell befindet sich das Land in einer historischen Abwärtsspirale, über die aber – typisch deutsche Presse – in ihrem ganzen Ausmaß nicht diskutiert wird.
Eher wird schöngeredet, was das Zeug hält und Märchenonkel Habeck, dem bis auf das Verbreiten schlechter Nachrichten nichts einzufallen scheint, Honig ums Maul geschmiert. Zudem ist fraglich, ob sich die Masse der Leute in Artikeln, die dezent-zaghaft eine Vorausschau auf die kommende harte Zeit wagen, informiert. Wahrscheinlich nicht.
Und so kommt es vielleicht, wie es in deutschen Landen schon so oft gekommen ist: Wenn`s dann ernst wird, sagen viele wieder: “Dass es so schlimm wird, haben wir nicht gewusst”.
Das Tal der Tränen muss durchschritten werden
Insofern muss vielleicht ein großer Teil der Deutschen erst einmal durchs Tal der Tränen gehen, um irgendwann die Realität zu begreifen. Denn ein kleiner Verzicht hier und eine verkraftbare Einschränkung da, ist für die meisten Leute noch hinzubekommen. Das wird mancher sogar noch mit “Haltung” etikettieren.
So richtig ernst wird es wohl erst, wenn nicht nur der kleine Ausflug in der Heimatregion aufgrund Geldmangels weg-, sondern die Heizung dann ab November auch stundenweise ausfällt. Und das Warmwasser zugeteilt wird. Die sprichwörtlich kalte Dusche dürfte in den nächsten Monaten so manchen zum Um- und Nachdenken bringen. Welche Konsequenzen das hat, wird man sehen.
Fest steht: Ein Spaziergang wird es nicht!
Bildnachweis: Screenshot vom 14. Juli 2022 von der Homepage booking.com (Sucheingabe Zingst, Zeitraum: ab 14. Juli 2022 – 14 Tage – 2 Personen mit Kind)
Recherche-Nachweis: bz-berlin vom 3. Juli 2022