Ein Gastbeitrag von Mareike. Vor einem Jahr war ich mit drei Freundinnen – unserer Mädels-Clique –  im Urlaub. Und zwar am Meer, genauer gesagt, auf dem Darß, in Ahrenshoop. Diese Gegend ist von klein auf meine Herzensgegend – hier verspüre ich immer das gewisse Ankommen. Vielleicht, weil ich als DDR-Kind – so wie viele andere, die im Mauerstaat aufgewachsen sind auch – generell eine hohe Affinität zur Ostsee habe.

Unvergessen sind die vielen Familienurlaube in der Küstenregion in Kindertagen! Als Erwachsene zieht es mich heute mindestens einmal im Jahr dort hoch und nicht selten buchen wir uns als fröhliche Mädels-Runde irgendwo ein und genießen schöne Tag in einem Wellnesshotel.

So war es auch letztes Mal, als wir den bekannten Künstlerort Ahrenshoop ausgewählt hatten.

Ich war – obgleich ich fast jedes Jahr an der Ostsee bin – in Ahrenshoop direkt lange nicht mehr und war deshalb gespannt, ob und wie sich der Ort verändert hat.

Nun – so wirklich verändert hat sich nichts, es ist nur ein wenig schmucker geworden und einige Hotels und nette Cafés sind hinzugekommen.

Aber ansonsten…Ein Traum, wie eh und je! Und für mich sogar noch das gewisse Extra mehr: ich war hingerissen von der Atmosphäre des charmanten Örtchens, die ich so als Kind bei meinen Besuchen noch nicht gespürt habe.

Diese Entspanntheit, das so überaus gepflegte Erscheinungsbild, die süßen Häuser mit dem Reetdach und nicht zuletzt natürlich das Meer, das auf mich schon immer eine große Faszination ausübte – all das präsentiert sich mir als das, wonach ich schon immer gesucht habe.

Ich genoss die Tage in vollen Zügen und erkundete oftmals noch nach dem Abendessen verborgene Winkel dieses beliebten Ostseeortes.

Mein Entschluss stand fest: eines Tages würde ich hier leben! Natürlich war mir bewusst, dass Ahrenshoop in erster Linie ein Touristenort war, aber das störte mich nicht. Dieses Fleckchen Erde zog mich magisch an. Und das ganz anders, als das sonst Urlaubsorte so an sich haben.

Denn: natürlich (so glaubte ich zumindest) saß ich nicht der Naivität auf, hier ständig das „Im-Urlaub-Gefühl“ zu haben, wenn ich tatsächlich einmal zu den Einwohnerinnen Ahrenshoops gehören sollte.

Nein, ich erfasste all das klar und logisch und empfand mich ein Stück weit als ein Teil dieses Ostsee-Ortes.

Und so kam es, dass ich schon während meines Mädels-Urlaubs die eine oder andere Immobilien-Offerte in den kleinen Immobilien-Büros vor Ort studierte. Das präsentierte Angebot war zwar immens preisintensiv, aber für eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung sollte mein Budget reichen.

Immerhin verdiente ich gut und hatte (noch) keine eigene Familie.

Da ich zudem online im Home-Office arbeite und mein Freundeskreis sowieso in der halben Republik verstreut ist, war mir vor einem Wohnortwechsel nicht bange.

Für mich war klar: irgendwann – in nicht allzuferner Zeit – wohne ich hier!

Und da auch der schönste Urlaub irgendwann zu Ende gehen muss, reisten meine Freundinnen und ich am Ende unserer Urlaubstage wieder zurück in die Heimat, in meinem Falle war das Thüringen.

Frisch erholt von faulen Strandtagen am Meer, gepflegtem Müßiggang, tollem Essen und Faulenzen im Wellnessbereich hatte der Alltag wieder die Oberhand.

Aber auch hier träumte ich mich immer wieder in Gedanken an die Ostsee, nach Ahrenshoop.

Ich sah mein neues Leben schon plastisch und lebhaft vor mir: eine kleine, süße Eigentumswohnung mit Terrasse oder Balkon, das Meer nur ein paar Schritte weiter und eine relaxte Lebensart, die ihresgleichen sucht!

Logisch, dass ich wie verrückt Immobilienangebote an meinem Wunschort sondierte, Preise verglich, Suchaufträge in Immobilienportale eingab. Zwar wollte ich nicht sofort dort hoch ziehen oder etwas kaufen, aber wenn sich was passendes ergab….warum nicht?! Außerdem war es mir wichtig, einen seriösen Überblick über die Immobilienpreise dort oben zu bekommen.

Ansonsten lief mein Leben weiter seinen Gang, ich arbeitete, traf Freunde, suchte mal mehr, mal weniger intensiv nach meinem Traummann, der noch immer nicht auf der Bildfläche erschienen ist und träumte schon vom nächsten Sommerurlaub. Der sollte – logisch! – wieder in Ahrenshoop verbracht werden, meine Vorfreude war bereits riesig!

Da alle meine Mädels für die Zeit, in der ich meinen Urlaub nehmen wollte, verplant waren, plante ich nur für mich die schönste Zeit des Jahres.

Das kam mir sogar zupass, denn meine Umzugspläne nach Ahrenshoop wurden konkreter und ich war fest entschlossen, den Ort noch einmal in voller Gänze auf mich wirken zu lassen, bevor ich meine Zelte im heimischen Gotha abbrechen würde.

Irgendwann dann – nach gefühlt tausenden Wochen, die auch mit schlechtem Wetter, immer mal sehr stressiger Arbeit und wenig Sonne vergingen – war es soweit und mein Urlaub brach an.

Ich hatte mir für zwei Wochen ein kleines Ferienappartment mit Frühstück gebucht und an einem Montag Ende August, ging es nun endlich los, Richtung Darß. Der Wahnsinns-Sommer, der letztes Jahr viele Leute in ganz Deutschland glücklich (oder manche vielleicht auch irre) machte, zeigte sich von seiner besten Seite und ich war voller Vorfreude und Erwartungen.

Das Haus mit den Ferienappartments lag nicht ganz so zentral, wie letztes Jahr unsere Wellness-Unterkunft, ich musste, nachdem ich in Ahrenshoop angekommen war, erst mal eine ganze Weile suchen, wo denn mein Ziel lag, denn mein Navi war ausgestiegen.

Ein schlechtes Omen, für das, was mich erwartete? Nun ja – irgendwann fand ich das Haus und deponierte dort nur kurz mein Gepäck, um mich gleich auf den Weg ins Ortsinnere zu machen und meine Ankunft in meinem Traumort mit einem leckeren Eisbecher in einem charmanten Café, das ich letztes Jahr als Lieblingslocation auserkoren hatte, zu feiern.

Doch – was war das? Als ich durch den Ortskern, der sich logischerweise kein bisschen verändert hatte, bummelte, war kaum mehr etwas von der prallen Faszination, die ich noch ein Jahr zuvor wahrgenommen hatte, zu spüren. Im Gegenteil: fassungslos nahm ich an mir selbst wahr, dass mich Ahrenshoop nicht mal mehr im Ansatz so begeisterte, wie im Jahr zuvor. Sicher – alles war genau so schön und pittoresk wie eh und je, aber dieser faszinierende Zauber, der war weg. Einfach so! Wie nie dagewesen.

Mehr noch: das Küstenörtchen erschien mir auf einmal als ein Ferienort, wie jeder andere auch. Ich war wirklich total fassungslos, vor allem, weil ich nicht einordnen konnte, wie diese Wirkung auf mich auf einmal zustande kam.

Ich lenkte deshalb meine Schritte weiter zu dem anvisierten Café und bestellte mir erstmal einen großen Eisbecher. Vielleicht war ich auch zu erschöpft von der langen Fahrt und musste mich erstmal akklimatisieren.

Ich machte mich also genüsslich über mein Eis her und lehnte mich dann mit einer Tasse Kaffee entspannt zurück, um Leute zu gucken, sprich: die vorbeiziehenden Passanten auf mich wirken zu lassen und dabei meine Studien zu treiben.

Nachdem ich eine Weile so gesessen hatte, beschloss ich, aufzubrechen. Nachdem ich bezahlt hatte, machte ich mich also auf den Rückweg zu meiner Unterkunft und passierte erneut die langen Fußgängerwege durch Ahrenshoop.

Und da war es wieder: diese „nicht-fasziniert-sein“-Gefühl. Ich erfreute mich zwar ganz normal an dem Ort, genoss das Wetter und das tolle Gefühl, Urlaub zu haben, aber: mehr war da nicht! Nicht mehr. Erklären konnte ich mir das freilich nicht, denn – wie gesagt – hatte sich nichts an dem Ort verändert.

In den nächsten Tagen war ich viel in Ahrenshoop unterwegs. Am Meer, bummeln, in Cafés, in Boutiquen und so weiter und so fort.

Immer auf der Suche nach dem verloren gegangenen Gefühl, das ich doch ein Jahr zuvor noch so intensiv gespürt hatte.

Aber: es stellte sich nicht mehr ein. Was nicht hieß, dass ich nicht einen wunderbaren Urlaub am Meer verbrachte. Nur – der heiße Wunsch, dort – und nur dort – leben zu wollen, wie er noch ein Jahr zuvor in mir brannte, der war weg. Wie weggeblasen.

Nichts unterschied sich in diesem Urlaub mehr von anderen Urlaubsorten, an die man reist, die man toll findet, aber die nicht unbedingt den Wunsch hervorrufen, dort leben zu wollen.

Ich war über diese Tatsache, dieses Gefühl in mir, wirklich perplex.

Und verstand einmal mehr, warum im Fernsehen oft solche Auswanderer-Sendungen laufen, in denen nicht selten auch Schicksale von Leuten dokumentiert werden, die das Auswanderer-Projekt recht rasch wieder aufgeben.

Nun – ich hätte im Fall des Falles zwar keine Auswanderung auf mich genommen, sondern wäre im Inland umgezogen, aber irgendwie läuft es auf dasselbe hinaus.

Obgleich ich von mir selbst sagen kann, dass ich nicht in meinem ersten Überschwang mit Möbeln und Koffern nach Ahrenshoop übergesiedelt bin, war da wohl auch etwas in mir, das einfach nur ein temporäres Strohfeuer war.

Ich war absolut überrascht, wie schnell eine Wahrnehmung kippen kann – zumal meine eigene.

Kein Wunder, dass so viele Leute, die spontan – von einer Ferienlaune beflügelt – in ein anderes Land auswandern, zurückkehren.

Tja, warum aber schreibe ich das alles hier runter? Nun – weil ich denke, dass es vielleicht dem einen oder anderen ebenso ergeht und er oder sie sich in einen Ort auf der Welt verliebt, von dem man denkt, dass es DER Herzensort ist.

Das alles kann natürlich sein, muss aber nicht. So wie mein persönliches Beispiel zeigt. Ich für mein Teil bin froh, dass ich für mich – bevor ich alle Zelte in meiner Heimat abgebrochen hätte – nochmals einen Urlaub in Ahrenshoop eingeplant habe.

Unvorstellbar, wie es mir ergangen wäre, wenn ich vielleicht in der anfänglichen Euphorie schon eine Wohnung gekauft oder angemietet hätte!

Deshalb kann ich nur jedem empfehlen – ganz gleich, ob er im In- oder Ausland von einem bestimmten Ort begeistert ist – mehrmals in das Dorf oder die Stadt zu reisen, von dem oder der man denkt, dass es die Herzensregion ist.

Warum meine Wahrnehmung sich um 180 Grad gedreht hat, ist mir übrigens bis heute nicht klar, es ist einfach, wie es ist.

Und deshalb lebe ich nach wie vor in meiner alten Heimat, in mir natürlich noch immer die Faszination für die Ostsee. Ich werde wohl nie aufhören, dort hin zu reisen!

Aber: Urlaub machen und am Urlaubsort wohnen, sind eben wirklich zwei paar Schuhe.

Wahrscheinlich sollte ich mir eingestehen, dass ich – wie so viele andere auch – einfach nur einer lockeren Ferienlaune aufgesessen bin. Eine andere Erklärung habe ich zumindest für meinen Teil nicht…!

Bildnachweis (Symbolbild): pexels.com

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