Die blauen Flecken auf der Seele – Häusliche Gewalt ist noch immer ein Tabu-Thema. Auch darum dreht sich das neue Werk von Erfolgsautorin Astrid Korten, das bereits die Top Ten erreicht hat.
ZWEI BÜCHER und ZWEI EBOOKS WERDEN VERLOST.
Frage: Wie heißen die beiden Hauptfiguren in dem Roman?
Ihr neuer Psychothriller “Zeilengötter – Bis dass der Tod uns scheidet” ist ein atemberaubender Psychothriller über den Wahn, die Gewalt in der Ehe und verborgene Leidenschaften …
Astrid Korten überrascht mit einem Psychothriller der leisen Töne, in dem Neid und Eifersucht, die physische und psychische Gewalt in der Ehe aufgegriffen wird. „Zeilengötter – Bis dass der Tod uns scheidet“ ist ein faszinierender Psychothriller in einer ungewöhnlichen, überzeugenden Sprache. Er ist leise und klug, und mündet in einem atemberaubenden, bösen Finale. Wir haben Astrid Korten, die auch für FRAUENPANORAMA.de schreibt, interviewt.
FP: Astrid, worum geht es in Deinem neuen Buch?
Malin, eine junge Literaturstudentin, wird von dem bekannten Autor Adrian Bartósz umworben. Sie lässt sich auf eine Beziehung mit ihm ein, obwohl sie ein ungutes Gefühl bei der Sache hat. Während ihrer Ehe empfinden beide Autoren Freude und Kraftgefühle am intensivsten beim Schreiben:
Adrian selektiert Malins Texte und entblößt dabei allmählich seinen wahren Charakter. Malin – anfangs noch schwach und mädchenhaft – entwickelt sich aber während ihres Literaturstudiums in eine selbstbewusste Autorin. Adrian reagiert mit Neid und Eifersucht auf ihre Werke, die zunehmend Beachtung finden. Die Beziehung eskaliert …
Neun Jahre nach der Trennung von ihrem Ex-Mann, dem Schriftsteller Adrian Bartósz, kommt für die Autorin Malin Remy der Tag der Abrechnung. Getrieben von dem Wunsch, die Schatten der Vergangenheit abzuwerfen, liest Malin in Paris aus ihrem soeben erschienenen autobiografischen Roman „Ehe“. Adrian, der schon immer mit Neid und Missgunst auf das literarische Können seiner Frau reagiert hat, ist unter den Zuhörern. Die Lesung hat verheerende Folgen …
Ein atemberaubender Psychothriller über die Poesie des Bösen, den Wahn und verborgene Leidenschaften.
Den Roman gibt es als Ebook und als Print.
FP: Wie ist der Thriller entstanden?
AK: Ich habe mich mit Experten (Frauenhaus) und Betroffenen unterhalten, und mit Tätern. Das war zunächst Grundlage für den Thriller. Die Protagonisten im Roman sind Autoren. Das war eher Zufall. Warum nicht.
FP: Hausliche Gewalt ist ein Tabuthema.
Gewalt in einer Ehe kann viele Gesichter haben. Noch immer ist sie ein unausgesprochenes Buch und hier und da hört man immer wieder von Fällen mit brutalster häuslicher Gewalt, die in den Nachrichten erscheinen. Doch, was die Menschen nicht sehen, passiert hinter verschlossenen Türen, hinter Wänden und zugezogenen Gardinen. Nicht jeder Betroffene, der Gewalt in der Familie erlebt oder erlebte, hat den Mut, sich davon zu lösen und darüber zu sprechen. Bekannte und Nachbarn schweigen.
Daher ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer der Gewalttaten in Familien, Gewalt gegen Frauen, Männer oder Kinder noch wesentlich höher ausfällt, als die Zahl der bekannten Straftaten. In „Zeilengötter“ spielen die physische und die psychische Gewalt eine Rolle.
FP: Was verstehen die Experten unter häusliche Gewalt?
AK: Die Definition des Begriffs „häusliche Gewalt“ beschreibt sämtliche Gewalttaten, die zwischen Menschen stattfinden, die zusammen in einem Haushalt leben. Dazu zählen dementsprechend Straftaten wie Gewalt in der Beziehung und auch Vergewaltigung in der Ehe bzw. sexuelle Belästigung sowohl an Frauen als auch an Kindern und Männern. Merkmal der häuslichen Gewalt ist zudem, dass diese innerhalb der eigenen vier Wände stattfindet, wo sich der Täter im vermeintlichen Schutz sieht, unentdeckt zu bleiben.
FP: Man hört immer wieder von Scham der Opfer.
Ein bekanntes Bild ist die Scham in der Öffentlichkeit und der Versuch, die Wunden und blauen Flecken zu verharmlosen, indem sich der oder die Betroffene Geschichten über ungeschickte Unfälle ausdenkt. Bei der Gewalt ist allgemein zu unterscheiden, wie schwer diese ist, welche Zeitdauer sie einnimmt und in welcher Systematik sie vorkommt.
FP: Häusliche Gewalt betrifft sowohl Männer und Frauen, als auch Kinder?
AK: Ja. Zwar ist Gewalt gegen Frauen statistisch gesehen verbreiteter, dennoch sind Männer gleichermaßen von häuslicher Gewalt betroffen. Männer erfahren Gewalt in den meisten Fällen durch andere Männer; oftmals innerhalb homosexueller Beziehungen. Kinder leiden am meisten darunter, wenn es zu Gewalttaten zwischen den Eltern kommt. Doch Gewalt gegen Kinder ist sicherlich die schlimmste und grausamste Form der häuslichen Gewalt.
Hier werden Schutzbefohlene traktiert, die sich nicht zur Wehr setzen oder Taten wie sexuelle Übergriffe noch gar nicht als falsches Handeln einordnen können. Aber egal ob psychische oder physische Gewalt, Schmerzen bereitet jede Form der Gewalt in Familien.
FP: Du unterscheidest in dem Thriller unter physischer und psychischer Gewalt.
AK: Physischer Gewalt ist die körperliche Gewalt. Also jegliche körperliche Übergriffe und Misshandlungen am eigenen Leib wie Schläge, Tritte, verprügeln mit Gegenständen, mit Gegenständen bewerfen, Verbrennungen durch Zigaretten, stoßen, schütteln, anspucken, einsperren/aussperren, würgen, boxen, vergewaltigen, an den Haaren ziehen, attackieren mit einer Waffe bis hin zu Mord bzw. Mordversuch.
Zeigt die Gewalt an Frauen, die häusliche Gewalt gegen Kinder oder auch die Gewalt gegen Männer sichtbare Zeichen, so handelt es sich hierbei um eine schwere körperliche Misshandlung. Anzeichen dafür sind Quetschungen, blaue Flecken, Schnitte, Stiche, Verbrennungen und sogar innere Blutungen und Knochenbrüche. Bei solchen Anzeichen sollte schnellstens die Polizei alarmiert werden.
FP: Da wird einem beim Lesen schon ganz anders.
AK: Es gibt da ganz üble Fälle, von dem die Öffentlichkeit kaum was erfährt. Ich habe im Roman auch bewusst auf explizite Schilderungen verzichtet. Denn der Boden, auf dem die Rose des Bösen ihre Blüten schlagen kann, ist in Zeilengötter nicht schwarz oder weiß. Er soll den Leser ja spannend unterhalten. Deshalb bin ich im Anhang des Romans auf das Thema eingegangen.
FP: Und was ist denn genau psychische Gewalt?
Das ist die seelische Gewalt und sie kann einen Betroffenen genauso hart treffen wie ein Faustschlag ins Gesicht, denn sie ist heimtückisch und oftmals nicht so eindeutig wie die physische Gewalt, die man gleich spürt. Sie kann einerseits offen ausgeübt werden, etwa durch emotionale und psychisch-verbale Beleidigungen, Drohung und Einschüchterung, aber auch durch ignorierendes Verhalten und üble Beschimpfungen. Mobbing in der Ehe kann hier als Beispiel genannt werden. Dabei wird das Opfer absichtlich gekränkt, es werden Witze über ihn gemacht, sein Handeln als lächerlich hingestellt oder Tatsachen verdreht.
F: Damit ist sie heimtückischer als die körperliche Gewalt?
AK: Ich denke schon. Diese Narben behält das Oper fast sein ganzes Leben. Die psychische Misshandlung ist subtiler. Der Partner nimmt ein Dominanzverhalten an und versucht, strategisch zu manipulieren und zu kontrollieren. Hierbei prallen feindselige Angriffe gegen die Seele, Wahrnehmung und das Denken des Opfers, das meist erst spät erkennt, dass an ihm häusliche Gewalt vorgenommen wird.
Psychische Gewalt in der Ehe wird häufig verdeckt vollzogen, wobei der Täter sein Opfer manipuliert, es verunsichert, verängstigt und sogar gefügig macht. Viele Betroffene zweifeln dann an sich selbst, da der Täter trotzdem offenkundig seine Liebe zum Opfer suggeriert. Häufig entsteht sogar ein Abhängigkeitsverhältnis, weil der Täter dem Opfer zu verstehen gibt, dass er oder sie allein verloren wäre. Tatsächlich findet die psychische Gewalt eine weitläufigere Verbreitung als die physische, insbesondere weil sie nahezu unsichtbar ist und kaum nachgewiesen werden kann. Blaue Flecken auf der Seele sehen Menschen nicht so schnell wie solche, die sichtbar auf der Haut sitzen. Psychische Gewalt kann zudem schlimmer sein und birgt Folgen in sich, die die Seele eines Menschen total zerstören kann.
Dinge wie etwa die Kontrolle der sozialen Kontakte, das Vergrämen von Freunden, Familie und Bekannten oder die Missachtung der Privatsphäre, die auch durch hysterische und krankhafte Eifersucht ausgelöst wird, gehören ebenfalls zu Formen der häuslichen Gewalt. Hinzu kommen ökonomische Faktoren wie zum Beispiel die Zuteilung des Geldes und die Kontrolle der Finanzen sowie das Verbot, zur Arbeit zu gehen.
FP: Gibt es einen Grund für die häusliche Gewalt?
AK: Pauschal kann für häusliche Gewalt leider keine klare Ursache festgelegt werden. Es sind vielmehr unterschiedliche Gründe dafür zu nennen. Menschen, die häusliche Gewalt ausüben, wollen oft einfach nur Macht innehaben oder lernten es selbst in ihrer Kindheit nicht anders kennen.
FP: Wie stehts mit den Tätern?
AK: Viele Täter leiden auch unter Selbsthass oder sind unzufrieden mit ihrem Leben und wollen dies nun an jemand anderem auslassen. Psychische Störungen oder das Auslassen von Aggressionen können ebenfalls Ursache für Gewalt in der Partnerschaft sein. Solche Störungen muss es aber nicht zwingend geben. Manchmal gibt es auch gar keine Gründe für die Gewalt an Kindern und die Gewalt gegen Frauen. Unter der kostenlosen Rufnummer 08000 – 116 016 können Sie als Betroffener oder Angehöriger Unterstützung und Hilfe erfahren. 24 Stunden lang ist das Hilfetelefon erreichbar, und das in mehreren Sprachen.
Zeilengötter – Bis dass der Tod uns scheidet gibt es als Ebook und in der kommenden Wochen als Print. (Amazon & Buchhandel).