Sabina Bredemeier hat schon als Kind gerne gemalt und kleine Fundstücke von Ost- und Nordsee gesammelt. Damals noch nicht erkennend, was sie damit anfangen könnte, verschwanden diese in alten Schuhkartons unter dem Bett.Später wurde sie von den Professoren Hanns Jatzlau und Carlo Wientzek der FH für Kunst in Hannover begleitet

Irgendwann wurde die Malerei durch die Möglichkeiten der dreidimensionalen Darstellung der Bildhauerei erweitert. So erinnert sie sich an die alten Fundstücke vom Strand, die aber schon lange nicht mehr existierten und entdeckte neues Strandgut und Treibholz als Herausforderung. Inzwischen  wurde allerdings der Trend Treibholz schnell kommerziell bedient, weswegen Sabina darin keine weitere Inspiration mehr sah. Zeitgleich entdeckte sie die Fotografie und damit auch deren digitalen Möglichkeiten, das Photo-Painting.

Liebe Leser,

Sabina Bredemeier  ist in Wennigsen am Deister aufgewachsen. Ihr erstes Foto schoss sie  als Zwölfjährige mit einer alten Polaroidkamera gemacht, die sie zum Geburtstag bekam.  Da ihr damals nichts Besseres einfiel, als alle ABBA-Bilder aus der BRAVO abzufotografieren, wurde nur diese eine Filmpackung von meinen Eltern gesponsert. Erst 5 Monate und diverser Versprechen später, nämlich zu Weihnachten, war das Sponsoring wiederhergestellt. Neugierde ist eigentlich ihr zweiter Vorname! Und ich darf mit ihr spielen, weil alle Grundlagen ihrer Bilder  ja nicht zuletzt auf einen Austausch, Erzählungen und Geschichten beruhen. Sabina ist zurzeit sehr glücklich. Es passiert so viel Schönes und Neues, sagt sie im Interview. In dem Special hat Sabina Bredemeier meine Fragen beantwortet. Viel Vergnügen.

Ihre Astrid Korten

AK: Gab‘s in Deiner Jugend unerfreuliche Überraschungen?

Solche Frage gleich zuerst?! Okay, da ich schon mit 15 bereits 1,80 cm groß war, wurde die nach Meinung meiner Eltern unverzichtbare Tanzschule zum Horror. Die Jungs hatte nicht nur pubertär feuchte Hände, sondern starrten mangels Größe direkt in mein bescheidenes Decoltée, was damals noch mehr zum Suchen als zum Betrachten anregte.

AK: Ist Heimat ein großes Versprechen?

Nein, Heimat wird nicht versprochen, man findet sie. Im schönsten Fall in sich selbst. Als typisches Heimwehkind hilft es mir auch schon, wenn ich ein gutes Buch dabeihabe. Darin kann ich versinken, mich wohlfühlen und meine eigene Welt entdecken.

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©Sabina Bredemeier

AK: Wohnhaft …? Was verbindest Du mit dieser Stadt?

Momentan in Hannover. Bin von hier aus so schön schnell in Hamburg ;))… okay, das auch, aber ich habe hier meine Eltern und meine Freunde. Außerdem finde ich es toll, wie Hannover sich immer neuen kulturellen Herausforderungen stellt. Zuletzt die Open-Air-Oper am Maschteich.

Außerdem gibt es noch Kater Gizmo, der mich nicht nur zum Kraulen auf den Boden der Tatsachen herunterholt.

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©Sabina Bredemeier

AK: Deine Fotos sind…..?

Kleine Entführungen in eine Welt, die für einen Moment nur dem Betrachter und seinen Gedanken gehört.

AK: Gab es einen Impuls, die Fotografie zu Deinem Beruf zu machen?

Nach meinen Anfängen mit der Malerei, war ich irgendwann von der stillen Atelieratmosphäre genervt. Ich wollte raus, mich bewegen, unter Menschen sein, deren Geschichten hören, um neue Ideen zu entwickeln. So entdeckte ich die Fotografie und später auch deren digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten.

AK: Hat eine bestimmte Aufnahme Dein Leben verändert?

Nicht mein Leben, aber meine Einstellung zur Fotografie. Ich habe einmal eine Frau heimlich fotografiert, wie sie am Grab ihrer Eltern ganz allein und betend ein paar Flaschen Bier leerte. Abgesehen davon, dass ich mich später unglaublich dafür schämte und dieses Bild auch nie publizierte, wurde mir klar, dass zum Umgang mit der Würde eines Menschen grundsätzlich Empathie und Rücksicht gehören.

AK: Deine größten Erfolge?

Die Auszeichnung vom Umweltbundesamt für die fotografische Darstellung von Plastikmüll in den Ozeanen. Und das große Glück, dass mich die Galerie Ewa Helena Martin in Hamburg unter Vertrag genommen hat.

AK: Keine Angst vor großen Tieren?

Nein, nicht mehr. Fange mit Ihnen ein Gespräch über Kunst oder Literatur an, stelle ihnen Fragen und sei auch in deiner Aufregung ehrlich.

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©Sabina Bredemeier

AK: Wirst Du manchmal missverstanden?

Höchstens von meinem Kater, wenn er mich morgens um 4.30 weckt… ansonsten sind meine Aussagen und Ansprachen recht nordisch; offen, klar und deutlich.

AK: Was ist wirklich wichtig für das eigene Leben?

Gesundheit, eine schöne Balance zwischen Ruhe und Stress, der Austausch mit Freunden und Familie und die Bereitschaft, sich immer neuen Herausforderungen positiv zu stellen.

 AK:  Sind Ausstellungen geplant?

Ja, ich habe das große Glück, dass ich ab dem 01.09. 2016 bei der Media Art Show der Galerie Ewa Helena Martin in Hamburg mitwirke.

AK: Sehr spannend zeigst Du und Mensch und Natur. Warum?

Beide stehen für das Leben mit allen Höhen und Tiefen, mit dem Wechsel der Jahreszeiten und der Vergänglichkeit. Beide halte ich als Individuen für absolut schätzens- und schützenswert.

AK: Stichwort Seele. Was zeichnet eine Fotografie aus, wenn man von „Seele“ spricht?

Das sofortige Wiedererkennen unserer Wünsche, Träume und das Gefühl, verstanden und erkannt zu werden. Mitunter auch erwischt zu werden, da bedarf es schon viel Selbstbewusstsein und Humor, um über sich und seine Macken lachen zu können.

AK: Welche Formen der Orientierung brauchst Du?

Mein Kompass ist das Zusammenspiel von aktuellen Themen, Literatur und Gesprächen.

AK: Die beste Entscheidung Deines Lebens?

Gibt es nicht. Es waren viele Entscheidungen, jede zu ihrer Zeit, nicht immer einfach, aber notwendig und aufbauend für die nächste Entscheidung.

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©Sabina Bredemeier

AK: Monat August: Gibt es einen Urlaubsort, der Dich besonders fasziniert hat?

Es ist genau ein Ort, der mich immer wieder fasziniert. Er ist versteckt in Jütland zwischen Fjord und Meer. Hier finde ich Ruhe, Inspiration und lebe schon seit Jahren regelmäßig inmitten der Gezeiten. Aber genauso gerne bin ich auch zuhause, wo Atelier und mein kleiner Garten sind.

AK: Welche Illusion lässt Du Dir nicht nehmen?

Das Menschen offen und tolerant sind. Und dass irgendwann Krebserkrankungen heilbar sind.

AK: Definition von Leidenschaft?

Mich mit Herzblut fern von Raum und Zeit einem Menschen oder einer Sache zu widmen.

AK: Schurkin oder Edelfrau?

Harr! Edle Schurkin…. also wenn es um Charity geht oder das Unterstützen von benachteiligten Menschen, gelingt es mir mühe- und gewissenlos anderen Menschen Geld oder Sachspenden abzuzocken!

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©Sabina Bredemeier
©Sabina Bredemeier
©Sabina Bredemeier

AK: Ist Dein Leben eher ein Roman- oder ein Sachbuch?

Hm, eigentlich ein Gedichtband! Immer neue Eindrücke, immer neue Gedanken und Momentaufnahmen. Mein Leben als Roman wäre mir zu lückenhaft in der Beständigkeit, außerdem will ich den Ausgang noch lange nicht kennen. Und ein Sachbuch auch nicht, klingt irgendwie nach Anmaßung und Klugschnackerei.

AK: Neue Projekte?

Bin gerade mittendrin im Projekt „Signs of the City – das Zusammenspiel von Denkmälern und Graffiti als Sprache der Stadt“. Danach würde ich mich gerne mit der Bedeutung der 4 Elemente im digitalen Zeitalter beschäftigen. Die ersten Bilder sind dazu schon entworfen.

AK: Was inspiriert Dich?

Literatur, Spaziergänge in der Natur, Gespräche. Kurzum; am liebsten Gespräche über Literatur bei einem Spaziergang in der Natur. Überhaupt ist Literatur für mich sehr wichtig, ich kann da eintauchen, mich in eine andere Welt begeben. Es ist immer wie ein Film, der da in mir abläuft. Und die Standbilder sind oft Basis für neue Ideen.

AK: Gibt es eine Farbe, die Du besonders magst?

Seit April habe ich mal keine Wände gestrichen und alles ist in einem sanften Grünton kombiniert mit Türkis und Weiß.

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©Sabina Bredemeier
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©Sabina Bredemeier

AK: Zeig uns Dein schönstes Foto?

Ob es das schönste Foto ist, weiß ich nicht. Aber es ist definitiv eines meiner Lieblingsbilder aus der neuen Serie „Signs of the City“ und ist ab dem 01.09.16 auch in der Galerie Ewa Helena in Hamburg zu sehen.

AK: Sind Frauen die besseren Fotografen?

Das ist ganz sicher themenabhängig. Männer sind vielleicht in ihrer Darstellung und Motivsuche mutiger. Vielleicht… aber ganz sicher auch nicht mehr lange;)

AK: Beste Fotozeit?

Alles außer der Mittagszeit, ich persönlich liebe die Morgensonne im September. Außerdem muss ich im September dann nicht mehr ganz so früh aufstehen… ein wesentlicher Aspekt, wenn man bis in die Nacht an Bildern arbeitet.

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©Sabina Bredemeier

AK: Wie dürfen wir uns Dein Atelier/Arbeitsplatz vorstellen?

Hier eine Wand für neue Ideen, da eine Wand für Entwürfe, mittendrin Pressearbeit, dazwischen Fotos von all meine Lieben und Bestechungsleckerlis für den Atelierkater, damit er nicht wieder über die Tastatur tigert und alle Entwürfe löscht…

AK: Dein Mittel gegen die berühmte 17-Uhr-Müdigkeit?

Raus an die Luft, sich für den Abend mit Freunden oder Familie verabreden, Zutaten für ein neues Rezept kaufen, einen Sofaabend mit dem neuen Thriller „Eiskalte Umarmung“ von Astrid Korten… Vorfreude lässt mein Herz immer höherschlagen.

AK: Inszenierst Du Deine Ausstellungen?

Nein, obwohl die Versuchung immer wieder groß ist. Hier noch Musik, da noch eine ungewöhnliche Beleuchtung, gerne auch noch einen brillanten Redner. Fehlt nur noch der jubilierende Kinderchor;). Und ganz ehrlich? Ich will damit nur von meiner Aufregung ablenken. Aber da muss ich durch und wer eine Ausstellung besucht, möchte sicherlich auch die täglichen Momente der Reizüberflutungen hinter sich lassen.

AK: Was darf ein Fotograf unbedingt nicht können?

Anmaßung und Rücksichtslosigkeit. Das ist Sache von Paparazzi.

AK: Und weiter gehts! Wann wurdest Du das letzte Mal angenehm überrascht?

Vor einer Stunde. Meine Schwester bereitet mir gerade ein tolles Wochenende bei ihr in Hamburg vor – das macht mich wunschlos glücklich!

AK: Musik beim Bearbeiten Deiner Bilder?

Unbedingt, aber erst wenn das Ergebnis steht. Vorher arbeite ich hochkonzentriert, befinde im sogenannten Flow und brauche nichts weiter. Dann aber feiere ich mich gerne selbst;)) Je nach Bild mit Rock, wie Justin Timberlake oder auch mit Jazzklassikern.

AK: Wo fotografierst Du am liebsten?

Wo Licht und Schatten eine besondere Magie haben, das ist weniger vom Ort, als auch vom Wetter abhängig. Grundsätzlich aber in der Natur.

AK: Alternative zur Fotografie?

Kochen, Kinder für Kreativität begeistern, Erinnerungsarbeit mit Demenzpatienten.

AK: Magst Du Abschiede?

Puh… meistens tun sie weh…. Aber es gab auch viele Momente, wo ich schweren Herzens eine Entscheidung treffen oder akzeptieren musste, aber es mit all seinen Auswirkungen im Nachhinein als befreiend und bereichernd empfand. Ohne manche Tür, die zugeschmissen wurde, wäre ich heute einfach nicht da, wo ich bin. Und darauf vertraue ich.

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©Sabina Bredemeier

AK: Altersvorsorge: Villa oder Bauernhof?

Och, dann nehme ich die Villa! Ein Bauernhof hieße zu viel Verantwortung für Feld und Tiere, die mich von meiner eigentlichen Berufung ablenkt. In die Villa könnte ich immer Gäste einladen, einen Salon für Kunst und Literatur einrichten –  muss gleich mal morgen mit der Bank sprechen!

AK: Worüber könntest Du locker eine Nacht mit mir und einer Flasche Rotwein am Kamin sitzend, diskutieren? Wie wär’s mit einem Beispiel?

Ja, liebe Astrid, das wird wohl eine verdammt lange Nacht! Das Thema: „Wieviel von uns selbst steckt in den Figuren, die wir für Bücher oder auch für Bilder erschaffen?“

Mehr Info unter “Kunst und Verantwortung” www.sabinabredemeier.de

Das Interview führte Astrid Korten.

 

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