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Zweimal wurde ihr beliebtes Ausflugslokal von einem katastrophalen Hochwasser heimgesucht, zweimal hat sie kräftig angepackt und ihre Existenz wieder aufgebaut: Antje Bieligk (im Bild ganz links), die direkt an der Mulde zuhause ist. Die Naturliebhaberin ist eine engagierte Frau, die so schnell nicht aufgibt.

Mit ihrem Engagement ist es ihr in vielen Jahren gelungen, ein familiäres Ausflugslokal im mitteldeutschen Gruna zu etablieren, das nicht nur von Gästen aus der Region geschätzt wird, sondern regelmäßig auch internationale Besucher anzieht.

Auch deutsche Prominente schauen gern vorbei und von ihren jeweiligen Neuanfängen nach den Hochwasser-Katastrophen erfuhren seinerzeit Millionen Menschen, als Bieligk von ihrem Schicksal in „Menschen 2013“ berichtete.

Wir haben die lebensfrohe Frau, die mit Mut und Fleiß ein wahres Kleinod zwischen Wiesen, Auen und Feldern etabliert hat, interviewt – lesen Sie selbst:

FP: Frau Bieligk, Sie sind in der Natur aufgewachsen, ihre Eltern betrieben mitten im Wald eine Nerzzucht, haben Sie jemals in der Stadt gelebt?

AB: Nein, Stadtleben ist nichts für mich,  ich bin sehr natur- und heimatverbunden.

FP: Wodurch ergab sich die Gelegenheit, das historische Fährhaus in Gruna zu übernehmen? 

AB: Ich habe mich zur Wende 1990 selbständig gemacht – mit einem kleinen Imbiss in Laußig, später auch in Eilenburg. Außerdem bin ich schon seit vielen Jahren deutschlandweit mit Grill und Ausschank zu Veranstaltungen  unterwegs gewesen.

1996 hat die Gemeinde Laußig das Fährhaus zum Kauf ausgeschrieben, das war für mich die Gelegenheit, eine ortsgebundene Gastronomie in meinem heimatlichen Umfeld aufzubauen. Den kleinen Ort Gruna und die Fähre fand ich schon immer besonders reizvoll.

FP: Das Fährhaus Gruna ist heute ein bekanntes und beliebtes Ausflugsziel, was waren die größten unternehmerischen Herausforderungen, die Sie an diesem Standort bewältigen mussten?

AB: Es  hat mich schon viel Kraft und Mühe gekostet das Konzept eines Ausflugslokales durchzusetzen, sodass es bei unseren Gästen Anklang findet. Und dann noch die zwei großen Hochwasser 2002 und 2013, welche uns vor die größten Probleme gestellt hat.

FP: Gruna wurde ja tatsächlich zweimal durch katastrophale Hochwasser heimgesucht, auch das Fährhaus wurde jedes Mal in Mitleidenschaft gezogen. Haben Sie je ans Aufgeben gedacht und was gab Ihnen die Kraft, zweimal den Wiederaufbau zu stemmen?

AB: Eigentlich haben wir gar keine andere Chance gehabt als weiterzumachen, Natürlich standen meine Familie, meine Freunde und auch meine Mitarbeiter hinter mir.  Außerdem fühle ich mich mit der kleinen Fährinsel sehr verbunden und kampflos aufgeben kann ich nicht. In vielen Gesprächen haben wir festgestellt, dass es nur möglich ist, auf Dauer an einem Fluss zu leben, wenn die Gebäude dem nachhaltig angepasst sind.

Mut hat mir auch die große Anteilnahme und Unterstützung von Menschen, die ich gar nicht kannte, gemacht. Aber auch die Gemeinde und das Land, die uns geholfen haben, Wege zu finden, den Bestand des Fährhauses und der Fährverbindung  zu sichern.

FP: Als Wirtin haben Sie jeden Tag mit den verschiedensten Menschen zu tun – gab es ein Erlebnis – oder sogar mehrere Erlebnisse – mit Gästen, das außergewöhnlich war? Wenn ja, plaudern Sie aus dem Nähkästchen?

AB: Ja, ich hatte schon außergewöhnliche Gäste, wie z.B. Florian Silbereisen, mit einem Beitrag über Freunde, die sich zum Hochwasser gefunden haben. Dann die Redaktion von Marcus Lanz, die mich nach München zu „Menschen 2013“ eingeladen hat, Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Georg Milbradt…

Oder die vielen Fahrradfahrer, die ihre Geschichten erzählen, von ihren Erlebnissen auf  ihren Touren, wie z. B. auf dem Mulderadweg.

Ich staune jedes Mal, von wo sie herkommen! Nicht nur aus Deutschland sondern auch aus Dänemark, Österreich, Schweiz, Belgien, Niederlande. Und die großen Etappen, die sie zurücklegen – jeden Tag!

FP: Was mögen Sie an Ihrem Beruf am meisten?

AB: Die Herausforderung, gemeinsam mit meinem Team eine qualitativ hochwertige Ausflugsgastronomie anzubieten und natürlich die zufriedenen Gäste und Mitarbeiter.

FP: Wie bekommen Sie Arbeit und Familienleben unter einen Hut?

AB: Mittlerweile umfasst das Fährhausteam 5 engagierte Mitarbeiter und etliche Pauschalkräfte, die mir den Rücken freihalten, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Das ist manchmal nicht leicht zu koordinieren.

FP: Was schätzen Sie an Ihrer Heimat Gruna?

AB: Die schöne Lage in der grünen Muldeaue, die vielfältige Natur, das gewachsene Dorf mit seinem Dorfleben und seinen Menschen. Und nicht zu vergessen die besonderen historischen Gegebenheiten, wie zum Beispiel unsere Radfahrerkirche mit einer über 300jährigen Geschichte, unserem Burgfried und unsere Personenfähre über die Mulde.

Ich mag es sehr, die heimischen Produkte vom Biobauern Reiche zu sehen und diese dann in unserer Küche zu verarbeiten, wie z.B. Tomaten, Gurken und Kartoffeln.

FP: Haben Sie Hobbys? Wenn ja, welche?

Leider kommen meine Hobbys viel zu kurz. Ich bin ein begeisterter Hundesportfreund und genieße  es, mit meinem Hund Bootsmann sparzieren zu gehen. Und wenn ich dabei noch einen Eisvogel oder Biber beobachten kann, ist die Erholung perfekt. Gern engagiere ich mich für Projekte, wie die Krönung der Muldekönigin. Oder nehme an Heimatnachmittagen und Vorträgen teil, zu Geschichte oder Natur.

FP: Gibt es einen Geheimtipp, den Sie Gästen als Ausflugsziel in Nordsachsen empfehlen können?

AB: Ja, natürlich. Das Paddeln auf der Mulde ist ein ganz besonderes Erlebnis – ob mit Kanu oder Schlauchboot.

Die Mulde zwischen Eilenburg und Bad Düben ist naturbelassen und unbefestigt und es ist ein wahrhaftes Naturerlebnis, sie mit dem Boot zu befahren. Man kann in Eilenburg einsetzten und in Gruna zu Mittag essen, um gut gestärkt den Paddeltag in Bad Düben zu beenden.

Außerdem gibt es mehrere Rad- und Wanderwege, die nicht nur über die Fähre, sondern auch nach Bad Düben oder Eilenburg führen. Entlang dieser Touren kommen auch Mühlenliebhaber auf ihre Kosten. Ansonsten hat der Naturpark Dübener Heide noch viele Highlights zu bieten. Und wer mehr Trubel möchte, setzt sich von Eilenburg nach Leipzig in die S-Bahn und ist in 20 Minuten auf dem Marktplatz.

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