„An die Ostsee fahren“ heißt für viele „auf den Darß fahren“. Die einzigartige Halbinsel in Mecklenburg-Vorpommern punktet mit faszinierender Natur, sauberen Stränden und urigen Fischerdörfern. Wer einmal dort war, ist dem Fischland-Darß – so der offizielle Name der Region – meist auf ewig verfallen. So mancher bleibt sogar für immer.
Egal, ob es einen als Tourist zu dem malerische Fleckchen Erde zieht oder man seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlegen möchte: komfortable Unterkünfte sind schon da.
Ob das Domizil mit Meerblick und Sauna oder ein Ferienhaus für die ganze Familie nebst Hund: wer sich auf dem Darß etwas gönnen möchte, hat die Qual der Wahl. Darüber kann kaum jemand besser berichten, als Claudia Keilig.
Die engagierte Geschäftsfrau ist in Prerow aufgewachsen und führt heute die renommierte Agentur „Meerfischland“, die sich auf die Vermietung und Vermarktung von Ferienhäusern und –wohnungen auf dem Darß spezialisiert hat. Wie ihr Alltag als Agentur-Chefin aussieht und was ihre Heimat so faszinierend macht – das verrät Claudia Keilig im Interview:
FP: Sie sind auf dem Darß aufgewachsen – ab wann war Ihnen klar, dass dieses schöne Fleckchen Erde touristisch einmal eine große Rolle spielen wird?
CK: Das Fischland und der Darß waren schon zu DDR-Zeiten ein sehr beliebtes Reiseziel. Dass es touristisch sehr gefragt ist, wusste ich schon als Kind. Ich bin im Ostseebad Prerow aufgewachsen und meine Eltern haben damals bereits ihre Ferienwohnung an Urlauber vermietet. Ich bin mit dem Tourismus groß geworden.
FP: Sie sind in die Tourismusbranche als Immobilienkauffrau quer eingestiegen – wie erlebten Sie die Anfänge Ihres Geschäfts auf der Halbinsel Fischland-Darß?
CK: Damals war der Tourismus natürlich noch anders aufgestellt und bei weitem nicht so professionell. Viele haben lediglich privat oder über die örtliche Kurverwaltung vermietet. Ende der 90er hatte unsere Region einen riesigen Bau-Boom erlebt. Plötzlich kamen viele Investoren und Bauunternehmer von außerhalb. Und mit einmal gab es eine Nachfrage nach gewerblichen Ferienagenturen.
Ich hatte 1998 die erste professionelle Ferienvermittlung im Ostseebad Ahrenshoop aufgebaut und viele Jahre als Geschäftsführerin geführt, bevor ich meine eigene Agentur Meerfischland gegründete.
FP: In Sachen Ferienimmobilien kümmern Sie sich sowohl um die Vermietung als auch um die Vermarktung von Immobilien. Wie gestaltet sich das konkret?
CK: Meerfischland bietet den Eigentümern einen Full-Service – von der Vermietung bis zur Grundstückspflege.
Viele Hausbesitzer wohnen hunderte Kilometer entfernt und sind dankbar über unser Komplettangebot für Ferienimmobilien. Über die Jahre haben sich da einfach Synergien aus der Vermietung und dem Verkauf ergeben. Die meisten Eigentümer kenne ich über viele Jahre.
Es ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden und bei den Eigentümern auch der Wunsch, dass ich bei Bedarf den Verkauf oder Kauf betreuen soll. Als Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gehört das Vermitteln von Kaufimmobilien zu meinem Beruf und ich habe mich dann bereits 2006 zu dem zweiten Geschäftszweig entschlossen.
FP: Gerade auf dem Darß fällt auf, dass die Ferienquartiere komfortabler werden – liegt das daran, dass die Ostsee zwischenzeitlich ganzjährig ein beliebtes Reiseziel ist?
CK: Das stimmt. Die Ostsee ist das ganze Jahr ein attraktives Reise- und Urlaubsziel. In den vergangenen Jahren ist der Objektstandard sehr gestiegen und somit sind die Quartiere hochwertiger geworden. Auch der Anspruch der Urlauber an das Feriendomizil ist stark gewachsen. Hinzu kommt, dass der Urlaub in Ferienhäusern- und Wohnungen immer beliebter wird.
Die Gäste genießen die Individualität und Privatsphäre, die Ihnen eine solche Unterkunft bietet. Wenn die Ferienimmobilie dann auch noch hochwertig eingerichtet ist, ziehen sie viele Gäste einem Hotelzimmer vor.
Worauf legen Urlauber bei der Wahl Ihrer Unterkunft besonderen Wert?
CK: Die Lage der Ferienimmobilie sowie eine moderne Einrichtung und komfortable Ausstattung sind entscheidend. Wasser- und Naturgrundstücke sowie Unterkünfte mit Blick aufs Meer oder Bodden liegen ganz weit vorne. Eine gut ausgestattete Küche und WLAN sind mit die wichtigsten Kriterien bei der Wahl.
Komfortable Betten, eine vernünftige Grundausstattung, denn die Gäste möchten sich wie zuhause fühlen. Dazu kommen eine familienfreundliche Einrichtung oder die Möglichkeit, ihr Haustier mitzunehmen.
(im Bild links: “Strandhaus hinter der Düne”, Ahrenshoop)
FP: Das Fischland-Darß ist aus verschiedenen Regionen des Landes relativ schnell erreichbar und für viele Menschen auch für Kurzurlaube attraktiv. Wer packt am häufigsten seine Tasche, um über ein verlängertes Wochenende Seeluft zu schnuppern? Familien, Paare oder aktive Senioren?
K: Ein Kurzurlaub wird von Familien und Paaren gleichermaßen gern gebucht. Da beziehe ich Senioren selbstverständlich mit ein. Auch Alleinreisende nutzen eine kleine Auszeit am Meer sehr gerne.
FP: „An die Ostsee fahren“ – das ist für viele DER Inbegriff für Sommerurlaub. Wie lange dauert der durchschnittliche Urlaub der Sommertouristen auf dem Darß?
CK: Sieben Tage sind Minimum im Sommer. Viele bleiben natürlich auch länger. Wir haben auch Gäste, die sich sogar für drei bis vier Wochen in ihre Lieblingsunterkunft einquartieren. Der Sommerhype ist riesig. Das merkt man daran, dass unsere Ferienobjekte oft ein bis zwei Jahre im Voraus gebucht werden.
Wer über einen Sommerurlaub an der Ostsee nachdenkt, sollte nicht zu lange mit einer Reservierung warten.
FP: Die Urlaubszeit mit geliebten Menschen zu verbringen – das ist heutzutage in vielen (Familien)Konstellationen möglich. Junge Leute mit Nachwuchs fahren gern mal mit den (Groß)Eltern in den Urlaub, Freundinnen entspannen bei reinen „Mädels-Trips“ und für immer mehr Menschen ist auch der vierbeinige Freund ein vollwertiges Familienmitglied.
Welche Angebote können Sie diesen verschiedenen Zielgruppen unterbreiten?
CK: Bei 270 Ferienimmobilien haben wir für jeden Wunsch und Geschmack etwas im Angebot. Ein Generationsurlaub lässt sich in großen Ferienhäusern ganz wunderbar verbringen. Das Strandhaus Hühnergott im Ostseebad Dierhagen beispielsweise bietet bis zu zwölf Personen Platz. Bei fünf Schlafzimmern, einem riesigen Wohn-Küchenbereich, einer Sauna und einem direkten Strandzugang bleiben keine Wünsche offen (Bild links: Ferienhaus “Traumzeit” in Ahrenshoop).
Für Freundinnen eignen sich Ferienwohnungen und Häuser mit einem Sauna- und SPA-Bereich, wie zum Beispiel das Strandhaus Claassen oder Haus Strandleben im Ostseebad Ahrenshoop. Wellness gehört doch zu einem ordentlichen Mädels-Trip, oder? Ich freue mich sehr, dass wir immer mehr Vermieter überzeugen können, ihr Haus auch Haustierfreunden zur Verfügung zu stellen.
So haben wir für Hundebesitzer wunderschöne Unterkünfte teilweise sogar mit eingezäunten Naturgrundstücken, auf denen die Vierbeiner bedenkenlos toben können.
FP: Bei schönem Wetter sind an der Ostsee Strandtage nicht zu toppen. Aber die Region hat auch viel zu bieten, wenn die Sonne nicht scheint oder das Wetter weniger zum Baden einlädt. Was sind Ihre persönlichen Tipps für Unternehmungen außerhalb des Strandbereiches?
CK: Aktivurlaubern empfehle ich die Rad- und Wanderwege durch den Darßer Urwald zum Darßer Leuchtturm am wilden Weststrand. Und zurück entlang der wunderschönen Boddenküste – durch die traditionsreichen Fischerdörfer Born und Wieck. Wir haben tolle Surfcamps und Reiterhöfe, wer es noch etwas sportlicher mag. Ahrenshoop hat eine jahrhundertlange und sehr bekannte Künstlerszene. Hier gibt es viele Galerien und Werkstätten zu besichtigen.
Für Familien lohnt sich ein Ausflug zum Kletterwald in Born, der Darßer Arche in Wieck oder dem Karls Erlebnisdorf. Der Warnemünder Hafen mit dem Pier, den Marktschreiern und kleinen Boutiquen ist auch eine gelungen Abwechslung zum Strandtag. Das Meeresmuseum und Ozeaneum in Stralsund, die Boddentherme in Ribnitz-Damgarten und das große Wellness-Angebot der umliegenden Hotels bietet immer eine Alternative für Paare und die ganze Familie.
FP: Ihre Agentur ist auch erfolgreich auf den Verkauf hochwertiger Immobilien der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und dem Umland spezialisiert. Wie schaut der Markt derzeit aus und wie stark wirkt sich die Endlichkeit neuer Immobilienangebote auf die Preise aus?
Wir sprechen in unserer Region von einem reinen Zweitwohnsitzmarkt und das Angebot ist sehr begrenzt. Dafür gibt es eine riesige Nachfrage von Kaufinteressenten, die den Erwerb einer Immobilie als Anlage oder Renditeobjekt betrachten. Durch den stetig wachsenden und sehr beliebten Tourismus und die positive Entwicklung unserer Infrastruktur sind auch die Immobilienpreise in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Folglich sind die meisten Immobilienerwerber auch nicht heimisch, sondern langjährige Urlaubsgäste der Region. Wenn ein neues Immobilienangebot auf den Markt kommt, ist das Interesse sehr groß und hin und wieder muss man sehr schnell sein, um dann auch den Zuschlag für sich zu gewinnen.
FP: Gibt es Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt aus reiner Begeisterung für die herrliche Landschaft, für Land und Leute, auf den Darß verlagern?
CK: Ja, sogar sehr viele. Den Traum, seinen Lebensabend an der Ostsee zu verbringen, erfüllen sich viel Eigentümer. Einige nutzen ihre Immobilie auch als Zweitwohnsitz oder verbringen die Hälfte des Jahres, zumeist den Sommer, auf dem Fischland Darß.
FP: Kann man auf der Halbinsel im Immobilienbereich dann und wann noch ein „Schnäppchen“ machen oder ist das Preissegment größtenteils doch eher in der gehobenen Kategorie angesiedelt?
CK: Der Preis ist natürlich immer abhängig von der Größe der Immobilie, dem Grundstück und der Lage. Wer etwas mit Nähe zum Meer oder Bodden besitzen möchte, muss dafür schon tief in die Tasche greifen. Allerdings sind die Immobilien auf dem gesamten Fischland-Darß nicht gerade erschwinglich. Im Landesinneren sieht es da schon anders aus. Wem es also nichts ausmacht, 30 Minuten bis zur Ostsee zu fahren, kann hier sicherlich auf ein „Schnäppchen“ hoffen.
FP: Gibt es Konzepte im Hinblick auf neue Bebauung, die die gewachsene Naturlandschaft auf dem Fischland-Darß in Sachen Zukunft berücksichtigen? Immerhin kommen viele Urlauber deshalb so zahlreich, weil auf der Halbinsel noch ursprüngliches Flair vorherrscht und man in Strandnähe – und auch sonst – keine hohen (und meist unschönen) Bauten, wie in manch anderen Küstenorten üblich, vorfindet…
CK: Das stimmt. Damit haben wir hier oben ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Bebaute Strandpromenaden oder Hotelkomplexe am Meer sucht man hier vergebens. Dafür durchquert man Wälder und Dünenlandschaften, bevor man den Strand erreicht.
Und das ist auch gut so.
Wir sind vom Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft umgeben. Das ist der drittgrößte Nationalpark Deutschlands. Dadurch gibt es starke Eingrenzungen in der Bebauung. Auch zur Erhaltung der Ortsbilder gibt es strenge Gestaltungssatzungen in den einzelnen Gemeinden.
Traditionelle reetgedeckte Häuser und eine weitläufige Bebauung prägen unsere Fischerdörfer und das soll auch so bleiben.
FP: Mit Ihrer Arbeit haben Sie viel mit Menschen zu tun. Gibt es ein Erlebnis, das Sie besonders bewegt oder begeistert hat? Können Sie aus dem Nähkästchen plaudern?
CK: In 17 Jahren Tourismus habe ich so allerhand erlebt. Was mich nach wie vor bewegt und stolz macht, sind die langjährigen sehr guten und vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen mit den Eigentümern. Viele Kunden begleite ich seit der ersten Stunde von Meerfischland.
Was mit einem Urlaubsaufenthalt begann, ist über einen Hauskauf oder –verkauf bis zur Vermietung der Immobilie gewachsen.
Besonders bewegt mich allerdings mein Herzprojekt „Meerlachen“. Seit einigen Jahren ermögliche ich einmal im Jahr Kindern aus eher schwierigen Verhältnissen, die in Heimen leben, einen Urlaubsaufenthalt an der Ostsee.
Zusammen mit weiteren ortsansässigen Unterstützern erleben die Kinder eine Woche Urlaub mit einem vielseitigen Freizeitangebot meist in den Osterferien.
FP: Realisieren Sie in Ihrem eigenen Arbeitsalltag noch die Schönheit der Umgebung, in der Sie tätig sind oder wird auch die traumhafteste Kulisse mal irgendwann Alltag und damit nicht mehr ganz so wahrnehmbar?
CK: Ganz und gar nicht. Ich kann mich noch jeden Tag an der Schönheit unserer Natur erfreuen. Zusammen mit meiner Schäferhündin Gina bin ich täglich unterwegs und genieße die Vielfalt unserer Landschaft.
Wenn es hin und wieder meine Zeit zulässt, fahre ich auch gern Rad oder gehe ich Reiten. Ich bin so oft es geht draußen. Und auf meinen eigenen Urlaubsreisen, stelle ich immer wieder fest, wie traumhaft schön wir es Zuhause haben.
FP: Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
CK: Bei drei Firmen: ganz schön stressig.
Das Immobilienbüro nimmt momentan die meiste Zeit ein. Dennoch bin ich immer für die Eigentümer der zu bewirtschaftenden Ferienimmobilien und natürlich für meine Mitarbeiter der Ansprechpartner. Meine Mama leitet das Vermietungsbüro, so dass ich mich fast ganz auf den Verkauf konzentrieren kann.
Ich beschäftige mehr als 30 Mitarbeiter ganzjährig. Ich habe ein tolles Team und viele meiner Mitarbeiter sind langjährig bei mir beschäftigt. Da weiß ich, dass das Alltagsgeschäft gut läuft. Im März 2015 habe ich mir dann noch einen Traum erfüllt und das Café Pieni in Ahrenshoop eröffnet. Seit dem enden meine Tage oft in meiner Küche, wenn ich Kuchen und Kekse backe.
FP: Nennen Sie uns doch abschließend Ihre Argumente für einen Darß-Aufenthalt im Herbst, der ja schon in den Startlöchern steht!
CK: Ich finde die Ostsee fast am schönsten im Herbst.
Jetzt beginnen die Herbststürme und es gibt hier echtes Wetter: das Wasser wird rau, die Luft ist herrlich klar und die Wälder tauchen sich in ein gelb-rotes Farbenspiel.
Jetzt beginnt die ruhige und entspannte Reisezeit, die auch wir Einheimischen sehr genießen. Man ist teilweise sogar allein am Strand oder beim Waldspaziergang. Natur- und Tierfreunde können jetzt im Herbst die Kranichwanderung oder die spektakuläre Hirschbrunft in den Waldlichtungen beobachten.
Diese Jahreszeit bietet das ganze Paket. Man kann sich immer noch draußen sportlich betätigen oder einfach nur die Beine und die Seele baumeln lassen, entspannen und auftanken. Der nächste große Ferienansturm beginnt in 2 Monaten zum Jahreswechsel und dann erst wieder in einem halben Jahr.
Alle Domizile der Agentur (im Bild links die Ferienwohnung Hof-Zeesenblick in Barnstorf) und weitere Informationen finden Sie unter www.meerfischland.de
Photo-Credit: Meerfischland.de