Milliarden an Überschüssen – diese Meldung wurde gestern über die deutschen Krankenkassen lanciert. SPIEGEL ONLINE schreibt dazu:

„Die Kassen der gesetzlichen Krankenversicherung sind dank Rekordbeschäftigung und guter Konjunktur prall gefüllt. Sie erwirtschafteten Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge in der ersten Hälfte des Jahres 2017 einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro. Das ergibt sich aus den Vorabmeldungen der Kassen. Damit wurde der Überschuss von 612 Millionen Euro aus dem ersten Quartal nochmals mehr als verdoppelt. Die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenkassen sind damit bis Mitte des Jahres auf rund 17,5 Milliarden Euro gestiegen.“

Auch andere Medien berichteten darüber und nannten als Grund für diese Reserven auch die gute allgemeine Wirtschaftslage im Land, sowie das gute wirtschaften der Krankenkassen.

Vor allem letzteres ist zynisch, denn: es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht irgendwo in Deutschland darüber lesen kann, dass Spenden erbeten werden – für Kinder, Schwache, Alte – die ein Leiden haben, in das sich die Krankenkasse nicht (vollständig) in Sachen Kostenübernahme einklinkt. Um das einmal zu illustrieren, haben wir uns ein paar aktuelle Fälle herausgepickt, die wir nachfolgend im Zitat und mit der jeweiligen Quelle veröffentlichen.

Los geht es mit diesem Fall – ein Jungee aus der Region Osnabrück. Hierüber schreibt die Neue Osnabrücker Zeit im Internet folgendes:

„Osnabrück. Wegen einer Verformung seines Schädels musste sich der kleine Steve aus Osnabrück einer Helmtherapie unterziehen. Ein Behandlungserfolg ist deutlich sichtbar – und doch hat die Krankenkasse die Kosten nicht übernommen.“ Der ganze Artikel (vom 14.8.17) unter: https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/936802/helmtherapie-hatte-erfolg-bei-osnabruecker-kind#gallery&0&0&936802

Weiter geht es mit diesem Fall, über den die Südwestpresse am 19.08.17 online berichtete und sich selbst in Sachen Spenden für diesen Fall engagierte:

„Anna aus Langenau macht weitere Fortschritte. Bereits zwei Mal war sie zur Adeli-Therapie in einer Spezialklinik in der Slowakei. Das war Dank der Spendenbereitschaft der SÜDWEST-PRESSE-Leser möglich. Das 13-jährige Mädchen ist spastisch gelähmt. Ihr größter Wunsch ist es, gehen zu können (wir berichteten). Anna Junginger kam drei Monate zu früh auf die Welt und erlitt bei der Geburt eine Hirnblutung. Sie kann gut sprechen, aber nicht laufen. Die Behandlungen zahlt die Krankenkasse nicht, denn die Therapie ist in Deutschland nicht anerkannt. Durch den Spendenaufruf in der SÜDWEST-PRESSE kam so viel Geld zusammen, dass Anna im kommenden Herbst das dritte Mal zur Adeli-Therapie reist.“ – zum Artikel geht es hier: http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/therapie-bringt-anna-aus-langenau-gut-voran-15602466.html

Ein weiteres Beispiel, wie zynisch-feist Krankenkassen auf ihren Geldern hocken, belegt ein Fall aus der Region Eilenburg, über den wir seinerzeit in Form eines Facebook-Postings berichtet haben. Hier verweigerte die Krankenkasse einem Jungen, der behindert ist und von seiner Mutter alleine erzogen wird, ein Therapiefahrrad. Auch hier waren es Spender, die den Kauf des Gefährts letztendlich ermöglichten, Zitat vom Spendenaufruf auf lvz-online.de vom 19.12.2016:

„Durch zahlreiche Therapiebemühungen habe der Junge schon regelmäßig Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht, das Therapierad könne die Erfolge sichern und noch ausbauen. Die Krankenkasse aber lehnte die Kostenübernahme ab, führte zahlreiche Gründe an. „Andere Kassen oder Gerichte haben solche Räder genehmigt“, sagt Jeannette Schabehorn und zog darum im Jahr 2011 für ihren Sohn vor Gericht. Der erfolglose Kampf endete nach fünf Jahren vor wenigen Wochen im September. Weihnachten ist auch das Fest der Nächstenliebe und die Hoch-Zeit der Spenden. Und darum möchten wir Sie heute bitten. Tragen Sie dazu bei, diesen konkreten Traum wahr werden zu lassen.“ http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Sachsen-im-Advent/Spenden/LVZ-sammelt-Spenden-fuer-behinderten-16-Jaehrigen-aus-Eilenburg

Diese drei Beispiele sind einige von unzähligen, aus denen hervorgeht, wie oft Krankenkassen sich weigern, Kosten zu übernehmen, damit es ihren Versicherten besser geht. Insofern klingt die Meldung über die Milliarden, die die Krankenkassen als Überschuss erwirtschaften, wie blanker Hohn.

Vor allem wohl in den Ohren der Betroffenen!

Welche Methoden die Krankenkassen zudem anwenden, um sich vor Zahlungen zu drücken, hat am 10.08.17 merkur.de  veröffentlicht, unter einer Berufung auf eine Reportage des ZDF. Auszug:

„Die Doku beleuchtet, wie die gesetzlichen Krankenkassen statt an den Patienten an erster Stelle nur an den eigenen Profit zu denken scheinen. So machte der Reporter den Test: Er, jung und kerngesund, kostet seinen Hausarzt keine 28 Euro pro Behandlung im Quartal – während aber die gesetzliche Krankenkasse vom Versicherten im selben Zeitfenster 900 Euro einkassiert.Das Fazit des Hausarztes: “Meiner Meinung nach steht der Patient schon lange nicht mehr im Fokus der Krankenkassen.” Doch anstatt mit dem überschüssigen Gewinn die Patientenversorgung aufzustocken, müssen manche Versicherte um Kostenzuschüsse oder -übernahmen geradezu betteln.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

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