Feine Lingerie von Hand gefertigt – das bietet Katrin Recktenwald ihren Kundinnen und Kunden an.

Die engagierte Unternehmerin, wusste schon als Jugendliche, dass ihr Herz für Stoffe schlägt und nähte schon damals mit enormer Begeisterung und Leidenschaft. Ihr Label k.triny* entstand im Nebenerwerb – bis ein „Zu-vermieten“-Schild an einem Laden den Stein für sie so richtig ins Rollen brachte.

Im Interview erzählt die gelernte Damenschneiderin, die ihre Kollektionen von Esslingen aus vertreibt, ausführlich von ihrer beruflichen Leidenschaft, der Rolle als Mutter und ihren handgefertigten Lingerie-Produkten.

FP: Frau Recktenwald, seit wann begeistern Sie sich für Stoffe und feine Lingerie-Materialien, wie entstand ihre Leidenschaft dafür?

KR: Die Begeisterung für Stoffe überfiel mich bereits in meiner Jugend. Ich saß im Fach „Hauswerken“ zum ersten Mal an einer Nähmaschine und wusste, dass das die „Waffe meiner Wahl“ sein würde.

Von da an gab es kein Halten und ich nähte mit Begeisterung. Nach abgeschlossener Schneiderausbildung und dem Besuch der Staatlichen Modeschule Stuttgart waren die Fähigkeiten ausgefeilt und mein persönliches Interesse an Wäsche und kleinteiligem Fertigen legte den Grundstein in Richtung Lingerie.

Feine Stoffe, elastische Materialien, Spitzen, Bänder, Schleifen. Das ist genau MEINS. Ich liebe das Gefühl auf der Haut, den Griff der Materialien und eben die Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut, als erste von vielen Schichten getragen werden. Die Körperformen abzubilden, die Herausforderung, dass sich nur das „abzeichnet“, das sich abzeichnen soll. Einfach bequeme, hübsche Wäschestücke herzustellen, die den Alltag verschönbessern.

FP: Wann war Ihnen klar, dass Sie diese Passion beruflich umsetzen wollen – und wie verlief der Weg dorthin? Welche beruflichen Stationen gab es?

KR: Gewusst habe ich das schon immer. Ich stamme aus einer Familie von selbständigen Handwerkern. Für mich war klar, dass ich diesen selbstbestimmten Weg bestreiten möchte. Und das im textilen Bereich. Viel Leidenschaft und Herzblut, gepaart mit dem erlernten Handwerk.

Vor der Ausbildung als Damenschneiderin durfte ich in einem ortsansässigen Laden für Stoffe und Schneiderbedarf jobben. Dann die 3-jährige Ausbildung in einem Maßatelier in Kaiserslautern, gefolgt vom Besuch der Modeschule.

Ein Mini-Zwischenstopp direkt nach der Schule im Pelz- und Lederbusiness. Doch der Drang nach eigenem Schaffen und Erschaffen meiner Kollektionen war größer.

Als Nebenberuf war k.triny* bereits angemeldet und mein Herz schlug heißer dafür als für einen „Erfahrungen-sammeln“-Beruf.

FP: Auf Ihrer Homepage ist eine klare Ansage zu lesen, sie lautet: „Wir empfinden das Tragen von schönen, reizenden Dessous nicht als erotischen Karneval. „ Ist das als Anspielung auf eine – gefühlt – immer verrücktere Darstellung von Mode – und damit auch von Wäsche – gemeint, die nicht selten auch vulgär rüber kommt oder/und werblich so in Szene gesetzt ist?

KR: Ja und Nein. Es geht mir weniger darum, die Mitbewerber anzukreiden, ihre Ware zu sexy oder provokant zu vermarkten. Diese Frage wird bei k.triny* ebenfalls vor jedem Shooting kontrovers diskutiert.

Wie viel Haut gezeigt wird, wie die Posen sein sollen…aber bei aller Liebe…es geht um Unterwäsche…nicht um Latzhosen (lacht). Bei Unterwäsche spielt Sexyness, Ästhetik und Leidenschaft in der Bewerbung immer eine große Rolle.

Ich denke bei der Aussage mit „erotischem Karneval” eher an die Unterwäsche-Modelle. Die wenigsten von uns tragen den strassbesetzten Spitzen-BH im Alltag.

Es muss bequem, angenehm und schön sein. Darauf legen meine Kundinnen den größten Wert. Ein Hingucker sollen die Sachen trotzdem sein. Und darum kommen sie zu mir. Ich schaffe es mit Können und Erfahrung aus jedem Teil einen Hingucker zu zaubern- auch ohne erotischen Karneval und so, dass sich meine Damen nicht verkleidet fühlen.

Es sei denn, sie legen es darauf an. Denn auch das darf einer der Wünsche sein, den sie an mich richten.

FP: Wie sind Sie in Ihr Business gestartet und mit wie viel Leuten arbeiten Sie?

KR: Nach dem kurzen Besuch in einem Modeunternehmen – nach dem Studium -war für mich klar, dass ich den Weg in die Selbständigkeit wagen will.

Da war ich 23 Jahre alt und voll jugendlichem Freisinn. Nichts stand mir im Wege und ich habe immer den Rückhalt meiner Familie und meines Mannes gehabt. Also, was sollte schon schief gehen?

Die erste Kollektion war nebenberuflich entstanden und wartete darauf, an die Frau gebracht zu werden. Und Plötzlich hing in einem Laden, von dem ich immer behauptet hatte, das wäre „meiner“ ein Schild: „zu vermieten“.

Das war ein Wink des Schicksals mit einem riesigen Zaunpfahl!

Also nichts wie rein mit mir in diesem Laden. Seit dem arbeite ich mit k.triny* Lingerie an meinem Traum. Meist alleine mit Unterstützung aus dem Hintergrund von Freunden und Familie. Manchmal mit einem Praktikanten für ein paar Wochen an meiner Seite. Doch jedes k.triny* Wäschestück entsteht durch mich in handwerklicher Einzelanfertigung.

FP: Wie sind Sie auf den Namen k.triny* gekommen?

KR: Katrin, k.triny* klingt erst einmal naheliegend. Aber auch das war ein Prozess.

Die erste Kollektion war schon fotografiert, doch weder Fotograf noch ich waren überzeugt von dem Label, das da lautete k.r.arts*. Da mein Spitzname innerhalb meiner Familie schon immer Trinie ist habe ich ihn mir als Labelnamen zu Eigen gemacht und so entstand k.triny*

FP: Welchen Unterschied bieten Sie Ihren Kundinnen und Kunden mit Ihren Produkten – im Vergleich zu herkömmlicher Wäsche?

KR: Meine Kunden dürfen erwarten, dass jedes Teil in Einzelanfertigung entsteht und eine bequeme und vorteilhafte Passform bietet.

Die Materialqualitäten stammen zu fast zu 100% aus Deutschland. Ich kann bei der Fertigung auf körperliche Eigenheiten und die Wünsche meiner Kundinnen und Kunden eingehen, da sie direkt mit mir als dem Produzenten kommunizieren.

FP: Ihre Stoffe beziehen Sie von verschiedenen Partnern, so auch von traditionellen Unternehmen aus Sachsen oder Baden Württemberg. Was ist Ihnen  hierbei wichtig?

KR: Als Unternehmerin ist es wichtig, mit den Produzenten der Rohware und der Zutaten auf Augenhöhe zu kommunizieren. Meine deutschen Hersteller verstehen sowohl die wirtschaftlichen Besonderheiten eines kleinen Betriebes als auch die Chance auf Wachstum. Mir persönlich ist es wichtig, diese Textilproduzenten im eigenen Land zu besuchen und deren Ware wert zu schätzen.

Ich bin gerne bereit, einen höheren Preis für tolle, kontrolliert entstandene Ware zu zahlen. Das merkt man in der Qualität und in der Verarbeitung. Auch für manch einen k.triny* Fan spielt es eine Rolle für den Kaufentscheid, wenn er weiß, dass nicht nur die Herstellung des Produkts sondern auch die Zutaten „made in Germany“ sind.

FP: Ihre Philosophie ist an „Slow-Fashion“ orientiert, einem Konzept, das – unter anderem – auf handgemachte Fertigung, faire Produktion und Nachhaltigkeit setzt. Welche Chancen hat so ein Ansatz, sich langfristig zu etablieren, wenn man parallel dazu sieht, wie Billigketten bundes- und weltweit die Einkaufsstraßen dominieren und mit Ware aufwarten, die nicht nur täglich neu kommt, sondern oft auch unter schlimmen Bedingungen hergestellt wurde?

KR: Das ist ein schwierig zu fassendes Thema. Auch für mich. Die Preise und das Preisempfinden werden leider von diesen Billigketten geprägt oder gesteuert.

Die Schere geht hierbei so weit auseinander, dass das Empfinden für Preis-/Leistung so langsam verloren geht. Ich schüttele natürlich den Kopf, wenn eine Supermarktkette oder ein Textildicounter 5 Slips für 10,00 € anbietet. Ich hingegen weiß durch genaue Kalkulation in der Einzelanfertigung, dass ich einen Slip für ca 23,00 € oder mehr anbieten muss.

Das liegt an so vielen Faktoren, dass es ein Buch füllen könnte und die ich hier nicht weiter ausführen will. Fakt ist einfach, dass es für jeden Konsumenten eine Anlaufstelle gibt. Für jedes Lebenskonzept einen Laden. Für jede Preisspanne viele Produkte. Es gibt BIO, Fairtrade, slowFashion und mannigfaltig mehr Konzepte und „Religionen“, nach denen ein jeder leben mag.

Und dann noch der eigene Kopf. Wir alle lieben „Schnäppchen“. Doch statistisch ist schon oft bewiesen, dass, wer billig kauft meist zweimal kaufen muss .

Die Qualität – ob es sich nun um hochwertige Unterwäsche oder um Obst/Gemüse oder Fleisch handelt – kann nicht die gleiche sein, wenn man hinter die Kulissen schaut und sich mit dem Thema befasst.

Meine Kunden setzen auf meine Qualität. Und darauf muss ich weiterhin setzen und mich an ihnen orientieren.

FP: Sie sind nicht nur Unternehmerin, sondern auch Mutter – wie vereinbaren Sie Familien- und Arbeitszeit?

KR: Seit der Geburt meiner Tochter vor fünf Jahren ticken die Uhren anders. Das muss so sein und ist wichtig und richtig. Doch ich musste mich sehr daran gewöhnen, dass nun nicht mehr ich den Ton angab, sondern die Familie. Aus 50-60 Stunden/Wochen wurden plötzlich 30, wenn es hoch kam.

Ich habe mir die Zeit hart zurück erkämpft. Ich wollte immer schon beides – Mutter sein und Unternehmerin.

Ich arbeite jeden Tag daran, beides miteinander zu vereinigen. Es gibt Tage, da gelingt es und es gibt Tage, da kann von einem Gelingen nicht die Rede sein.

Nachmittags ist Familienzeit, vormittags bis zum Abholen in der Kita ist Arbeitszeit. Doch auch seit der Geburt der Kleinen hat sich die Sicht von außen auf mich verändert. Viele liebe Menschen in meiner nächsten Umgebung halten meine Arbeit seit der Mutterschaft mehr noch für ein Hobby. Oder stellen in Frage, ob ich denn noch arbeite – oder richtig arbeite.

Das ist so manches Mal frustrierend.

Denn ich liebe, was ich tue und reiße mir fast täglich ein Bein dafür aus. Ich kenne selbständige Mütter, denen es genauso oder ähnlich geht. Das gibt mir den nötigen Rückhalt in solchen Momenten.

Also Mutter agiere ich instinktiv.

Ich bringe bei, ich bastele, ich backe, koche, lese. Ich liebe.

Wie alle anderen auch. Mir ist wichtig, dass meine Kinder – denn bald, in sieben Wochen sind es zwei -, wissen, dass Mama arbeitet. Ich möchte ein Vorbild sein und ihnen zeigen, dass man alles erreichen kann, wenn man einen Traum hat.

Als Mensch, Mutter, Vater.

Und dass es sich lohnt beharrlich an einem Traum zu arbeiten, Durststrecken zu überstehen und Erfolge zu feiern.

FP: Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?

KR: ein normaler Tag – ohne besondere Vorkommnisse – sieht so aus:

7:10 Uhr: aufstehen und Frühstück mit der Familie,

8:30 Uhr: Mann und Kind verabschieden und mit einer Tasse Kaffee vor den Computer und eMail checken/beantworten, Website pflegen/Facebook- Beiträge planen,

zwischen 9:00 Uhr und 9:30 Uhr: bis 12:30 Uhr Aufträge bearbeiten,

12:30 Uhr: Mittagessen,

13:00 Uhr: zurück an die Arbeit,

15:00 Uhr: Tochter abholen,

Rest des Tages – glückliche Mama sein,

Abends Sofa oder Ablage k.triny*,

23.00 Uhr: schlafen.

FP: Was tun Sie, wenn Sie Freizeit haben – gibt es Hobbys?

KR: Ich backe leidenschaftlich gerne, mache Yoga, im Sommer werde ich Stand-up-paddeln, Freunde treffen und – wenn es sein muss – ein bisschen Gartenarbeit.

FP: Welche neuen Aktionen oder Projekte planen Sie mit k.triny – können Sie schon etwas verraten?

KR: Wie schon gesagt, Ende Mai bekomme ich einen kleinen Jungen. Das hat nun erst einmal Priorität. Natürlich bin ich weiterhin für meine Kunden da und auch neue Werke entstehen. Doch ein „geheimes“ k.triny* Projekt ist gerade nicht geplant.

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass so etwas nichts brächte – außer Stress. Auf Ende des Jahres und pünktlich zur Vorweihnachtszeit wird es eine feine Kollektion geben. Bis dahin sind die Lager gut bestückt, denn ich war fleißig. Ich freue mich  über Anfragen und Wünsche.

Doch auch hier gilt…“Früher Vogel fängt den Wurm“.

Im Sommer werden die Uhren im k.triny* Atelier ein wenig langsamer ticken.

Doch ich weiß, dass ich auf das Verständnis meiner Kunden vertrauen kann. So wie sie auf mich vertrauen.

http://www.triny.de/

Bildnachweise: k*triny, Katrin Recktenwald, Carmen Moosmann, Rüdiger Schestag

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