Geht es nach vielen „Journalisten“ heutzutage sind die Ossis schuld: an den Wahlergebnissen, an der gesellschaftlichen Spaltung im Lande, an neuen, rauheren Tönen – überhaupt an allem. Mancher schäumt noch heute, dass sie überhaupt gekommen bzw. nun auch Teil des gesamten Landes sind: die Menschen aus den neuen Bundesländern, die mancher Westdeutsche mehr zu hassen scheint, als den grabschenden Zuwanderer.
Der Ossi – oft gemobbt und verächtlich gemacht
So verwundert es auch nicht, dass medial immer ein latentes Ossi-Bashing vorherrscht oder man von diesen Leuten permanent etwas liest, das mit Negativem verbunden ist.
Meist sind das politische Artikel, aber auch im Bereich des „Vermischten“ geht es oftmals gegen den gemeinen Ossi, wird vieles dafür getan, diese Menschen in ein schlechtes Licht zu rücken. Kein Wunder also, dass nun auch der Bereich „Zwischenmenschliches“ dran ist, wenn man ostdeutsche Lebensart thematisiert.
Ganz konkret: die Untreue. Und wie nicht anders zu erwarten, ist die „Studie“, in der man das häufigere Fremdgehen den Leuten aus den neuen Bundesländern zuschreibt, eine, die von einer Partnervermittlung initiiert wurde.
Bei “Studie” ist stets Vorsicht geboten, vor allem beim Thema “Ossi”
Kommen selbige ins Spiel oder – noch schlimmer – Seitensprungportale, dann ist Vorsicht geboten, vor allem im Zusammenhang mit dem Wort „Studie“. Denn es dürfte vordergründig reine PR sein, was da von solchen Anbietern in die Welt hinaus posaunt und leider von viel zu vielen Redaktionen ungefragt übernommen wird.
Und – mal ehrlich: es klingt irgendwie immer unseriös, wenn bei solchen Themen eine bestimmte, regionale Gruppe für etwas stehen soll. Hier ein Auszug aus der „Studie“, die dieser Tage auf bunte.de erschien:
„Im Osten wird am meisten betrogen und im Süden sind die Leute am treusten. Und auch in kleinen Ortschaften oder kleineren Metropolen sollen die Deutschen treuer sein, als in den Großstädten. Weiter interessant scheint auch, dass mehr als die Hälfte der Fremdgeher männlicher Natur ist. Bereits jeder dritte liierte Bewohner in Ostdeutschland, rund 29 Prozent, gab an, seinen derzeitigen oder vergangenen Partner schon mal betrogen zu haben.“
Diese Zeilen triefen nur so vor reinsten Pseudo-Erkenntnissen! Zunächst einmal dürfte es kaum ermittelbar sein, wie viele Leute WO fremdgehen, da auf diesem Gebiet wohl auch am meisten gelogen wird. Außerdem ist eine Partnervermittlung wie Parship auch nicht wirklich prädestiniert dafür und glaubwürdig wohl auch eher weniger.
Bezeichnend auch, wie man die Tatsache, dass wohl mehr Männer fremdgehen, als ein Detail herausstellt, dass „interessant“ scheint. Das ist nicht interessant, das ist einfach ein Fakt. Seit Jahrzehnten, wenn nicht gar seit Jahrhunderten.
Fremdgeher kommen von überall her
Da wir auch das Magazin männliche-untreue.de betreiben, kommen wir übrigens fast täglich mit Frauen in Kontakt, deren Männer sie betrügen und oftmals über lange Zeiträume fremdgehen oder fremdgegangen sind.
Auch kommunizieren wir in diesem Zusammenhang mit Frauen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, es ist mitnichten so, dass es der Ossi-Mann ist, der als Fremdgeher eine besondere und häufige Geige spielt.
Es gehen nämlich in allen Regionen Männer fremd – so wie Frauen auch.
Insofern ist die Aussage der „Studie“ mehr als gewagt, auch vor dem Hintergrund, dass wahrscheinlich schon in diesem Moment an der nächsten Erhebung gebastelt wird, die dann vielleicht den Mann in Berlin an die Spitze der Fremdgeher-Charts stellt. Insofern: man sollte mit solchen Gaga-Studien nur eines machen. Sie links liegen lassen.
Warum wir das nicht getan haben? Weil wir zum Großteil selbst im Osten ansässig oder aufgewachsen sind und sich uns ein anderes Bild der Lage darstellt. Nämlich das des familienbezogenen, bodenständigen Ossi-Mannes. Natürlich ist das eine rein persönliche Wahrnehmung und es wird noch mehr als genug Männer aus dem Osten geben, die fremdgehen.
Leute aus den neuen Bundesländer sind oft die Prügelknaben der Nation
Nur sollte man wissen, dass Untreue eben nicht auf nur eine Region bezogen werden kann. Und auf „fast-nur-Ossis“ schon gar nicht.
Weil aber derzeit die Leute aus den neuen Bundesländern für vieles herhalten müssen, wo Redaktionen negative Zusammenhänge herstellen wollen, werden wir mit dieser Art des Bashings wohl noch eine Weile leben müssen.
Aber was soll`s – wir wissen, dass die Dinge zumeist anders liegen und nehmen es mit Humor. Deshalb: werden Sie bitte auch als Ossi-Frau nicht unruhig und tun sie das einzig richtige: klicken Sie solche „Studien“ weg!
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