waldRuhe und Erholung – die finden viele Menschen im Wald. Der Aufenthalt in dieser – von würzig-harziger Luft geprägten – Umgebung wirkt auf viele beruhigend und entspannend. Anziehend wirkt auf so manchen auch das Geheimnisvolle und Mystische, das dem Wald inne wohnt.

Für nicht wenige Frauen liegt aber genau darin das Problem – sie beschleicht ein mulmiges Gefühl, wenn sie nur daran denken, allein im Wald zu sein. So mancher Spaziergang wird deshalb gar nicht erst ausgeführt oder nach kurzer Zeit schon beendet.

Mulmiges Gefühl im Wald berechtigt?

Doch muss man im Wald überhaupt ein mulmiges Gefühl – oder gar Angst! – haben? Wir haben jemanden befragt, der sich auskennt: Tony Schnurrpfeil, für den die Wälder ein zweites Zuhause sind und die er als Jäger durchstreift.

Er hat beruhigende Nachrichten. Lesen Sie selbst:

FP: Wenn Frauen in den Wald gehen, haben sie oft ein mulmiges Gefühl, das aber meist nicht erklärbar ist. Sicherlich ist den meisten bewusst, dass kein Schwerverbrecher hinter dem nächsten Baum lauert, aber ganz abschütteln lässt sich dieses Gefühl nicht.  Kannst Du uns aus Deiner Erfahrung sagen, ob es das überhaupt gibt: dass zwielichtige Gestalten durch den Wald streifen?

TS: Es kommt schon mal vor,  dass man im Wald jemanden trifft der sich seltsam verhält. Meist sind das Geocacher, Sterngucker oder auch mal einer der Holz klaut. Wirklich bösen Buben bin ich im Wald noch nicht begegnet. Zum mulmigen Gefühl möchte ich noch sagen, dass es bei mir genau umgekehrt ist. Im Wald fühle ich mich sicher.

Den Wald muss man kennenlernen

Es ist wohl so, dass man den Wald kennen und kennenlernen muss. Je besser man die Gerüche und Geräusche deuten kann und je mehr Zeichen des Waldes man lernt, umso sicherer fühlt man sich.

FP: Ein weiterer Punkt, den viele Frauen im Wald ein wenig unheimlich finden, sind Tiere. Wie z. B. Wildschweine. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, tagsüber einem solchen Tier im Wald zu begegnen?

TS: Sofern Frau auf den Wegen oder in der Nähe derselben bleibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Obwohl man beim einfachen spazieren gehen mehr Wild sieht als auf der Jagd. Das Wild kennt den Unterschied. Naher Kontakt ist unter normalen Umständen sehr unwahrscheinlich, allerdings nicht unmöglich.

FP: Und wenn doch das Unwahrscheinliche eintritt und ich stehe einem schlecht gelaunten Tier gegenüber – wie verhalte ich mich?

TS: Darauf gibt es keine allgemeine Antwort. Das hängt vom Wild ab – ob es verletzt ist. Und von der Situation. So was ist immer gefährlich. Von sofortiger Flucht bis zum angehen des Wildes kann alles richtig oder falsch sein. Tierabwehrspray ist aber recht wirksam, sofern zur Hand und nicht gerade ein rauschiger Keiler durchdreht.

FP: Eine Frage zur Orientierung im Wald. Was, wenn ich sie verloren habe und auch das Handy keinen Empfang hat – wie finde ich wieder raus?

TS: Ruhig stehen bleiben und auf Straßengeräusche oder menschliche Stimmen achten. Dann in diese Richtung gehen. Immer auf den Wegen bleiben. Tagsüber sieht man am Licht die Himmelsrichtung. Weiß man, woher man kam, findet man so zurück. Nachts, bei klarem Himmel bestimmt man die Himmelsrichtung über den hell leuchtenden Polarstern im Norden.

Orientierung am Wuchs der Bäume

Kennt man die in der Gegend vorherrschende Windrichtung sieht man am Wuchs der Bäume die Himmelsrichtung. Ich persönlich mache es aber anders. Ich nehme mein Smartphone und frage „Google, wo ist die nächste Kneipe?“. 🙂

FP: Momentan in aller Munde: der Wolf. Spielt er eine Rolle in deutschen Wäldern – zu Zeiten, an denen Menschen für gewöhnlich im Wald unterwegs sind?

TS: Der Wolf wird nicht bejagt und hat dadurch teilweise seine Scheu vor dem Menschen verloren. In unserer Gegend spielt canis lupus praktisch keine Rolle. Eine Verteidigung gegen einen angreifenden Großprädator, in dessen Beuteschema der Mensch fällt, ist dem unbewaffneten Menschen nicht möglich.

Jedoch gab es in Deutschland in der Neuzeit noch kein Opfer und die Wahrscheinlichkeit dafür ist zur Zeit auch sehr gering. Wohin sich dieses Experiment aber entwickelt, ist offen.

FP: Was sollte der Mensch im Wald auf jeden Fall beachten bzw. lassen – Deine Tipps aus Erfahrung?

TS: Wichtig ist gutes Schuhwerk und angemessene Kleidung, wenn es auch Spaß machen soll. Auf den Wegen bleiben oder zumindest niemals ins Unterholz gehen. Dort sind die Einstände des Wildes, ihr Wohnzimmer. Stolpert jemand in den Wurfkessel einer Bache sind schwere Verletzungen noch das kleinere Problem.

Nichts essen, das man nicht kennt!

Nicht in Dornenbewuchs gehen, vor allem nicht in den Schwarzdorn. Nichts essen, das man nicht sicher kennt. Hunde nur ableinen, wenn sie zuverlässig kommen. Hetzt z. B. Omas kleiner Pudel im Winter ein Reh – auch nur kurze Zeit – ist die Gefahr groß, dass das Tier daran verendet.

Was man in den Wald mitnimmt, nimmt man auch wieder mit raus. Und bitte keine jagdlichen Einrichtungen benutzen oder gar beschädigen. Und lasst den Wald auf euch wirken, hört ihm zu.

FP: Als Jäger ist der Wald Dein zweites Zuhause, Du bist dort auch nachts viel unterwegs. Sind Dir schon mal skurrile Begegnungen passiert und wenn ja: was für welche?

TS: Ja, im Laufe der Jahre hatte ich auch einige merkwürdige Begegnungen.

Natürlich bekommt man, vor allem nachts, alles mit. Aber außer sich merkwürdig oder auch sich völlig natürlich benehmende Menschen, gab es da nie etwas.

Bloß keine nackten Waden!

Tagsüber bin ich aber mal angegriffen worden. Von einer hysterischen Frau die offensichtlich eine Jagdgegnerin war. Um ein Haar hätte mein Hund sie gehabt. Ich konnte das gerade noch verhindern. Wir beide, Hund und ich, waren ja von der Situation völlig überrascht worden.

Von zwei Grünninen wurde ich mal beschimpft, ehe ich auch nur ein Wort sagen konnte. Ich wollte denen eigentlich nur mitteilen dass sie im Schwarzdorn stehen, bekam aber keine Gelegenheit dazu. Also ging ich – aber nur, um keine fünf Minuten später ihren Hilferufen zu folgen und sie da raus zu holen.

Mit Lederhose und Jagdstiefeln ist das kein Problem, mit nackten Waden und Turnschuhen schon.

Bildnachweis: PEXELS, https://www.pexels.com/photo/autumn-colors-deciduous-enjoy-47415/

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